Spa, Monza, Singapur, Yeongam, Suzuka, Neu Delhi, Austin - acht Rennen, acht Siege. Sebastian Vettel hat die versammelte Konkurrenz im Würgegriff. Der neunte Sieg in Serie scheint nur noch Formsache zu sein. Zu überlegen scheinen der RB9 und Vettel zu sein. Oder kann ihm in Brasilien doch jemand in die Serien-Sieger-Suppe spucken?

Mark Webber vielleicht? Er hat die besten Voraussetzungen, nämlich das gleiche Superauto wie Vettel. Er hat den besten Anlass, nämlich sein letztes Formel-1-Rennen. Aber hat er auch das Glück? Oftmals versagten ausgerechnet bei Webber KERS & Co den Dienst. So auch am Freitag in Sao Paulo. Wenn der Australier wenigstens bei seinem Abschiedsrennen der Start hinbekommt und dann ein fehlerloses, defektfreies Rennen fährt könnte es unter Umständen reichen - aber auch nur vielleicht. Nur auf ein Abschiedsgeschenk von Vettel darf er nicht hoffen: "Ich habe ihm bei unserem ersten gemeinsamen Rennen keinen Sieg geschenkt und ich sehe keinen Grund, das nun beim letzten Rennen zu tun." Wenn Webber es aus eigener Kraft schaffen würde, wäre das wirklich mal nicht schlecht für einen Nummer-2-Fahrer, oder?

Nico Rosberg rechnet sich im Regen Chancen aus, Foto: Sutton
Nico Rosberg rechnet sich im Regen Chancen aus, Foto: Sutton

Oder Nico Rosberg? Lewis Hamilton war in Brasilien stets schnell, doch diesmal klagt er über das Fahrverhalten im Nassen und wünscht sich einen trockenen Sonntag. Ganz anders Nico Rosberg. Er strotzt nach zwei Regenbestzeiten nur so vor Selbstvertrauen - wenn auch etwas vorsichtiger als an den vergangenen Freitagen. Immerhin ging die Kampfansage an Red Bull in Austin mächtig in die Hose. Dennoch kündigte er an: "Generell habe ich hier größere Hoffnungen, dass wir Red Bull das Leben an diesem Wochenende vielleicht etwas schwerer machen können." So lange es nass bleibt, könnte sein Regenpfeil durchaus für eine Überraschung gut sein. Aufgepasst, Vettel.

Wie wäre es mit Fernando Alonso? Unsichtbarkeit ist eine der großen Tugenden eines Samurai. Unscheinbar anschleichen, gnadenlos zuschlagen. Fernando Alonso übt den ersten Teil dieser Taktik im Schlussteil der Saison ausgiebig - sein Ferrari ist meistens in jenen Sphären unterwegs, die eher unsichtbar für den Rest der Welt sind. So verhielt es sich auch im Training in Sao Paulo, das aufgrund des Wetters aber ohnehin nichts zählt. Kann Alonso Vettel stoppen? Ja. Kann Ferrari Vettel stoppen? Nein.

Der rote Helm müsste schon verdammt viel Glück bringen..., Foto: Sutton
Der rote Helm müsste schon verdammt viel Glück bringen..., Foto: Sutton

Möglicherweise Felipe Massa? Interlagos hat schon viele unglaubliche Geschichten geschrieben, eine kostete Massa den größten Erfolg seines Karriere. Nun könnte seine Heimat am Sonntag zumindest etwas Wiedergutmachung betreiben und ihm zum Abschied aus Maranello einen Sieg bescheren. Massa wusste in Brasilien oft über sich hinaus zu wachsen, ohne gütige Mithilfe vom Wettergott dürfte das an diesem Wochenende aber wohl nur schwer gelingen. Vor Massa muss Vettel wohl nicht zittern.

Doch eher Romain Grosjean? Der Lotus-Pilot fuhr in den vergangenen Rennen als einziger konstant auf dem Niveau der Red Bull und konnte sich mit diesen messen - Webber ließ er in Austin sogar ohne größere Probleme hinter sich. Die große Unbekannte ist jedoch, wie gut Grosjean und Lotus im Regen sein werden. Er selbst gibt sich angriffslustig: "Ich denke, dass wir hier gewinnen können - das ist mein Ziel." Worte, die Vettel nicht außer Acht lassen sollte.

Können nur die dunklen Wolken Vettel gefährlich werden?, Foto: Sutton
Können nur die dunklen Wolken Vettel gefährlich werden?, Foto: Sutton

Bleibt also nur noch das Wetter? Ach, was soll's? So wirklich glaubt nach den vergangenen acht Siegen in Serie doch niemand daran, dass Vettel unter normalen Umständen, ohne technischen Defekt, gegen Webber, Alonso, Rosberg oder Grosjean den Kürzeren zieht? Zu überlegen waren seine Renndarbietungen zuletzt. Aber Interlagos wäre nicht Interlagos, wenn es nicht viel Wasser zwischen den Seen gäbe - denn im Regen ist bekanntlich nichts unmöglich. Selbst Giancarlo Fisichella hat hier schon im Jordan gewonnen - wenn auch mit Verspätung. Ein falsches Setup nach dem verregneten Freitag? Möglich. Ein Dreher unter Sintflutartigen Bedingungen? Kann selbst einem vierfachen Champion passieren. Ein Regenguss zum strategisch falschen Zeitpunkt? Für Red Bull keine Neuigkeit. Der Regen ist Vettels größter Gegner - wenn er denn am Sonntag auch beim Rennen vorbeischaut.