Einer überstrahlte in Indien alles: Sebastian Vettel, Rennsieger und frisch gebackener Weltmeister. Da ging das Top-Ergebnis von Nico Rosberg schon fast unter und auch Adrian Sutils besondere Strategie erfuhr nicht die Beachtung, die sie verdient hätte. Grund genug für Motorsport-Magazin.com, die Leistung der vier Deutschen in Indien genau unter die Lupe zu nehmen.

Sebastian Vettel

4 gewinnt: Vettel in Feierlaune, Foto: Red Bull
4 gewinnt: Vettel in Feierlaune, Foto: Red Bull

Sebastian Vettel hat es geschafft: Mit seinem dritten Sieg in Indien sicherte sich der Heppenheimer den vierten Titel-Triumph in Folge. Sein Rennen war eine klare Angelegenheit, doch ab Runde 40 begann das große Zittern. Mark Webbers Lichtmaschine hatte den Geist aufgegeben und Red Bull sorgte sich um Vettels Auto. Das Team forderte den Champion auf, nicht mehr das Trinksystem zu nutzen und schaltete obendrein auch noch sein KERS ab. Probleme blieben aus, Vettel fuhr den Sieg souverän über die Ziellinie. Anschließend ließ er es sich nicht nehmen, ein paar Donuts auf der Start/Ziel-Linie hinzulegen. Die Quittung folgte auf dem Fuße: Verwarnung für Vettel und 25.000 Euro Strafe für Red Bull. Doch das dürfte das frisch gebackene Weltmeister-Team an diesem Tag nur wenig ärgern...

Nach dem Triumph begann für Vettel ein Interview-Marathon sondergleichen. Stark: Der 26-Jährige nahm sich für Jeden Zeit und beantwortete auch die immer wieder gleichen Fragen mit aller Seelenruhe. Also Seb, wo liegt denn nun das Erfolgsgeheimnis? "Es ist die Leidenschaft", sagte er voller Inbrunst. "Die haben andere Teams natürlich auch, aber wir haben in den vergangenen Jahren etwas geformt, wir glauben an uns selbst. Wir sagen nicht, 'Wir sind ja so stark', aber wir wissen innerlich, dass wir da rausgehen und es schaffen können. Wir geben alles - aber niemals auf."

Nico Rosberg

Endlich passte bei Rosberg einmal wieder alles zusammen. Nach einigen schwachen Auftritten von Mercedes waren diese 18 Punkte genau das Richtige, was das Team und der 28-Jährige brauchten. Im Jubel um Sebastian Vettel ging die blitzsaubere Leistung von Nico Rosberg fast ein wenig unter. Ganz nach Plan lief es aber doch nicht, denn Felipe Massa machte ihm zu Beginn des Rennens zunächst einen Strich durch die Rechnung. "Ich habe es einmal mit der Brechstange versucht, aber er hat mich am Ausgang wieder erwischt"" erklärte der Wiesbadener.

3. Podium für Nico Rosberg, Foto: Sutton
3. Podium für Nico Rosberg, Foto: Sutton

Doch auf sein Team war diesmal Verlass: Mit einem früheren Boxenstopp schleuste Mercedes ihn am Ferrari vorbei. "Das Team hat eine fantastische Strategie ausgewählt - dafür besten Dank an meine Jungs", bedankte sich Rosberg, der daraufhin freie Fahrt hatte. Doch wegen der unterschiedlichen Strategien wusste er zwischenzeitlich gar nicht, wo er sich eigentlich befand. "Ich habe Kimi gesehen, wusste aber nicht, dass er Zweiter ist." Aufgrund der abgefahrenen Reifen des Lotus schnappte sich Rosberg den zweiten Platz im Handumdrehen und liegt in der WM-Wertung jetzt nur noch vier Punkte hinter Mark Webber.

Adrian Sutil

Der Force-India-Pilot rettete mit einer gewagten Ein-Stopp-Strategie zwei Punkte als Neunter. Eine wirklich beachtliche Leistung zeigte er dabei beim Reifenmanagement: "Gestern habe ich noch von fünf bis zehn Runden auf weich gesprochen, heute habe ich 20 geschafft", freute er sich gegenüber Motorsport-Magazin.com über den Coup. Der ultralange erste Stint spülte den 30-Jährigen zwischenzeitlich sogar bis auf die dritte Position nach vorn. "Natürlich war unsere Strategie sehr risikoreich, besonders meine mit nur einem Stopp", gab er zu. Doch er dankte seinem Team für diesen Schachzug.

Strategisch top: Adrian Sutil, Foto: Sutton
Strategisch top: Adrian Sutil, Foto: Sutton

Gegen Ende wurde es aber noch einmal eng: Daniel Ricciardo, Fernando Alonso und Pastor Maldonado machten Sutil die Position noch streitig, während vor ihm Paul di Resta immer größer wurde. Schlussendlich hielt er seinen neunten Platz und erfreute damit nicht nur seinen Teamchef Vijay Mallya, sondern auch die einheimischen Fans, die auch beim dritten Auftritt der Formel 1 auf dem Buddh International Circuit mindestens einen ihrer Boliden in den Punkterängen sahen - diesmal sogar beide.

Nico Hülkenberg

Bis sechs Runden vor Schluss sah alles gut aus für Nico Hülkenberg. Die fünfte Punkteplatzierung in Folge war in greifbarer Nähe - dann das Drama. Der Sauber-Pilot musste seinen Boliden abstellen. Technische Probleme. Rennen gelaufen. Punkte weg. "Ich wäre heute als Achter ins Ziel gekommen", ärgerte sich der 26-Jährige. "Was passiert ist, wissen wir noch nicht genau. Beim Anbremsen auf die letzte Kurve hat es klick gemacht, und meine Bremsen waren wie weg. Daraufhin bin ich in die Box gefahren und anschließend noch mal auf frischen Reifen raus, aber irgendwas hat nicht mehr funktioniert. Das ist sehr enttäuschend."

Bitteres Ende für Nico Hülkenberg, Foto: Sutton
Bitteres Ende für Nico Hülkenberg, Foto: Sutton

Mitleid gab es von Teamchefin Monisha Kaltenborn: "Wir sind sehr enttäuscht, denn Nico war ganz klar auf Punktekurs, bevor er durch ein technisches Problem gestoppt wurde. Auch wenn das heute ein kleiner Rückschlag war, ist es für uns wichtig zu wissen, dass unsere Wettbewerbsfähigkeit absolut vorhanden ist. Damit sind wir in der Lage zu punkten, und wir haben weiterhin die Chance, noch einen Schritt nach vorne zu machen."