Anscheinend wird Nico Hülkenberg bei den letzten beiden Rennen des Jahres in Austin und Brasilien nicht ins Cockpit von Lotus steigen und stattdessen bei Sauber bleiben. "Wir hatten ein Angebot von Lotus vorliegen und haben darüber beraten", sagte Hülkenberg-Manager Werner Heinz gegenüber Bild. "Aber wir haben uns entschieden, dass Nico die letzten beiden Rennen bei Sauber fahren wird." Der kurzfristige Wechsel wäre auch keine einfache Angelegenheit, schließlich besitzt Hülkenberg weiterhin einen Vertrag mit dem Schweizer Rennstall. Erst für 2014 ist der Emmericher freigestellt.

Die Verhandlungen sollen bis Dienstagabend angedauert haben. Das spräche auch dafür, dass sich Lotus mit der Bekanntgabe des Ersatzmannes von Kimi Räikkönen mehr Zeit gelassen hat als erwartet. Als aussichtsreichster Kandidat für das Cockpit neben Romain Grosjean gilt nun Davide Valsecchi. Der GP2-Champion von 2012 wird bei Lotus als offizieller Ersatzfahrer geführt und reiste bislang zu allen Rennen mit.

Hülkenberg beendet die Saison mit Sauber, Foto: Sutton
Hülkenberg beendet die Saison mit Sauber, Foto: Sutton

Hülkenbergs Absage könnte auch ein Hinweis darauf sein, wie es mit der Zukunft des 26-Jährigen aussieht. Lange Zeit galt er als heißer Kandidat für die Nachfolge von Räikkönen, der nach der Saison zu Ferrari zurückkehrt. Doch zuletzt machte das Team aus Enstone Schlagzeilen wegen der finanziell heiklen Situation. Eigentlich sollte der Groß-Investor Quantum 35 Prozent der Anteile am Rennstall kaufen und damit alle Geldsorgen lösen. Doch noch immer gibt es keine offizielle Verkündigung des Deals. Sollte das Geschäft platzen, ist das Lotus-Cockpit wesentlich weniger begehrenswert.

Quantum-Vorstand Ijaz Mansour hatte Hülkenberg als erste Wahl für Lotus bezeichnet. Teambesitzer Gerard Lopez sagte zu Beginn dieser Woche, dass Lotus Gespräche mit vier Fahrern führe, darunter Hülkenberg und Pastor Maldonado. Der Venezolaner verlor am Montag sein Cockpit für die kommende Saison, nachdem Williams für 2014 die Verpflichtung von Felipe Massa bekanntgegeben und Valtteri Bottas bestätigt hatte. Hülkenberg könnte angesichts all der Unklarheiten versuchen, bei Sauber zu bleiben - die Schweizer plagen ebenfalls finanzielle Sorgen, scheinen derzeit aber etwas sicherer aufgestellt als Lotus.

Räikkönen ist weg, hält aber alle auf Trab, Foto: Sutton
Räikkönen ist weg, hält aber alle auf Trab, Foto: Sutton

Vor allem muss sich Enstone nun mit der Bekanntgabe des Räikkönen-Ersatzes sputen, nachdem sich der Finne am Donnerstag einer Operation in Salzburg unterzieht und deshalb das Saisonfinale verpasst. Der Finne Mika Salo - der verständlicherweise seine Landsleute in der F1 pusht, sprach sich kürzlich für Heikki Kovalainen aus. "Ich habe darüber eine Weile nachgedacht und denke, Heikki wäre eine smarte Idee", sagte Salo, der mit Blick auf Austin begründete: "Valsecchi wird kaum in der Lage sein, irgendetwas auf einer komplett neuen Strecke für ihn zu erreichen." Das liege allerdings nicht an den mangelnden Qualitäten des Italieners.

Redaktionskommentar

Motorsport-Magazin.com meint: Ich lege mich jetzt einfach mal fest: Valsecchi springt in Austin und Brasilien für Räikkönen ein und freut sich, endlich einmal Lotus fahren zu dürfen. Es ist sowieso schon traurig genug, dass der talentierte Italiener immer nur zuschauen musste... Schauen wir mal, wie motiviert Valsecchi zu Werke geht - sollte Lotus wirklich mit Hülkenberg verhandelt haben, wäre das nicht gerade ein Vertrauensbeweis. Aber Valsecchi wird sich natürlich anstrengen, besser kann er sich schließlich nicht präsentieren.

Auch würde ich kein Geld darauf wetten, dass der Quantum-Deal zustande kommt. Damit würden Maldonados Chancen steigen, 2014 bei Lotus unterzukommen - vorausgesetzt, Groß-Sponsor PDVSA macht weiter Geld locker. Und Hülkenberg? Der muss jetzt ganz arg aufpassen, nächstes Jahr nicht wieder ohne Cockpit dazustehen. Wenn Sauber den jungen Sergey Sirotkin holt und an Gutierrez - ebenfalls gut mit Sponsoren ausgestattet - festhält, wird es eng. Auf jeden Fall erwarten uns noch sehr spannende Wochen, obwohl sportlich eigentlich alles entschieden ist. (Robert Seiwert)