Es geht schon wieder los: Die erste Frage bei jeder Begegnung im Fahrerlager lautet: Wie geht es Dir? Und das ist in dem Fall nicht die lockere oberflächliche Formel des englischen "How are you?", sondern sehr ernst gemeint angesichts des momentanen 'Krankenstandes' in der Formel 1. Allein ein Blick in die deutsche Szene ist erschreckend: Nico Hülkenberg wusste am Donnerstag noch nicht, ob er freitags würde fahren können - eine Erkältung plus Magenprobleme hatten ihn erst einmal flach gelegt.

Britta Roeske hat's auch erwischt, Foto: Sutton
Britta Roeske hat's auch erwischt, Foto: Sutton

Es ging dann wieder, aber damit gehörte er zu den Glücklicheren. Sebastian Vettels Pressesprecherin Britta Roeske fühlte sich am Freitag immer noch "sehr schlecht", sie kämpft schon seit Indien mit Problemen, genauso wie Sky-Boxenreporterin Tanja Bauer, die über jedes Interview froh ist, dass sie im Sitzen führen kann. Kreislaufprobleme, weil sie auch seit Tagen kaum etwas essen kann. Einen Sky-Techniker hat es noch heftiger erwischt, bei ihm kommen noch Fieberschübe dazu.

Jetzt hat man schon Angst, dass er sich eventuell Malaria eingefangen hat, was letztes Jahr einem portugiesischen Journalisten passierte. Eine Journalistenkollegin musste in Abu Dhabi sogar kurz ins Krankenhaus, bekam dort eine Infusion und Antibiotika verpasst. Die Diagnose: schwere Magen-Darm-Infektion. Die Probleme nur auf den Aufenthalt in Indien zu schieben, ist dabei wohl zu simpel. Nach der langen Asientour mit fünf Rennen, die vor knapp sieben Wochen in Singapur begann, geht das halbe Fahrerlager schlichtweg auf dem Zahnfleisch.

Ecclestone stören 22 Rennen nicht, Foto: Sutton
Ecclestone stören 22 Rennen nicht, Foto: Sutton

Die vielen langen Flüge, Zeit- und Klima-Unterschiede gehen an die Substanz, die Abwehrkräfte sind unten - mit dem Ergebnis, dass sich eben jeder noch wesentlich schneller als normal etwas einfängt. Und dabei steht in zwei Wochen noch einmal ein "Doppelpack" auf dem Programm, diesmal auf der anderen Seite der Welt - in Austin und Sao Paulo. Der einzige, den all das nicht interessiert, ist Formel-1-Boss Bernie Ecclestone. Der macht für nächstes Jahr mal soeben einen Kalender mit 22 statt in diesem Jahr 19 Rennen – und selbst wenn da sicher mindestens noch ein oder zwei herausfallen: Die Belastung für alle wird immer größer statt kleiner.

"Man sollte diesen menschlichen Faktor nicht unterschätzen. Das ist alles sehr, sehr anstrengend für alle", sagt auch Sauber-Teamchefin Monisha Kaltenborn. "Deshalb sollte man sich solche Kalender-Erweiterungen genau überlegen." Ecclestone sieht das natürlich ander, aber der F1-Zampano muss ja auch nicht bei jedem Grand Prix anwesend sein, sondern kann sich die Highlights herauspicken - und natürlich mit dem Privatflieger anreisen und im Fünf-Sterne-Hotel wohnen...