Für Ferrari endet am Sonntag eine durchwachsene Saison. Nachdem die Mythosmarke aus Maranello gut in die Saison gestartet war und in der ersten Saisonhälfte noch zwei Siege feiern konnte, sackte die Form mit Fortschritt des Jahres immer weiter ab. Das letzte Podium feierte Ferrari beim Singapur GP - vor fast zwei Monaten. In der Konstrukteurswertung sieht es entsprechend düster aus: Mit 333 Punkten fehlen vor dem letzten Rennen 15 Zähler auf Mercedes, der Vorsprung auf Lotus beträgt derer 18.

Läuft es schlecht, landet Ferrari am Ende lediglich auf Rang vier. Das gab es zuletzt 2009, als Ferrari die Entwicklung des Doppel-Diffusors verschlief. Viele machen für die schwache Form in der zweiten Hälfte die veränderten Pirelli-Reifen verantwortlich. "In der ersten Saisonhälfte haben wir zwei Rennen gewonnen, also war Ferrari deutlich konkurrenzfähiger. Das ist eine Tatsache... als die Reifen geändert wurden, haben wir einen hohen Preis dafür bezahlt", gab auch Präsident Luca di Montezemolo zu bedenken.

"Aber ich mochte das Wort Ausrede noch nie - ich fokussiere mich lieber auf den Erfolg in den ersten Läufen der Weltmeisterschaft", so der Italiener gegenüber CNN. Unglücklich stimme ihn deshalb nicht der Wechsel auf die Reifenkonstruktion aus dem Vorjahr, vielmehr sei es die Tatsache, dass seine Mannschaft es nicht schaffte, das Auto im Saisonverlauf zu entwickeln. "Das war unser wahres Problem." Warm wird er aber mit den Pirelli-Pneus nicht: "Ich mag keine Formel, in der ein Fahrer vorsichtig sein muss, um seine Reifen nicht zu zerstören."

2007 gelang Ferrari letztemals ein guter Wurf, Foto: Hartley/Sutton
2007 gelang Ferrari letztemals ein guter Wurf, Foto: Hartley/Sutton

Vielleicht hatte die Scuderia auch damit zu kämpfen, dass bereits intensiv am Fahrzeug für die nächste Saison gearbeitet werden musste. Immerhin stehen über den Jahreswechsel die gravierendsten Regeländerungen seit langer Zeit bevor. Der seit geraumer Zeit eingefrorene 2,4-Liter V8-Motor wird 2014 durch 1,6-Liter-Turbomotoren mit lediglich sechs Zylindern ersetzt. Gleichzeitig nimmt die Bedeutung der Energierückgewinnung enorm zu.

Alles Tatsachen, die der studierte Jurist begrüßt. "Ich bin sehr froh darüber, dass die Regeln geändert werden. Denn ich mag keine Formel, bei der die Aerodynamik 90 Prozent der Performance einnimmt." Natürlich konnte er sich seine vielzitierte Phrase nicht verkneifen: "Wir bauen keine Flugzeuge oder Satelliten. Wir bauen Autos."

Was für di Montezemolo ein Auto ausmacht? "Motor, Getriebe und Aufhängung: Diese Bereiche sind genauso wichtig. Vor allem für uns, weil - wie wir schon sagten - unsere Formel-1-Erfahrung in die Technologie unserer Autos transferiert werden soll." Ein Aspekt, den Montezemolo nicht berücksichtig: Der Umgang mit den Reifen ist von hohem Maße von der Fahrzeugkinematik abhängig, sprich: Fahrwerk ist in dieser Hinsicht wesentlich bedeutender als Aerodynamik.

Zeugnis für Alonso

Der Chef ist zufrieden mit seinem teuersten Angestellten, Foto: Sutton
Der Chef ist zufrieden mit seinem teuersten Angestellten, Foto: Sutton

Während die Mythosmarke mit den Boliden seit einigen Jahren auf den großen Wurf wartet, gibt es auf Fahrerseite zumeist keine Diskussionen. Zumindest wenn es um Fernando Alonso geht. Der oberste Ferrari-Boss stellt ihm ein gutes - wenn auch nicht perfektes - Zeugnis aus: "Ich gebe ihm eine gute Acht von zehn möglichen. Ich glaube, er ist ein sehr, sehr guter Fahrer."

Montezemolo ist bereits seit 1973 bei Ferrari und hat folglich mehrere Ären erlebt. "Ich habe mit Fahrern wie Niki Lauda, Alain Prost und Michael Schumacher zusammengearbeitet - fantastisch - aber Alonso in den Rennen ist wirklich fantastisch." Besonders beeindruckt ist der 66-Jährige von der Rennintelligenz seines teuersten Angestellten. "Er versteht es, wann er im Rennen pushen muss und wann er langsamer machen muss, um die Reifen zu schonen."