Nach sieben Jahren geht die Ära Mark Webbers bei Red Bull zu Ende. Eine lange und auch die erfolgreichste Zeit des Australiers in der Formel 1, dennoch war bei weitem nicht alles Friede, Freude, Eierkuchen. Oft gerieten Webber und sein Teamkollege Sebastian Vettel aneinander, begonnen hat alles mit dem GP von Großbritannien 2010. Als an Webbers Auto ein verbesserter Frontflügel entfernt und stattdessen auf dem Wagen Vettels angebracht wurde, platzte Webber der Kragen. Dennoch konnte er das Rennen gewinnen und sich einen kleinen Seitenhieb über Funk nicht sparen. "Nicht schlecht für einen Nummer zwei Piloten", war damals für Fernsehzuseher rund um die Welt zu hören."

Doch auch heute ist laut Webber noch nicht die volle Wahrheit über dieses Wochenende bekannt: "Nur mein engstes Umfeld weiß, was damals wirklich passiert ist. Von meiner Seite wird aber niemand etwas erfahren." In der Retrospektive wertet Webber dieses Wochenende auch als einen seiner größten charakterlichen Siege. "Wenn ich jetzt so zurückblicke, bin ich ziemlich stolz darauf, wie ich mit der Situation umgegangen bin", erklärte der 37-Jährige.

Zur Eskalation im teaminternen Duell kam es schließlich im selben Jahr beim Großen Preis der Türkei in Istanbul. Vettel und Webber kollidierten im Kampf um den Sieg. Vettel schied aus, Webber rutschte auf Rang drei zurück. Eine Situation, die der scheidende Red-Bull-Pilot auf die damals mangelnde Erfahrung des Teams zurückführt: "Dieses Szenario richtig handzuhaben war nicht gerade einfach für das Team. Wir haben uns damals alle auf unbekanntes Terrain begeben. 'Verdammt, wir sind auf dem Weg zu unserem ersten Titel. Heilige Scheiße, wie machen wir das nur? Sollen wir vielleicht beiden eine Chance geben? Oder nein, vielleicht doch nicht.' Das war etwas chaotisch."

Für den letzten Höhepunkt im Stallkrieg sorgte Vettel in dieser Saison in Sepang, als er die Teamorder missachtete und Webber den Sieg vor der Nase wegschnappte. Dieser war stinksauer, relativiert Vettels Manöver aber im historischen Kontext etwas: "Es gibt Aussetzer und es gibt Aussetzer. Ich habe auch die von Michael Schumachers miterlebt und glaube, dass Seb's nicht so schlimm sind." Für eine Versöhnung sei es trotzdem noch zu früh. "In einigen Jahren, glaube ich, können wir gemeinsam mal ein Glas Rotwein trinken und das ganze beiseitelegen, aber im Moment ist es noch schwer", so Webber, der 2014 zum Le-Mans-Projekt von Porsche wechselt.