"STREIKkönen - Riesenzoff um Skandal-Weltmeister Kimi Räikkönen" titelte eine große deutsche Tageszeitung mit vier Buchstaben. Für so manch boulevardgetriebenes Medium war der Rennstart des Finnen, der in Abu Dhabi auf Messerschneide stand, sowie dessen Drohung an Lotus, die letzten beiden Saisonrennen nicht zu fahren, ein gefundenes Fressen.

Räikkönen muss wieder einstecken, Foto: Sutton
Räikkönen muss wieder einstecken, Foto: Sutton

Die Frage, die sich jedoch viel eher stellt, ist, wieso seit drei Rennen bei Räikkönen wieder einmal der Vorwurf der Lustlosigkeit und Motivationslosigkeit im Raum steht. Und wieso immer nur beim Finnen? Wieso liest man nichts von einem LUSTLonso? Keiner kommt darauf, Fernando Alonso verlorene Motivation zu unterstellen, obwohl der Spanier in Abu Dhabi bereits in Q2 ausschied und damit - wie bereits mehrfach in dieser Saison - von seinem Teamkollegen Felipe Massa besiegt wurde.

Massa hat sogar mit seinem achten Startplatz in Abu Dhabi im Qualifying-Duell gegen Alonso auf 8:9 verkürzt. Zum Vergleich: Räikkönen führt das interne Duell bei Lotus eindeutig mit 11:6 an. Im Gegensatz zum Ferrari-Star Alonso kriegt Räikkönen dafür aber kein Millionengehalt, stattdessen nur mediale Häme.... Im Grunde ist es lächerlich, einem Fahrer nach einem schlechten Resultat Lustlosigkeit zu unterstellen - nur weil der Titel verloren ist oder der Wechsel zu einem anderen Team feststeht. Warum passiert es trotzdem?

Etwas Interessantes zum Schreiben

Vielleicht ist der Grund - speziell für die Konzentration auf Räikkönen - ja ganz woanders zu suchen. So mancher Journalist müsste eigentlich den Boden unter den Füßen des Finnen küssen, weil er dank ihm wenigstens etwas Interessantes bis zum Saisonfinale zu schreiben bzw. zu verkaufen hat. Und vielleicht spielen gerade die Verkaufszahlen eine Rolle, weshalb seit dem Japan GP die Kritik auf Räikkönen nur so einprasselt.

Die einen werfen dem Iceman vor, dass er seit der Unterschrift unter dem Ferrari-Vertrag sowieso nicht mehr alles auf der Strecke geben würde. Die anderen bejubeln wiederum dessen Teamkollegen Romain Grosjean als neuen Anführer bei Lotus. Die Bewunderer des Franzosen schossen nach seinen drei Podestplätzen in Folge nur so aus dem Boden. Das mag berechtigt sein oder nicht - aber mit einem anderen Teamkollegen als Räikkönen wäre es wohl kaum ein großes Thema im Blätterwald...