Red Bull

"Er ist der Favorit, er hat die letzten 1000 Rennen gewonnen", stellte Mark Webber unmissverständlich klar. Mit 'er' ist natürlich Sebastian Vettel gemeint, der seit der Sommerpause ungeschlagen sind. 1000 Siege in Folge sind es zwar noch nicht, doch siegt Vettel auch in Brasilien, stellt er damit den Rekord von Alberto Ascari aus den Jahren 1953/1954 ein, der damals saisonübergreifend neun Rennen in Folge gewann. Die große Frage ist eigentlich nur: Kann das Wetter Sebastian Vettel stoppen? Motorsport-Magazin.com-Experte Christian Danner glaubt nicht daran: "Im Grunde genommen sind wieder alle da, wo sie immer sind - Vettel vorn, Webber kommt nicht mit und Rosberg ist schneller als Hamilton."

Vettel war auch im Regen von Sao Paulo eine Klasse für sich, vielleicht fiel der Vorsprung sogar noch größer aus als gewöhnlich. Auf dem Kurs von Sao Paulo werden - natürlich im Trockenen - die kürzesten Rundenzeiten des Jahres gefahren, sechs Zehntel Vorsprung auf Platz zwei gibt es da normalerweise nicht. Doch was ist bei Vettels Saison schon normal? Normal wäre, würde er morgen das Rennen dominieren und Mark Webber auf Platz zwei oder drei ins Ziel fahren. Alles andere wäre wohl eine Enttäuschung für die Mannschaft Christian Horner.

Mercedes

Nico Rosberg hatte sich mehr ausgerechnet als Platz zwei. "Eigentlich wollte ich Sebastian das Leben schwermachen, deshalb war ich wegen des großen Rückstandes bei diesen Bedingungen überrascht", musste der Mercedes-Pilot leicht geknickt zugeben. Doch mit Platz eins hinter Sebastian Vettel kann Rosberg auch noch ganz gut leben: "Der zweite Platz war das Optimum und den haben wir." Etwas weniger gut lief es bei Lewis Hamilton, der im Regen nicht so wirklich mit dem F1 W04 warm wird.

Hamiltons Sieg im strömenden Regen von Silverstone 2008 mit mehr als einer Minute Vorsprung bleibt unvergessen, im Silberpfeil hakt es aber noch. "Es ist in diesem Fahrzeug das schlechteste Jahr meiner Karriere im Nassen", klagte der Brite. Um den Sieg wird Mercedes wohl nicht kämpfen, doch der Platz hinter Vettel ist das Ziel der Silberpfeile. Wichtiger noch als das Rennergebnis an sich ist jedoch die Konstrukteurswertung. Da sieht es gut für Mercedes aus, weil Alonso hinter Rosberg steht und Massa noch weiter hinter Hamilton. Doch Niki Lauda warnt: "Es wird je nach Wetterbedingungen ein mühsames Rennen und es kann viel passieren. Sicher fühle ich mich erst, wenn es passiert ist.

Ferrari

Felipe Massas letzter Rennsieg war in Brasilien, Foto: Sutton
Felipe Massas letzter Rennsieg war in Brasilien, Foto: Sutton

Das Qualifying zählte 2013 nicht zu Fernando Alonsos Lieblingsdisziplinen. Kein einziges Mal stellte der Spanier seinen Ferrari-Boliden in die erste Startreihe, stets war Platz drei das Höchste der Gefühle. So auch in Sao Paulo, wo Alonso sich Sebastian Vettel und Nico Rosberg geschlagen geben musste und trotz der Einstellung seiner persönlichen Saisonbestleistung nicht vollauf glücklich war. "Ehrlich gesagt habe ich nach diesem Qualifying gemischte Gefühle", meinte er. "Dass ich jetzt unter den Top-3 bin, ist großartig, aber andererseits bin ich mit meiner Runde nicht zufrieden." Ausschlaggebend dafür, dass es nicht zu einem besseren Ergebnis reichte, war ein Fahrfehler in Kurve vier, der sieben oder acht Zehntel und damit die erste Startreihe kostete.

"Trotz allem bin ich nicht enttäuscht, denn von Startplatz drei stehen uns alle Türen für das Rennen offen", richtete der Asturier den Blick bereits auf das Rennen, in dem er sich jede Menge Nass von oben wünscht. "Es ist bekannt, dass wir im Regen unsere Performance etwas verbessern können und somit stärker aussehen", merkte er an. Teamkollege Felipe Massa musste sich mit dem neunten Startplatz begnügen, denn wie Alonso brachte der Lokalmatador in Q3 keine fehlerfreie Runde zustande. Dennoch hält der Brasilianer im Rennen alles für möglich - erst recht, wenn chaotische Wetterbedingungen vorherrschen sollten. "Alles drin - und dann auch alles möglich", erklärte Massa bei Motorsport-Magazin.com und liebäugelte dabei insgeheim womöglich mit seinem dritten Heimsieg.

Lotus

Romain Grosjean befindet sich im Saisonendspurt in Höchstform. Der Franzose mit Schweizer Pass fuhr in den letzten fünf Rennen vier Mal auf das Podium und verbesserte sich dabei ebenso oft gegenüber seiner Startposition. Will der Lotus-Pilot auch in Brasilien den Sprung auf das Treppchen schaffen, ist erneut eine Steigerung vonnöten, denn im Qualifying reichte es nur zu Platz sechs, weil er gezockt und zu früh auf Intermediates gesetzt hatte. "Es war knifflig zu entscheiden, welchen Reifen wir für die finale Qualifying-Session nutzen sollten", gestand Grosjean das Wagnis ein. "Wir wollten versuchen, auf Pole zu fahren, daher wählten wir die Intermediates."

Ins Korn wirft der Lotus-Pilot die Flinte deswegen aber noch lange nicht, denn sein E21 sei über das gesamte Rennwochenende schnell gewesen. "Meine Runde in Q2 im Nassen war sehr gut und wir wissen, dass unser Basis-Setup im Trockenen gut ist", übte er sich in Zuversicht. Heikki Kovalainen sammelte letztmalig 2009 in Singapur Punkte und wird zumindest einen Platz gutmachen müssen, will er endlich erneut anschreiben. "Das Auto war gut, aber ich hatte heute einfach nicht genug Pace", zeigte sich der Lotus-Pilot niedergeschlagen und wollte nach Rang elf auch gar keine Ausreden suchen. Wie Grosjean hat auch der Finne keine Wünsche an Petrus, sondern sieht sein Team unter allen Bedingungen ordentlich aufgestellt. "Um ehrlich zu sein, glaube ich, dass der Wagen gut ist", meinte er. "Im Rennen müssen wir es einfach besser als zuletzt hinbekommen."