Warum ließ Vettel zwischenzeitlich andere Fahrer zurückrunden?

Adrian Sutil überholt Sebastian Vettel - ein Szenario, dass Fans bislang noch nicht oft gesehen haben. In Sao Paulo war es in der 44. Runde vor dem Senna-S aber so weit. Was war geschehen? Der überrundete Sutil, auf einer Drei-Stopp-Strategie unterwegs, kam mit sechs Runden alten Reifen von hinten angeschossen, während Vettels 20 Runden alte Pneus gerade begannen so richtig nachzulassen. Seine Zeit in besagter Runde 44 fiel erstmalig über die 1:19er-Marke und Sutil war um über eine Sekunde schneller. Da konnte nicht einmal der Weltmeister dagegen halten, der zu diesem Zeitpunkt ohnehin einen großen Vorsprung auf den Zweitplatzierten Mark Webber hatte. Vettel ging lieber auf Nummer sicher und ließ Sutil die Tür offen, um keine Kollision zu riskieren. So intelligent waren nicht alle Fahrer. Lewis Hamiltonetwa wurde ein sich zurückrundender Valtteri Bottas zum Verhängnis. Drei weitere Runden hielt Vettel nach dem Sutil-Manöver mit den Pirellis noch durch, dann kam auch er zum Stopp.

Warum waren Vettels Reifen beim zweiten Stopp nicht da?

In Runde 47 wurde es auf der Strecke und in der Boxengasse richtig hektisch. Zuerst crashten Bottas und Hamilton, dann hatten es plötzlich alle eilig mit dem Reifenwechsel. Lange hatte man zugewartet, ob der (von einigen Teams) vorhergesagte Regen noch einsetzen würde, zu diesem Zeitpunkt glaubte aber niemand mehr so richtig dran. Die Reifen der Zweistopper waren ohnehin hinüber und so fuhr Vettel als Führender die Boxengasse an. Blöd nur, dass Red Bull in dieser Runde auch Mark Webber zum Reifenwechsel gerufen hatte.

Als Vettel hielt, lagen nämlich nur drei seiner Pirellis bereit, rechts vorne lag zwar ein Pneu, doch der war schon für Webber reserviert, der wegen des Fauxpas nun auch noch hinter Vettel in der Box anstehen musste, bis die Mechaniker endlich den fehlenden Reifen des Weltmeisters heranrollten. "Als ich über den kleinen Hügel kam, sah es gut aus. Dann ein, zwei, drei Reifen drauf. Aber der vierte fehlte", erklärte Vettel. Im Vergleich zu seinem ersten Stopp des Champions kostete das Malheur neun Sekunden.

Warum nahm Mark Webber seinen Helm ab?

Mark Webber bestritt die Auslaufrunde ohne Helm, Foto: Sutton
Mark Webber bestritt die Auslaufrunde ohne Helm, Foto: Sutton

Die Welt staunte nicht schlecht, als Mark Webber auf der Auslaufrunde plötzlich seinen Helm auszog und ohne Kopfbedeckung weiterfuhr. "Es war schön, den Helm auf der finalen Runde abzunehmen. Das ist ein Sport, in dem es nicht immer einfach ist, den Dingen eine persönliche Note zu geben", erklärte der Australier. Er wollte den Fans und Streckenposten die Chance geben, ihn einmal ohne Helm zu sehen.

Einfach war das Vorhaben aber nicht in die Tat umzusetzen. Eine halbe Runde kämpfte Webber mit seinem HANS-System, bis er endlich die linke Seite lösen könnte. Was ihn dann erwartete, überraschte selbst den alten Hasen. "Es war wirklich laut; all die Vibrationen und du kannst eine Menge Dinge hören, die du mit dem Helm auf dem Kopf nicht hören möchtest, das ist sicher", scherzte der Australier.

Was macht Grosjeans Motorschaden so besonders?

Motorschäden sind in der modernen Formel 1 eine Rarität geworden. Gingen die Aggregate früher reihenweise in Rauch auf, ist ein solches Schauspiel heutzutage nur mehr ganz selten zu beobachten. Ausgerechnet beim letzten Rennen der V8-Ära schlug der Defektteufel aber noch einmal mit voller Wucht zu und riss Romain Grosjean bereits nach vier Runden aus dem Grand Prix, da sich sein Renault-Triebwerk spektakulär verabschiedet hatte. Der Lotus-Pilot nahm das frühe Aus jedoch locker: "Jeder braucht jetzt Ferien, aber mein Motor entschied sich, zu früh auf Urlaub zu gehen. Das ist Racing."

Warum wurde Massa bestraft?

Ein fast tragisches Ende nahm das letzte Ferrari-Rennen der Karriere für Felipe Massa. In Runde 32 teilte die Rennleitung mit, dass der Brasilianer bei seinem Heim-Grand-Prix einmal im Schleichtempo durch die Boxengasse fahren muss, sprich eine Drive-Through-Penalty erhält. Massa soll die weiße Linie vor der Boxengasse mehrmals mit allen vier Reifen überfahren haben. Streng gesehen stellt dieses Vergehen die Nichteinhaltung der Track-limits dar. Zwar überfahren alle Piloten die weiße Linie vor der Boxengasse, jedoch gibt es genau genommen zwei Linien.

