Auf dem Papier war die Formel-1-Saison 2013 für Caterham schlichtweg eine zum Vergessen. Tony Fernandes' Rennstall belegte den elften und letzten Rang bei den Konstrukteuren, und verlor somit in der vierten Saison erstmals im Kampf der kleinen Teams. Bei genauerer Betrachtung der vergangenen knapp acht Monate fällt jedoch auf, dass es durchaus auch positive Aspekte gab, an denen sich das Team für die kommende Saison orientieren kann.

Das Team: Die Saison 2013 begann für Caterham denkbar schlecht. Bedingt durch den innerländischen Umzug von Norfolk nach Leafield war der britisch-malaysische Rennstall durch die fehlende Entwicklungszeit vor der Saison gezwungen, mit einem Rennwagen auf Niveau des Vorjahresauto in die neue Saison zu starten. Mitte der Saison stellte Caterham durch effektive Entwicklungsarbeit und zahlreiche Updates dann jedoch nicht nur den Anschluss an Marussia wieder her, sondern wandelte den einstigen Rückstand gar in einen deutlichen Vorsprung um.

Ab dem Großbritannien GP Ende Juni gelang dem Team das Kunststück, in neun von zehn Rennen mit mindestens einem Auto vor dem russischen Erzrivalen ins Ziel zu kommen - und dies mit teils eklatanten zeitlichen Abständen von über einer Minute. Jedoch profitierte Marussia nach wie vor von Jules Bianchis dreizehntem Rang in Malaysia, der in der Endabrechnung für seinen Rennstall sprichwörtlich Gold wert war. Es drängt sich angesichts des Saisonverlaufs allerdings der Verdacht auf, dass ein zehnter Rang in der Konstrukteurswertung für Caterham das verdientere Endresultat gewesen wäre. Der verschlafene Saisonstart kam Caterham somit teuer zu stehen.

Das Auto: Der CT-03 erblickte ohne größere Updates zum CT-01 des Jahres 2012 bei den Testfahrten vor der Saison das Licht der Welt, war jedoch bis zum ersten größeren Update-Paket beim fünften Lauf in Barcelona keinesfalls konkurrenzfähig. Vor der Saison versuchte sich Caterham an einer speziellen Konstruktion, bei der im Coanda-Schacht am Ende des Auspuffs ein zusätzlicher Flügel installiert war, der zusätzlichen Abtrieb garantieren sollte. Da die Schächte jedoch per Reglement frei bleiben müssen, war das Team gezwungen, den Renault-befeuerten Rennwagen diesbezüglich zurückzubauen.

Ab Barcelona gelang zwar eine sukzessive Steigerung des Pakets, da Caterham aber auch nach der Sommerpause immer noch keinen Anschluss an Williams - und somit das hintere Mittelfeld - gefunden hatte, stellte der britisch-malaysische Rennstall die Weiterentwicklung zumindest offiziell als erstes Team ein und legte den Fokus ausschließlich auf den Boliden für die Saison 2014.

Der Flügel im Schacht hinter dem Auspuff des Caterhams, der zusätzlichen Abtrieb garantieren sollte, ist per Reglement verboten und musste noch vor dem ersten Rennen entfernt werden., Foto: Sutton
Der Flügel im Schacht hinter dem Auspuff des Caterhams, der zusätzlichen Abtrieb garantieren sollte, ist per Reglement verboten und musste noch vor dem ersten Rennen entfernt werden., Foto: Sutton

Die Fahrer: Nachdem sich Pic in seiner zweiten Formel-1-Saison in der ersten Hälfte 2013 klar gegen Giedo van der Garde durchsetzte, zeigte sich der niederländische Rookie spätestens seit dem Wechsel auf die Vorjahresreifen überraschenderweise als der konstant Stärkere, und schloss die Lücke signifikant. In acht der ersten neun Rennen sah Pic vor seinem Stallgefährten die Zielflagge - beim sechsten Lauf in Monaco schied der Franzose mit einem Motorschaden aus.

Jedoch fiel die Bilanz am Ende der Saison sowohl bei den Qualifying-Duellen als auch den Zieleinläufen mit jeweils 11:8 lediglich äußert knapp für Pic aus, was den enormen Fortschritt van der Gardes noch einmal verdeutlicht. Dennoch geht Pic als knapper Sieger des teaminternen Duells hervor, was auch unsere Redakteure in ihrer Fahrer-Benotung auf Motorsport-Magazin.com so nachempfanden (Durchschnittsnoten 2013 Pic gegen van der Garde: 3,56 vs. 3,75).

Fazit: Das Duell gegen Marussia hat Caterham zwar verloren, jedoch zeigten die Siege über den direkten Konkurrenten in Saisonhälfte zwei, dass sich das Blatt 2014 ohne weiteres wieder in Richtung des malaysisch-britischen Rennstalls wenden könnte. Vor allem die Tatsache, dass Caterham ab dem späten Sommer ohne Weiterentwicklung am CT-03 den Marussias dennoch derart überlegen war, sollte dem Team von Tony Fernandes für die kommende Saison deutlichen Auftrieb geben, möglicherweise auch den Anschluss ans Mittelfeld zu bewältigen. Lediglich über den Fahrern für die kommende Saison steht derzeit noch ein Fragezeichen, denn für den Moment sind beide Cockpits noch unbesetzt. Um die richtungsweisende Saison 2014 von Beginn an optimal angehen zu können, sollte Caterham auch an dieser Front schnellstmöglich klare Verhältnisse schaffen. (Samy Abdel Aal)