Sebastian Vettel rang nach seinem achten Sieg in Folge nach Worten und wirkte sowohl geehrt, einen Rekord aufzustellen, also auch etwas unschlüssig, was er damit anfangen soll. "Es ist ein sehr bedeutender Tag für uns heute. Es ist schwer, das genau einzuordnen", gestand er nach dem Triumph in Austin, seinem ersten auf amerikanischem Boden. "Der Grund, warum ich ins Auto steige, ist, weil ich Spaß habe und noch nichts anderes gefunden habe", fügte er schmunzelnd hinzu.

"Die Herausforderung ist, immer wieder das Beste herauszuholen. Jetzt den Rekord einzustampfen, der denke ich, eigentlich für die Ewigkeit hätte bestehen sollen, ist schwer zu verstehen. Ich hoffe, wir können ihn genießen", so Vettel, der keine Erklärung für seine Serie an Siegen fand. "Ich weiß nicht, was wir in der Sommerpause gemacht haben, aber wir sollten uns daran für die kommenden Jahre erinnern", scherzte er.

"Wenn es eine Sache gibt, dann ist das ein Geheimnis. Ja, das Auto war meistens sehr zuverlässig, aber es ist die Einstellung, die wir haben: Wir versuchen, alles zu geben und lassen keinen Schritt aus. Die Menschen neigen dazu, zu vergessen, dass jedes einzelne Wochenende eine eigene Herausforderung ist. So einen unglaublichen Lauf zu haben, ist schwer zu realisieren", verdeutlichte er. "Eines Tages schauen die Leute vielleicht zurück und sprechen über unsere Zeit und darüber, was wir als Team geleistet haben. Jeder ist glücklich, hierherzukommen und alles zu geben."

Keine Langeweile an der Spitze

Für den Erfolg in Austin hatte Vettel mit der Pole Position beste Voraussetzungen. Dennoch war es ein "sehr heißes Rennen", wie er einräumte. Der Grund war weniger das Wetter als Lotus-Pilot Romain Grosjean. "Es war beim Start etwas eng, Romain kam gut weg und ich wusste nicht, ob es bergauf reichen würde", sagte Vettel, der einräumte, nicht den erwarteten Grip gehabt zu haben.

Im ersten Stint kämpfte er mit einem übersteuernden, nervösen Auto. "Gerade im ersten Sektor mit den schnellen Kurven musste ich aufpassen, dass ich das Heck nicht plötzlich irgendwie verliere. Trotzdem musste ich dafür sorgen, dass die Hinterreifen die 20 Runden, die wir draußen bleiben wollten, um die Ein-Stopp-Strategie zu schaffen, am Leben bleiben", schilderte er seine knifflige Lage. Schließlich habe er sich auf sich selbst konzentriert und das Rennen von vorne kontrolliert. "Wir hatten eine gute Pace und konnten die Abstände nun acht Siege in Folge kontrollieren."

Das heiße jedoch nicht, dass er sich langweile, betonte Vettel. "Ich habe ziemlich viel zu tun, ich schaue mir die Abstände an, muss mich an das Tempo der anderen anpassen. Wenn sie näher kommen, ist das nicht gerade das beste Gefühl. Man will immer, dass die Lücke größer wird und nicht kleiner", erläuterte der Red-Bull-Pilot."Man hört ganz genau ins Auto rein, dass nichts rumruckelt oder rumzickt."

"Es war klar, dass wir dieses Wochenende ein sehr, sehr gutes Paket haben, vor allem in Bezug auf die Longrun-Pace." Bereits am Freitag habe das Team beschlossen, das Auto mehr in Richtung Rennen zu trimmen. "Wir konnten hinten raus etwas mehr attackieren als die anderen", unterstrich Vettel. "Wir haben vielleicht gestern die Pace beeinträchtigt, aber heute waren wir dafür glücklicher mit der Balance." Das Auto sei ähnlich wie am Freitag gewesen. Dennoch habe er viel zu tun gehabt. "Es ist eine Sonntagnachmittagfahrt, aber nicht im eigentlichen Sinne", scherzte er und betonte: "Es ist ein Tag, den wir nicht vergessen werden."

Daran haben auch die in Scharen angereisten Fans ihren Anteil. "Es ist unglaublich, hier am Sonntag mehr als 100.000 Menschen zu haben, und das im gerade einmal zweiten Jahr. Die Stadt wird völlig verrückt", unterstrich Vettel, der daran zurückdachte, dass sein Debüt in der Formel 1 2007 in Indianapolis ebenfalls in den USA stattfand. "Letztes Jahr zurückzukommen und aufs Podium zu fahren, und dann heute den Sieg zu holen, ist fantastisch", schwärmte Vettel. "Am Tag danach fühlt man sich - versteht mich da nicht falsch - unschlagbar. Es ist ein großartiges Gefühl, man hat ein Lächeln auf dem Gesicht - es sei denn man hat einen Kater. Am Sonntag passieren die Dinge sehr schnell, da ist es schwer, etwas zu realisieren."