Für Ferrari endete mit dem Großen Preis von Brasilien eine schwierige Saison. Für Fernando Alonso reichte es wieder nur zu Platz zwei in der Fahrerweltmeisterschaft, Ferrari muss sich gar nur mit Rang drei bei den Konstrukteuren zufrieden geben. Speziell die Form der Mythosmarke in der zweiten Saisonhälfte gibt zu Denken. Dabei ist es kein Geheimnis, dass wohl hauptsächlich das Material für die magere Ausbeute in den letzten Rennen verantwortlich ist.

Speziell gegen Adrian Neweys RB9 sah der F138 blass aus. Eine Schwachstellte soll dabei die Vorderradaufhängung gewesen sein. Seit zwei Jahren setzt Ferrari an der Vorderachse auf ein Pullrod-System, McLaren zog als einziges Team in dieser Saison nach - der (Miss-) Erfolg ist bekannt. Beim Pullrod-System geht es um die Krafteinleitung der vertikalen Radbewegungen. Wird ein Rad - beispielsweise beim Überfahren der Kerbs - angehoben, zieht dabei eine Strebe am Umlenkhebel (Rocker), der wiederum an der Feder-Dämpfer-Einheit angreift.

Die fast waagrechte Einbauposition der Pullrods bringt nicht nur Vorteile, Foto: Ferrari
Die fast waagrechte Einbauposition der Pullrods bringt nicht nur Vorteile, Foto: Ferrari

Das Pendant dazu sind Pushrods. Diese sind an der Unterseite der Radträger angebracht und führen zur Oberseite des Chassis hin. Bei vertikalen Bewegungen der Räder drücken sie auf den Umlenkhebel. Während die Pushrods wie Diagonalen zwischen Rad und Chassis sind, liegen Pullrods fast waagrecht. Die Feder-Dämpfer-Einheit liegt bei diesem System an der Unterseite des Chassis. Weil die Aerodynamiker darauf bedacht sind, das Chassis so hoch wie möglich zu halten, liegt die Feder-Dämpfer-Einheit somit fast auf gleicher Höher wie der Ansatzpunkt der Zugstreben.

Was aerodynamische Vorteile mit sich bringt, ist auch in Bezug auf die Gewichtsverteilung im Fahrzeug vorteilhaft. Der Schwerpunkt liegt somit tiefer. Doch bei der Abstimmung bringt das große Nachteile mit sich. Weil die Längenänderungen, die bei der vertikalen Bewegung der Räder von Pullrods auf den Umlenkhebel weitergegeben werden deutlich geringer sind als bei Pushrods, wirken sich Änderungen bei der Fahrzeugabstimmung deutlich gravierender aus.

Allison spielt Erwartungen herunter

Wie die italienische Autosprint berichtet, soll die Scuderia in der kommenden Saison von Pullrods zu den bewährten Pushrods zurückkehren. Zudem verpuffte der aerodynamische Effekt, den sich Ferrari vom Pullrod-System versprach. "Das ist kein Geheimnis, dass wir in diesem Bereich seit einigen Saisons Probleme haben. Deshalb haben wir in den letzten anderthalb Jahren hart daran gearbeitet und am Ende werden wir die Ergebnisse sehen", so James Allison, der während der Saison von Lotus zurück zu Ferrari gewechselt war.

Dass Allison der Heilsbringer bei der Scuderia sein wird, wagen viele zu bezweifeln, auch der Brite selbst schraubt die Erwartungen an seine eigene Person herunter. "In der Formel 1 kann man nicht alles über Nacht machen. Das Team muss das analysieren, eine Schwachstelle nach der anderen. Es ist Arbeit, die unaufhaltsam gemacht werden muss, auch wenn wir zurück an der Spitze sind", so Allison.