Die "silly season" machte 2013 ihrem Namen mehr als nur alle Ehre. Bereits seit Monaten schwirren wie alle Jahre wieder Namen von Fahrern und Teams hinsichtlich möglicher Vereinigungen durch Paddock und Medienwelt - jedoch scheint es in diesem Jahr schlimmer und unübersichtlicher denn je. Wie auch auf der Strecke sind die Top-Teams bezüglich ihres schnellen Personals vornedran und haben ihre Planungen für 2014 weitestgehend abgeschlossen. Wie Motorsport-Magazin.com im Rahmen des Brasilien-Grand Prix erfuhr, soll nun auch Mittelfeld-Team Force India nach wochenlangem Hickhack endlich zugeschlagen und mit der Verpflichtung von Nico Hülkenberg und Sergio Perez für die kommende Saison ein schlagkräftiges Fahrerduo zusammengestellt haben.

Jedoch verbleiben auch jetzt noch sechs Cockpits, die für das kommende Jahr zumindest offiziell noch unbesetzt sind. Mehrere Fahrer machen sich demnach Hoffnungen auf einen Verbleib in der Königsklasse des Motorsports. Um Euch bei all dem Wirrwarr einen Überblick zu verschaffen und auf dem Laufenden zu halten, haben wir sämtliche Fahrerentscheidungen, bestätigte und unbestätigte Wechsel sowie die Wackelkandidaten noch einmal zusammengestellt:

Ruhe und Planungssicherheit bei den Topteams

Sowohl Red Bull, Mercedes als auch Ferrari haben spätestens seit Monaten Ruhe bezüglich ihrer Personalplanung und können sich nun mit aller Kraft auf die perfekte Vorbereitung der kommenden Saison konzentrieren. Zwar hatten auch Red Bull und Ferrari im Spätsommer einigen Trubel hinsichtlich der Verpflichtung eines zweiten Piloten, als vor allem die Personalie Kimi Räikkönen für viel hin-und-her und wilde Gerüchte sorgte, jedoch kehrte auch schnell wieder Ruhe ein. Red Bull entschied sich letztlich für Daniel Ricciardo als Teamkollege von Sebastian Vettel, Räikkönen kehrt zurück an die alte Wirkungsstätte Ferrari.

Traditionsrennställe ebenfalls mit fixer Fahrerpaarung

Auch McLaren und Williams gehörten zu den Teams, die es noch vor Saisonende schafften, die Piloten für das Jahr 2014 an sich zu binden. Während McLaren neben dem langjährigen Stammpilot und Ex-Weltmeister Jenson Button auf den Dänen Kevin Magnussen aus der Renault World Series 3.5 setzt, verstärkte sich Williams mit Ferrari-Urgestein Felipe Massa als Stallkollegen für den Finnen Valtteri Bottas. Besonders kurios: Erst vor einem Jahr hatte McLaren Sergio Perez nach einer starken Saison bei Sauber unter Vertrag genommen, sich von diesem trotz starken Saisonendes wohl aufgrund fehlender versprochener Gelder seiner Sponsoren wieder getrennt. Pastor Maldonado, der wohl den dicksten Geldkoffer im Gepäck haben dürfte, kehrte Williams nach einer mehr als enttäuschenden Saison mit lediglich einem Punkt aus freien Stücken den Rücken.

Problemfall Lotus

Es hätte für Lotus alles wie am Schnürchen laufen können. Das Team, das zu Beginn des vorigen Jahres Kimi Räikkönen aus dem Rallye-Exil geholt hatte, war nach einer starken ersten Saisonhälfte sportlich gesehen weiterhin erste Option des 'fliegenden Finnen'. Nach einer rasanten Entwicklung von Romain Grosjean schien das Team über eines der schlagkräftigen Duos zu verfügen, das problemlos als erste Kraft hinter Überteam Red Bull für Furore hätte sorgen können. Jedoch machten Geldsorgen, nichtbezahlte Gehälter sowie fehlende Sicherheiten für das kommende Jahr der aufstrebenden Truppe einen Strich durch die Rechnung.

