Das Saisonfinale der Formel 1 im legendären Autodromo Jose Carlos Pace in den Hügeln vor der brasilianischen Metropole Sao Paulo gab in den letzten Jahren oft die Bühne für außergewöhnliche Rennen und Titelentscheidungen. Sportlich hält sich die Spannung in diesem Jahr nach Sebastian Vettels und Red Bulls Titelgewinnen bei den Fahrern respektive Herstellern zwar in Grenzen, geht es nach der Vergangenheit, dürfen sich die Fans dennoch auf einen packenden Saisonabschluss freuen.

Mit nur 18 Sekunden zwischen Boxen-Einfahrt und -ausfahrt besteht die Chance aggressiver Mehr-Stop-Strategien, Foto: Sutton
Mit nur 18 Sekunden zwischen Boxen-Einfahrt und -ausfahrt besteht die Chance aggressiver Mehr-Stop-Strategien, Foto: Sutton

Der Große Preis von Brasilien stellt vor allem die Ingenieure aufgrund der wechselhaften Streckenanforderungen innerhalb einer Runde setuptechnisch noch einmal vor eine große Herausforderung. Ebenso ist ein komplettes Rennen aufgrund verschiedener Faktoren kaum im Voraus planbar. Zwar ist für das Wochenende trockenes, sonniges Wetter von um die 30 Grad vorhergesagt, jedoch sind vor allem in Sao Paulo spontane Wetterumschwünge keine Seltenheit. Wie der UBS Stretegy Report offenbart, ist zudem die Chance auf mindestens einen Safety Car-Einsatz mit 63% extrem hoch. In Kombination mit möglichen Wetterkapriolen macht dies ein schnelles Handeln und Anpassen der Rennstrategie im Ernstfall unabdingbar, und könnte somit Rennentscheidend sein.

Da an den Enden von Start und Ziel sowie der Gegengeraden ausgangs der beiden DRS-Zonen die besten Überholmöglichkeiten liegen, dürften Setups in Richtung Topspeed größere Erfolgschancen versprechen, auch wenn eine zeitliche Einbußen im kurvigen mittleren Sektor dadurch unumgänglich werden. Zwar verliert man auch auf eine Runde gesehen mit dem 'Top-Speed-Setup' Zeit, jedoch scheint das Angreifen oder Verteidigen der Position nur in Autos mit ausreichend Geschwindigkeit auf der Geraden möglich, da die engen Kurven und das Fehlen von Auslaufzonen Attacken im Infield des zweiten Sektors unwahrscheinlich machen.

Jenson Button siegte im Vorjahr in Interlagos, da er nach einem plötzlichen Regenschauer nicht auf Regenreifen wechselte, Foto: Sutton
Jenson Button siegte im Vorjahr in Interlagos, da er nach einem plötzlichen Regenschauer nicht auf Regenreifen wechselte, Foto: Sutton

Ebenfalls spielt die ungewöhnliche Höhe mit knapp 800 Metern über dem Meeresspiegel eine große Rolle, da sie den Motor aufgrund des geringeren Sauerstoffgehalts und des geringeren Luftdrucks einiges an Leistung kostet. Zwar ist auch der Luftwiderstand geringer, jedoch verliert das Auto ebenfalls an Anpressdruck, was die Feinabstimmung zwischen den verschiedenen Sektoren weiter erschwert.

In Sachen Reifen geht Pirelli wie bereits in Austin sehr konservativ vor, und bringt die harte und mittlere Reifenmischung an den Start. Dies sollte einigen Teams wie etwas Lotus die Chance geben, das Rennen über eine Ein-Stop-Strategie aufzuziehen. Zumindest im Vorjahr legten sich die Teams vor Einsetzen des Regens bei gleicher Reifenauswahl auf eine Zwei-Stop-Strategie als optimale Taktik fest, was manche Fahrer dazu verleiten könnte, ihr Glück mit alternativen Herangehensweisen zu versuchen. Da vor allem die Hinterreifen durch die starke Beanspruchung im langsamen und kurvigen zweiten Sektor extrem anfällig sind, zudem die Zeit für einen Boxenstopp mit lediglich 18 Sekunden äußert gering ist, wären auch aggressive Strategien mit drei Stopps durchaus denkbar.