Ein Begriff, der die anhaltende Finanzkrise in der Formel 1 stets wie ein Schatten verfolgt: Kundenautos. Für die einen die Lösung des Problems, für die anderen der Untergang der Königsklasse des Formelsports. Oder wie es Lotus-Teamchef Eric Boullier jüngst ausdrückte: "Ich persönlich denke, dass Kundenautos der DNA der Formel 1 widersprechen." In diesen Kanon stimmte unter anderem Force Indias Boss Vijay Mallya ein, der sich deutlich gegen dieses Konzept, dass kleinere Teams die Autos von den Großen kaufen, aussprach. "Was passiert dann mit den kleineren Teams, die eigene Fabriken haben, hunderte Angestellte beschäftigen und effektiv Unternehmen führen", fragte der Inder am Rande des Heimrennens in Indien.

Das alles könne man nicht einfach wegwerfen, stattdessen ein älteres Auto von einem Hersteller kaufen und damit in der Formel 1 antreten. "Damit stimme ich vollkommen überein", sagte auch Monisha Kaltenborn. Die Sauber-Teamchefin, dessen Mannschaft sich selbst in einer finanziellen Schieflage befindet, gilt als Verfechterin der Kosteneinsparungen - doch Kundenautos seien hier nicht die richtige Lösung. Ganz im Gegenteil. Kaltenborn: "Wir sind gegen das Konzept der Kundenautos, denn dadurch ruinieren wir unser eigenes Business. Sauber ist seit mehr als 40 Jahren im Motorsport und unser Kerngeschäft besteht darin, Rennautos für verschiedene Serien herzustellen."

Kundenautos würden laut Kaltenborn nicht zu einer Kostenreduzierung führen, sondern die Formel 1 auf extrem wacklige Beine stellen. "Vielleicht gibt es vier Teams, die so viel Geld aufbringen könnten. Aber die sind alle da, um zu gewinnen - wenn sie das nicht schaffen oder nur wenige Punkte holen, könnten sie den Sport verlassen. Es wäre also sehr gefährlich, diesen Weg einzuschlagen."

Lotus-Teamchef Boullier betrachtete die anhaltende Diskussion über die Kundenautos vielmehr als Weckruf für die Formel 1 in dieser schwierigen Phase, in der sieben von elf Teams von Geldsorgen geplagt werden. "Wenn wir nur über das Konzept der Kundenfahrzeuge nachdenken, können wir uns auch alle zusammensetzen und uns auf Kosteneinsparungen einigen", so der Franzose. Ihm kam dabei die häufig zitierte Kostenobergrenze in den Sinn, basierend auf der unter den Teams ausgehandelten Ressourcenbeschränkung (RRA). Boullier weiter: "Am Ende wissen wir, dass wir die Kosten nicht einfach senken können, indem wir die Windkanäle oder ähnliches in den Fabriken abschalten. Wir müssen es so hinbekommen, dass nicht zu sehr in die Entwicklung der Teams eingegriffen wird."