Das überfahren der ersten Linie - sie stellt die Boxeneinfahrt dar - ist straffrei, die zweite Linie spaltet sich im weiteren Verlauf zu einer gestrichelten Fläche auf und ist somit Streckenbegrenzung. Nachdem er schon eine Warnung erhielt überquerte Massa den zweiten Strich ein weiteres Mal und erhielt dafür eine Strafe. Mark Webber wurde von der Rennleitung auch verwarnt, hielt sich aber anschließend daran und musste nicht unfreiwillig die Boxengasse durchfahren.

Was war zwischen Bottas und Hamilton?

Bottas beendete sein Rennen in der Auslaufzone, Foto: Sutton
Bottas beendete sein Rennen in der Auslaufzone, Foto: Sutton

In Runde 47 flogen zum letzten Mal in dieser Saison die Reifen-Fetzen. Valtteri Bottas, der sich in einem direkten Duell mit Lewis Hamilton wähnte, allerdings eine Runde zurücklag, wollte den Briten bei der Anfahrt auf die Descida do Lago-Kurve außen überholen. Hamilton wechselte jedoch die Spur, weshalb es zur Kollision kam, die Bottas einen Reifen kostete und Hamilton mit einem zerstörten Pneus zurückließ. Die Stewards gaben dem Mercedes-Piloten die Schuld an dem Unfall und belegten ihn mit einer Durchfahrtsstrafe.

"Ich bewegte das Auto nach links. Er bremste mich aus und wir berührten uns. Offenbar wurde geurteilt, dass ich etwas Falsches getan habe", legte Hamilton seine Sicht der Dinge dar. Bottas war hingegen davon überzeugt, richtig gehandelt zu haben. "Ich denke, er hat mich nicht gesehen", sagte der Finne. "Es war kein großer Aufprall, aber genug, um meinen Wagen zu beschädigen. Ich sehe es als unglückliche Situation, da es so eine kleine Kollision war."

Was ging bei Mark Webbers Stopps schief?

Es war das letzte Rennen von Mark Webber, aber keinesfalls ein problemfreies. Zum Abschied gingen beide seiner Boxenstopps in die Hose. Als der Australier zum ersten Mal in der 23. Runde bei seiner Crew hielt, klemmte es hinten links. Der Schlagschrauber machte Probleme und so dauerte es 4,9 Sekunden, bis er wieder losfahren konnte.

Damit aber nicht genug. Sein zweiter Stopp in Runde 47 dauerte sogar noch länger. Webber musste hinter Teamkollege Vettel an der Box warten, bis dieser abgefertigt war. Red Bull glaubte an ein Safety-Car und holte beide Piloten herein. Allerdings lief Vettels Stopp gehörig schief - und Webber musste sich gedulden. "Ich sah Mark hinter mir und dachte nur: Jetzt müssen wir aber wieder los. Ich dachte an meinen Vorsprung und an den Vorsprung von Mark gegenüber Fernando Alonso", erklärte Vettel im Nachhinein. Die einzige Beruhigung für Webber: Auch ohne die Zwischenfälle hätte er wohl Vettel nicht schlagen können.

Was lief bei Heikki Kovalainen schief?

Heikki Kovalainens traurige Lotus-Bilanz: Zwei Rennen, zwei Startphasen, acht Platzverluste. Der Finne tat sich in Austin und auch Interlagos sichtbar schwer, beim Start gut wegzukommen. Die Probleme führte der Räikkönen-Ersatz auf mangelnde Praxis zurück. Sind ja auch ganz schön viele Knöpfe am Lenkrad. "In Austin lag es an der Reaktionszeit, weil ich mit dem Startablauf nicht mehr vertraut war und noch Knöpfe drückte, als alle anderen schon losgefahren waren", so Kovalainen. "Diesmal gab ich mir selber mehr Zeit alles richtig hinzubekommen - trotzdem hatte ich beim Start nicht die richtigen Einstellungen."

Zwar hatte Kovalainen mit dem E21 ein sehr schnelles Auto unter dem Hintern, doch das allein reichte nicht, um mal eben so in die Punkte zu fahren. "Mir unterliefen ein paar Fehler - wahrscheinlich wegen meiner fehlenden Routine - aber ich hatte mir vorgestellt, dass das Comeback einfacher gewesen wäre ich konkurrenzfähiger hätte sein können", zog Kovalainen einen ernüchternden Schlussstrich unter sein kurzzeitiges Lotus-Abenteuer.

Warum wurde Vettel für die Donuts nicht bestraft?

In Indien wurde Sebastian Vettel nach seinem Titelgewinn für seine Donuts vor der Haupttribüne zur Kasse gebeten. In Sao Paulo drehte er sich wieder vor den jubelnden Zuschauermassen in Kreisen über die Strecke. Gekostet hat ihn das diesmal nichts. Warum? Weil Donuts an sich nicht unter Strafe stehen. In Indien verpasste es Vettel aber den Parc ferme anzusteuern und musste deshalb in die Tasche greifen. In Sao Paulo hielt er das FIA-Protokoll genau ein und steuerte mit qualmenden Pirellis brav den für ihn vorgesehenen Platz an.