Flop: Webbers Defektteufel

Schön langsam wird es unheimlich: Wieder ein Defekt an einem Red Bull (im Rennen), wieder erwischt es Mark Webber. Dem Australier ist auf seiner Formel-1-Abschiedstournee scheinbar kein Erfolg gegönnt. "Die Lichtmaschine hat sich ohne Ankündigung verabschiedet und wir mussten sofort anhalten", beschreibt der Pechvogel selbst sein Aus. Webber fuhr bis zu diesem Zeitpunkt ein starkes Rennen, abschnittsweise sah es so aus, als könnte er sogar Vettels Sieg noch gefährden.

Gute Miene zum bösen Spiel, Foto: Sutton
Gute Miene zum bösen Spiel, Foto: Sutton

Statt Wut und Frust macht der Red-Bull-Pilot aber gute Miene zum bösen Spiel. "Das ist schon hart, denn wir haben an diesem Wochenende sehr viel richtig gemacht. Immerhin konnte ich noch lächeln, da ich alles in meiner Macht stehende getan habe." Verschwörungstheoretikern nahm Red Bull Teamchef Christian Horner aber sogleich den Wind aus den Segeln. "Wenn man sich die Statistik ansieht, in der beide Fahrer zusammen im Team waren, dann hatten beide gleich viele technische Defekte."

Top: Grosjean

'No risk, no fun' - unter diesem Motto stand das Wochenende von Romain Grosjean. Die Pace des Lotus' sah schon am Freitag vielversprechend aus. So vielversprechend, dass Grosjean der Überzeugung war, er könnte die erste Hürde des Qualifyings mit einem Run bewältigen - auf den härteren Reifen. Konnte er dann aber doch nicht. Resultat: Startplatz 17 mit einem Auto, das für die zweite Reihe gut gewesen wäre. Verzockt.

Also entschied sich der Franzose am Sonntag noch einmal in die Lotterie einzusteigen. "Es war nicht der Zeitpunkt auf Nummer sicher zu gehen", rechtfertigte er im Nachhinein seine Herangehensweise. Doch rechtfertigen musste er eigentlich gar nichts. Das Ergebnis spricht für sich: Grosjean kämpfte sich sehenswert auf Rang drei vor und zeigte einmal mehr, dass das Image des 'Crashkid' und des 'First-Lap-Nutcase' längst abgelegt hat.

Flop: Teaminterner Streit

Kimi Räikkönen wird sich sicherlich nicht gerne an den Indien-GP zurückerinnern. Der Versuch, den Iceman 53 Runden auf einem Reifensatz fahren zu lassen, ist an sich schon einen Flop wert, doch Räikkönen gab es gleich zurück: Statt Romain Grosjean passieren zu lassen, gefährdete er den Podiumsplatz für sein Noch-Team und nahm einen hoffnungslosen Kampf auf. "Es war von Kimi nicht nötig, Romain einen so harten Kampf zu liefern, denn seine Reifen waren am Ende", sagte Alan Permane. Nach den Schreitiraden am Funk gipfelten die Emotionen schließlich bei ‚Fans‘, die die Familie des Chef-Renningenieurs mit dem Tod bedrohten.

Top: Massa setzt sich über die Ingenieure hinweg

Auf seine letzten Tage bei Ferrari nimmt Felipe Massa nicht mehr alles hin, was ihm die Strategen im Team so vorsetzen. Nachdem er am Nürburgring schlechte Erfahrungen damit machte, ihren Rat zu befolgen, beschloss er in Indien, seinen eigenen Kopf durchzusetzen. Im Gegensatz zu Teamkollege Fernando Alonso qualifizierte er sich auf den weichen Reifen - und sollte mit dieser Taktik Erfolg haben. Beim Start sorgte er für Furore, als er bis auf Rang zwei nach vorne fuhr. Letzten Endes wurde es zwar "nur" Rang vier, aber Massa hat ein geschicktes Händchen bei der Strategie bewiesen und sich aus seiner Rolle als Wasserträger gelöst. Weiter so!

