Vor dem Großen Preis von Indien traut sich eigentlich niemand, gegen Red Bull zu wetten. Mercedes, Lotus und Ferrari werden um die Plätze hinter Vettel und Webber kämpfen. Doch die unterschiedlichen Strategien machen das Bild undurchsichtig. Mercedes hat zwar die beste Ausgangsposition der drei Teams, doch die Frage ist, ob sie ihre Positionen verteidigen können. Fernando Alonso mit seiner Alternativ-Strategie ist die große Unbekannte, während Romain Grosjean aus dem Kampf ganz vorne draußen ist.

Red Bull

Der WM-Titel ist für Red Bull nur noch Formsache, Foto: Red Bull
Der WM-Titel ist für Red Bull nur noch Formsache, Foto: Red Bull

Im Gegensatz zum Rennen in Japan ist es beim Indien Grand Prix schon vor dem Start klar, dass Sebastian Vettel und Mark Webber auf unterschiedliche Strategien setzen werden. Während sich Vettel mit weichen Reifen die Pole holte, ist Webber auf dem vierten Startplatz der beste Fahrer mit harten Pneus. "Momentan wissen wir noch nicht, welche der beiden Strategien die schnellere sein wird. Außerdem war es unwahrscheinlich, dass Mark Sebastian auf dem gleichen Reifen schlagen würde. Also haben wir uns entschieden, die Strategien aufzuteilen und somit beide Varianten abzudecken", sagte Teamchef Christian Horner nach dem Qualifying.

Klar ist auch: Vettel wird auf den weichen Reifen deutlich früher stoppen müssen als Webber. Danach kann er nur hoffen, nicht im Verkehr hängen zu bleiben. Webber wird dagegen hoffen, seine Position am Start verteidigen zu können und dann, wenn die drei Fahrer vor ihm in die Box müssen, von der freien Fahrt zu profitieren. Klar ist: Red Bull hat in Indien mit Abstand das schnellste Auto und zudem zwei schnelle Piloten, die auf unterschiedlichen Strategien weit vorne in das Rennen gehen werden - was soll da noch schief laufen?

Mercedes

Rosberg und Hamilton: Die Mercedes-Piloten duellieren sich in Indien auf Augenhöhe, Foto: Sutton
Rosberg und Hamilton: Die Mercedes-Piloten duellieren sich in Indien auf Augenhöhe, Foto: Sutton

Gegen Vettel hatten Nico Rosberg und Lewis Hamilton heute keine Chance. Trotzdem konnten sich die beiden Mercedes-Piloten mit den Startplätzen zwei und drei eine sehr gute Ausgangslage für das Rennen erarbeiten - auch weil Webber mit den härteren Reifen hinter ihnen steht. "Wir denken, dass das die beste Strategie ist. Natürlich müssen wir auch genau schauen, was die Jungs mit den harten Reifen anstellen", ist Rosberg allerdings von seiner Reifenwahl überzeugt. Auch Lewis Hamilton hat einen klaren Plan: "Wir hoffen auf einen guten Start, wollen dann früh die weichen Reifen loswerden und uns dann darauf konzentrieren, so hart es geht auf den Mediums zu pushen."

Es dürfte aber keine Überraschung sein, wenn Mercedes sich im Rennen eher nach hinten als nach vorne konzentrieren muss. Teamchef Ross Brawn hätte sogar deutlich schlechtere Startpositionen erwartet, wenn in Q3 alle Fahrer auf weiche Reifen gesetzt hätten. "Wir wären aber auch nicht weit weg gewesen", sagte er. Mit einem Podestplatz dürfte sich Brawn daher am Sonntag sehr zufrieden zeigen. Rosberg brachte es nach dem Qualifying noch einmal auf den Punkt: "Ich bin zufrieden, denn das Ziel an diesem Wochenende war, best of the rest zu sein."

Lotus

Bekommen Räikkönen und Lotus das Unterteuern in den Griff?, Foto: Sutton
Bekommen Räikkönen und Lotus das Unterteuern in den Griff?, Foto: Sutton

Völlig ins Klo gegriffen haben die Lotus-Strategen bei Romain Grosjean: Nach seinen starken Leistungen in den freien Trainings glaubte man, in Q1 beim Franzosen auf weiche Reifen verzichten zu können. Ergebnis: Aus in Q1 für den Dritten aus Suzuka, Startplatz 17. "Die Zeiten waren sehr viel enger zusammen als gewöhnlich und wir haben uns bei der Kalkulation der nötigen Rundenzeit vertan", so der 27-Jährige. Jetzt muss er zeigen, dass er über die nötige Reife verfügt und den richtigen Kompromiss zwischen einer aggressiven Aufholjagd und dem nötigen Sicherheitspolster zu finden, wenn er mitten im Getümmel durch die ersten Kurven fährt.

Während Grosjean mit einen guten Rennen zeigen kann, dass er kommende Saison das Zeug zur Nummer 1 hat, muss Räikkönen nun für das Team aus Enstone die Arbeit ganz vorn erledigen. Nach dem fürchterlichen Freitag wurde das Wochenende für den Finnen immer besser: "Das Auto hat sich insgesamt deutlich besser angefühlt als am Freitag", hielt er fest. Die Frage ist, ob Lotus dem E21 das fürchterliche Untersteuern austreiben kann. Sollte das gelingen, sieht die Ausgangsposition gar nicht so schlecht aus, schließlich ist Räikkönen im Rennen normalerweise deutlich stärker als im Qualifying.

Ferrari

Der Medium-Reifen soll Alonsos Joker werden, Foto: Sutton
Der Medium-Reifen soll Alonsos Joker werden, Foto: Sutton

Zwar wird von der Ferrari-Führung immer wieder betont, dass die aktuelle Saison in Maranello noch nicht abgehakt worden sei, doch auch ohne Haken hinter der 2013 sieht es für die Roten schlecht aus. "Wenn wir auf der gleichen Strategie gestartet wären, hätten wir keine Plätze gutgemacht, weil wir nicht so schnell sind wie die anderen", bringt es Fernando Alonso auf den Punkt. Mit der Alternativ-Strategie erhofft er sich, Boden gutzumachen, sobald alle Fahrer mit weichen Reifen an die Box abgebogen sind. Ob allerdings der Speed seines Ferraris dazu ausreicht, ist unklar. Und um die weichen Reifen kommt er auch nicht herum - man erinnere sich an Sutil in Australien.

Felipe Massa fuhr das Qualifying auf weichen Reifen, wurde aber selbst von Mark Webber auf harten Pirellis geschlagen. "Ich muss versuchen, am Anfang mit den weichen Reifen an so vielen Leuten wie möglich vorbei zu kommen", sagte der scheidende Ferrari-Pilot gegenüber Motorsport-Magazin.com. Gegen Mark Webber stehen die Chancen beim Start dabei gar nicht mal so schlecht. Doch selbst wenn es gelingen sollte: Ferrari ist zu langsam, um zu gewinnen, selbst ein Podiumsplatz wäre bereits ein Erfolg. Massa entschied sich übrigens gegen seine Ingenieure, die mittelharte Reifen empfohlen hatten, was im Gegensatz zur Mercedes-Prognose steht.