Besuch in Wolsfeld, 70 km entfernt vom Nürburgring. Hier steht die Teamfabrik von Josef Kaufmann Racing, einem Formelteam mit langjähriger und äußerst erfolgreicher Geschichte. Hier verdiente sich der junge Nico Hülkenberg vor neun Jahren seine ersten Sporen. Motorsport-Magazin.com unterhielt sich mit Teamchef Josef Kaufmann über den 26-Jährigen, der 2014 sein viertes Jahr in der Formel 1 angeht.

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2005 sorgte ein junger Deutscher in der damaligen Formel BMW ADAC Meisterschaft für Aufruhr. Sein Name? Nico Hülkenberg! Der Rookie gewann auf Anhieb acht Rennen und wurde überlegen Meister - der Beginn einer Musterkarriere. "Die ersten beiden Formelrennen, die er in seinem Leben fuhr, gewann Nico - und dass im Nassen und im Trockenen", erinnert sich Kaufmann zurück. "Er hat die Formel BMW gewonnen, wurde Meister im A1 GP und schnappte sich als Rookie den GP2-Titel - besser geht es nicht. So einer macht doch vor der Formel 1 nicht Halt."

Über Williams und Force India gelang er 2013 zu Sauber. Nach einem Jahr bei den Schweizern kehrt Hülkenberg in der kommenden Saison zu seinem früheren Rennstall Force India zurück. Wenn es um Hülkenbergs Talent geht, gerät Kaufmann, seit mehr als 40 Jahren im Motorsport aktiv, ins Schwärmen. "Ich bin überzeugt, wenn Nico ein gutes Auto bekommt, wird er Weltmeister. Für mich gehört er zu den fünf besten Fahrern in der Formel 1. Im Nassen ist er unschlagbar, für mich sogar der Beste."

Von der ersten in die zweite Reihe

Seine Fähigkeiten bei nassen Bedingungen ließ Hülkenberg 2012 beim Saisonfinale in Brasilien aufblitzen, als er im Regen seine ersten Führungskilometer abspulte. Hülkenberg und Interlagos - das passt einfach. Auf dem Circuit Jose Carlos Pace holte der Deutsche 2010 seine erste Pole Position in der Königsklasse. "Und das mit einem Auto wie dem Williams", lobt Kaufmann. "Das muss man erst einmal schaffen, der Williams war damals kein Top-Auto." Trotzdem fiel Hülkenberg 2011 durch den Rost und musste sich mit der ungeliebten Rolle des Ersatzmannes bei Force India begnügen.

Für Kaufmann ein Unding. "Das musste mit Geld zusammenhängen, ansonsten hätte Nico niemals ein Jahr lang pausieren dürfen", sagt er. "Wenn ich McLaren oder Mercedes wäre, dann hätte ich den Nico als Fahrer verpflichtet." Es ist nicht nur der Speed, den Kaufmann an Hülkenberg schätzt, sondern auch seine Einstellung zum Sport, die er schon in jungen Jahren an den Tag legte. "Nico hat viel bei uns in der Teamfabrik gearbeitet. Das ist einer, der selbst mit anpackt und technisch sehr versiert ist. Manch andere wollten nur ihren Spaß haben und Rennen gewinnen, aber die bringen es nicht weit", erzählt Kaufmann.

Hülkenberg fuhr 2006 in der Formel 3 für Kaufmann Racing, Foto: Speed Academy
Hülkenberg fuhr 2006 in der Formel 3 für Kaufmann Racing, Foto: Speed Academy

Hülkenberg sei von einem anderen Schlag gewesen. Einer, der sämtliches Wissen aufsaugte und sich nicht zu schade war, sich auch einmal die Hände schmutzig zu machen. "Wenn die Autos an den Rennwochenenden ausgeladen wurden, war er immer sofort dabei. Andere lassen alles liegen, aber die wirklich Guten identifizieren sich mit ihrem Auto. Es ist wichtig, dass man weiß, wie so ein Auto funktioniert", betont Kaufmann. Seit den gemeinsamen Formel BMW- und Formel-3-Zeiten von 2005 bis 2006 sind einige Jahre vergangen, doch Kaufmann beobachtet Hülkenbergs Karriere immer noch genau.