Flop: Vettels Feier-Rüge

Sebastian Vettel fiel nach dem Überqueren der Ziellinie ein Stein vom Herzen. Ein zu großer Stein, wie die Regelhüter fanden. Statt auf direktem Wege in den Parc-fermé zu fahren, entschied sich der frischgebackene vierfach-Champion dazu, auf der Start- und Zielgeraden ein paar Donuts in den Asphalt zu brennen. Die indischen Zuschauer waren begeistert und auch die Fernsehzuschauer konnten sich über unglaublich emotionale Bilder freuen. "Ich musste das einfach machen", sagte ein strahlender Sebastian Vettel später. Auch die Bedenken seines Renningenieurs waren ihm egal. "Leck mich", warf er ihm entgegen.

Wie sollte es auch anders sein: In der Formel 1 sind selten alle einer Meinung. Renndirektor Charlie Whiting meldete den Vorfall den Rennstewards, die sich anschließend mit der Materie befassen durften. Und sie fanden einen Grund Vettel und Red Bull zu bestrafen. "Der Fahrer ist nicht direkt nach dem Rennen in den Parc-fermé gefahren, wie es in Artikel 43.3 des sportlichen Reglements verlangt wird", heißt es. Urteil: 25.000 Euro Strafe für Red Bull, eine Verwarnung für Vettel. Dabei wollen die von Tom Kristensen unterstützten Rennstewards sogar noch milde gewesen sein. "Wegen der speziellen Umstände haben die Stewards die Erklärung des Fahrers akzeptiert."

Top: Sebastian Vettel

Vierter Titel in Folge, Sieg mit 30 Sekunden Vorsprung. Noch irgendwelche Fragen? Sebastian Vettel war auch in Indien nicht zu schlagen und holte sich seinen WM-Titel standesgemäß mit einem Sieg. Dabei wurden ihm nach Webbers Ausfall sämtliche elektronischen Verbraucher abgedreht - nach einer zwischenzeitlichen schnellsten Runde sogar das KERS. Mit voller Leistung wären es vermutlich weit mehr als 30 Sekunden Vorsprung gewonnen. Auch Mark Webber war bei seinem Ausfall schon distanziert. Vettel selbst muss den Titel erst einmal verarbeiten: "Als ich über die Ziellinie fuhr, war ich leer und wusste nicht, was ich sagen soll."

Flop: Alonso

Dass Fernando Alonso die Weltmeisterschaft wohl nicht über den Indien GP hinaus offen halten kann, war wohl den meisten klar. Auch die Tatsache, dass der Spanier das Rennen auf dem Buddh International Circuit nicht gewinnen würde, war keine gewagte These. Dass er allerdings nicht einmal in die Punkte kam, hingegen schon. Schon am Samstag nahm das Unheil gewissermaßen seinen Lauf. Alonso entschied sich dafür, mit den Medium-Reifen an den Start zu gehen. Das Resultat war ein ernüchternder achter Startplatz.

Umweltfreundlich: Alonsos Mehrweghelm, Foto: Sutton
Umweltfreundlich: Alonsos Mehrweghelm, Foto: Sutton

Dieser führte auch dazu, dass der Spanier am Rennstart in die Zange genommen wurde. "Es war etwas unglücklich, da Mark erst Kontakt mit einem anderen Fahrzeug hatte und ich als letzter Teil dieses Scharmützels den letzten Schlag abbekommen habe", so Alonso. Die Kollision läuft unter der Rubrik Startgetümmel oder Rennunfall, schuld war Alonso daran nicht. Sie zerstörte aber sein gesamtes Rennen. Kurz darauf kam es zu einem weiteren Kontakt mit Jenson Button, ein früher Boxenstopp war nötig, der Vorteil der Medium-Reifen dahin. Immerhin: Alonso kann auch in Abu Dhabi mit seinem Spezial-Helm fahren. Es bleibt schließlich bei seinen 1571 Punkten.

Top: Van der Garde zeigt Emotionen

Giedo van der Garde macht nicht den Eindruck, als würde er leicht aus der Haut fahren. Doch als er zum wiederholten Male mit Marussia-Pilot Max Chilton aneinandergeriet und sein Rennen bereits vor dem Ablauf der ersten Runde beenden musste, platzte ihm der Kragen. "Das war schon wieder Chilton. Was für ein Idiot!", schimpfte er im Boxenfunk. Damit stellte er zum einen unter Beweis, dass auch am anderen Ende des Feldes mit Leidenschaft gefahren wird und für ebenso emotionale wie unterhaltsame Funksprüche nicht allein Lotus verantwortlich ist.