Am vergangenen Wochenende herrschte Frust pur bei Pastor Maldonado. Der Venezolaner warf seinem Team in Austin nach dem katastrophalen Qualifying und Startplatz 18 sogar Pfusch bei der Arbeit vor - die Geschichte wurde allerdings etwas aufgebauscht, die Williams-Spitze reagierte einigermaßen gelassen und hatte in gewisser Weise Verständnis für Maldonados Ärger. Er sei wohl etwas zu sehr im Adrenalinrausch bei seinen Aussagen gewesen, vermutete Teamchefin Claire Williams. Mit etwas Abstand ruderte Maldonado dann auch zurück, wohl auch in dem Wissen, dass seine Aussagen in der F1-Welt sehr kritisch betrachtet wurden und er noch keinen Job für 2014 in der Tasche hat.

"Das war natürlich falsch von mir", räumte Maldonado ein. "Aber nach drei Jahren steckt vielleicht etwas dahinter und manchmal explodierst du. Ich denke, dass ich all meine Energie gebündelt habe und dann explodiert bin. Es ist aber nicht so, dass ich verrückt bin und dann einfach solche Dinge sage." Maldonado hatte vermutet, dass eines der Teammitglieder vor dem Qualifying die Reifendrücke an seinem Auto verstellt habe und machte dies als Grund für das schwache Abschneiden aus. Schlimmer noch: Während bei ihm selbst überhaupt nichts passte, lief Teamkollege Valtteri Bottas zu Spitzenform auf: Platz neun im Qualifying und mit Platz acht im Rennen die ersten Williams-Punkte in dieser Saison.

Das war wohl etwas zu viel für Maldonado, der erst wenige Tage vorher erfahren hatte, dass er zum Jahresende durch Felipe Massa ersetzt wird und nicht mehr viel Zeit hat, einen neuen Arbeitgeber zu suchen. "Während des Wochenendes und nach der Ankündigung, dass ich das Team verlasse, war ich so gestresst", verteidigte Maldonado seinen Verbal-Ausbruch. "Vielleicht haben sich ein paar Leute verändert und ich habe das persönlich genommen. Ich denke aber, dass das nicht für alle Leute im Team gilt und nur wegen einem kann ich nicht so reagieren. Am Ende des Tages ist es eine großartige Beziehung und ich will sie als Freunde behalten."

Bei Maldonado muss sich im Laufe der Saison immer mehr Wut angestaut haben, das Team verfehlte sämtliche Ziele grandios. Bis zu Bottas' Punktefahrt in Austin war der Traditionsstall völlig leer ausgegangen, gegen Saisonende warf das Team das Fahrzeugkonzept völlig über Bord und baute wieder auf den Vorgänger um - viel zu spät allerdings. "Manchmal hat man harte Tage", so Maldonado. "Nicht nur im Rennsport, sondern auch im Leben. Ich durchlebe eine harte Zeit, weil wir so sehr leiden und während der Saison sind viele Dinge mit meinem Auto passiert." Dabei hatte sich Maldonado nach seinem Sieg in Barcelona 2012 viel mehr vorgenommen, doch es ging kontinuierlich bergab.

Vor dem Rennwochenende in den USA hatte er sich schon keine Freunde gemacht, als er öffentlich preisgab, sich über das Ende bei Williams zu freuen und den Abschied kaum noch erwarten zu können. Einen Mittelklasse-Wagen wie den Williams habe er nicht verdient, plapperte Maldonado aus. Jetzt der Rückzieher: "Wenn man sich dem Ende der Saison nähert, ist man gestresster. Aber nur, weil man mehr erreichen und 100 Prozent geben möchte - aber mit einem eingeschränkten Auto. Manchmal sagt man dann mehr als nötig wäre.

Maldonado gab inzwischen auch zu, dass es ihm nicht leicht fällt, Williams nach drei Jahren verlassen zu müssen. "Ich habe dort eine paar tolle Beziehungen und Freunde", sagte er. "Natürlich gibt es im Team ein paar Leute, die ich nicht mag. Aber vielleicht mögen die mich auch nicht, das ist wie in einer Familie: Auch da kann es Differenzen geben. Jetzt ist es zu spät und ich verlasse das Team, aber ich wünsche ihnen nur das Beste."