Bei all dem Wirrwarr der vergangenen Tage rund um Kimi Räikkönen, Lotus, Williams, McLaren und dem großen Fahrerkarussell gab es einen richtig großen Verlierer: Davide Valsecchi. Was muss der Italiener innerlich gejubelt haben als klar war, dass Räikkönen nicht in Austin und Brasilien starten würde. Es war die große Chance des Lotus-Ersatzfahrers, sein Können endlich einmal unter Beweis stellen zu dürfen. Niemand wünscht seinen Kollegen etwas Schlechtes, doch jeder Ersatzmann träumt natürlich davon, wegen eines Ausfalls spontan zum Renneinsatz zu kommen. Und jetzt? Lotus hat sich gegen Valsecchi und stattdessen für Heikki Kovalainen entschieden. Valsecchi muss weiter auf der Ersatzbank Platz nehmen und schaut in die Röhre.

Saisonbeginn: Da hatte Valsecchi noch gut lachen, Foto: Sutton
Saisonbeginn: Da hatte Valsecchi noch gut lachen, Foto: Sutton

Es ist das Los der Ersatzfahrer in der Formel 1 - sie dürfen nur zahlen und zuschauen, das Höchste der Gefühle sind Einsätze im Simulator. Zwar sammeln die meisten Erfahrung, weil sie mit dem Team zu den Rennwochenenden reisen, aber im Auto im Punkte zu kämpfen ist dann doch noch einmal eine andere Geschichte. Das hatte vor einigen Monaten auch Robin Frijns erkannt, der bei Sauber nicht einmal einen Simulator hatte und schließlich vorzeitig seine Sachen in Hinwil packte - und seitdem völlig raus ist aus der Formel-1-Welt. Trotz seines riesigen Talentes.

Frijns, wie auch Valsecchi, hatte seine Chance im Job des Ersatzmannes darin gesehen, den Eintritt in den kleinen Kosmos der Formel 1 zu schaffen - nur wer irgendwie dabei sein kann, hat eine Chance, später richtig herauszukommen. Oder eine Menge Sponsoren-Gelder und beste Kontakte. Valsecchi, der GP2-Champion von 2012, erhoffte sich ebenfalls diesen Schritt und jetzt war die große Chance sogar zum Greifen nah. Wie zerschmetternd muss die Absage für ihn gewesen sein? Kovalainen verfügt natürlich über größere Erfahrung, doch was kann man schon von ihm erwarten in einem Auto, das er nicht kennt?

Kovalainen: Der lachende Vierte, Foto: Lotus
Kovalainen: Der lachende Vierte, Foto: Lotus

Es wäre die Möglichkeit für Lotus gewesen, dem eigenen Team das Vertrauen zu schenken und Valsecchi eine Bühne zu bieten. Jetzt steht der 26-Jährige wieder auf dem Abstellgleis und seine Chance, 2014 den Aufstieg in ein Stammcockpit zu schaffen, ist gleich null. Auf dem freien Fahrermarkt sieht er sich Piloten wie Perez und Maldonado entgegensetzt, die zum einen mehr Erfahrung und zum anderen mehr Geld mit ins Spiel bringen. Valsecchi bleibt da außen vor und kann sich wahrscheinlich wieder nach einem Job auf der Zuschauertribüne umsehen. Dort wird er sich wohl um einen Platz mit Fabio Leimer streiten müssen, der als aktueller GP2-Champion ebenfalls in Richtung F1 drängt, aber kaum Aussichten auf einen Stammplatz hat. Von wegen 'GP2 als Sprungbrett zur Formel 1'.

Fast schon makaber: Valsecchi durfte schon einmal an einem Grand-Prix-Wochenende im Training fahren, 2011 in Malaysia für Lotus - das heutige Caterham. Wen er dort ersetzt hat? Einen gewissen Heikki Kovalainen... Seit drei Jahren ist Valsecchi nun als Ersatzfahrer in der Formel 1 unterwegs, und was hat es ihm gebracht? Effektiv gar nichts. Die F1 krankt daran, dass Nachwuchsfahrer wegen der Testbeschränkung praktisch null Einsatzmöglichkeiten erhalten. Im Fußball können sich junge Spieler im Training und bei Gelegenheitseinsätzen für Höheres empfehlen - in der F1 ist das überhaupt nicht denkbar. Erste Änderungsvorschläge gab es bereits, doch die dürften für Valsecchi zu spät kommen.