Lotus' finanzielle Probleme führten zum Abgang von Superstar Räikkönen - und zu einer ungewissen Zukunft, Foto: Sutton
Lotus' finanzielle Probleme führten zum Abgang von Superstar Räikkönen - und zu einer ungewissen Zukunft, Foto: Sutton

Nachdem das Team Räikkönen weder Gehalt, Sicherheiten, noch ein schlagkräftiges Paket für 2014 bieten konnte, kehrte der Star-Pilot dem Team den Rücken. Romain Grosjean will nach einem starken Saisonende auf jeden Fall bleiben und hat auch schon einen Vertrag für die kommende Saison unterschrieben - allein es fehlt momentan das Geld, eine definitive Teilnahme des von Genii Capitals gesponsorten Teams auch 2014 zu garantieren. Demnach lässt eine Vertragsbestätigung durch Genii-Boss Gerard Lopez weiter auf sich warten, ebenso wie die seit Wochen angekündigten Millionen aus einem Deal mit der arabischen Investoren-Gruppe Quantum.

Sollte der Deal platzen, bliebe Lotus noch das 'Hintertürchen' Pastor Maldonado, der wohl 35 Mio. Euro von der venezolanischen Regierung im Gepäck hat und dem Team die dringend benötigten Gelder beschaffen könnte. Sollte sich Maldonado gegen Lotus entscheiden - etwa da das Team sich öffentlich zu Nico Hülkenberg als Wunschpilot bekannte - stünde der Rennstall wohl vor dem vorläufigen Aus. Zwar war Heikki Kovalainen kurzzeitig ebenfalls als Räikkönen-Ersatz im Gespräch, jedoch lassen ein missglücktes Intermezzo in den letzten beiden Saisonrennen sowie fehlende Geld-Mitbringsel des Finnen diese Personalentscheidung höchst unwahrscheinlich erscheinen.

Toro Rosso und Force India nicht mehr auf dem Markt

Red-Bull-'Farmteam' Toro Rosso machte nach Daniel Ricciardos Aufstieg als Nachfolger Mark Webbers Nägel mit Köpfen und verpflichtete den talentierten Russen Daniil Kvyat aus dem eigenen Nachwuchsprogramm. Jedoch verwunderte es ein wenig, dass der bisherige Favorit Felix Antonio da Costa auf der Strecke blieb. Lange Zeit ließ der indische Rennstall Force India seine Fahrerpaarung Adrian Sutil und Paul di Resta über den Status für die kommende Saison im Unklaren - und setzte letztlich beide vor die Tür. So sollen unmittelbar nach dem letzten Rennen 2013 sowohl Nico Hülkenberg als auch Sergio Perez frische Verträge für mindestens 2014 unterschrieben haben.

Sauber und Caterham noch blank - Marussia nun auch belegt?

Bisher ohne Fahrer für die neue Saison präsentieren sich der von Geldsorgen gezeichnete schweizer Sauber-Rennstall sowie Schlusslicht Caterham. Letztere haben in der diesjährigen Fahrerpaarung Charles Pic und Giedo van der Garde sowie auch Ersatzfahrer Kovalainen drei Optionen, aus denen sie sich im Bedarfsfall jederzeit bedienen können dürften. Sauber hat nach der Absage an Leistungsträger Hülkenberg scheinbar bereits einen Ersatz gefunden, und steht nach Informationen von Motorsport-Magazin.com kurz vor der Verpflichtung von Adrian Sutil. Ob Sauber neben Sutil am weitestgehend enttäuschenden Gutierrez festhalten will, bleibt abzuwarten. Auch die Personalie Sergey Sirotkin steht weiterhin auf wackligen Beinen. Nachdem der reiche Russe noch vor einigen Wochen als fixer Fahrer für 2014 galt, steht auch hinter dieser Personalie mittlerweile ein Fragezeichen. Wie auch bei Lotus dürften somit noch einige unruhige Tage auf Sauber zukommen.