Sauber

Pro: Sauber ist auf dem aufsteigenden Ast. In den letzten vier Rennen holte Hülkenberg 32 Punkte und damit über vier Mal so viele wie in elf Rennen zuvor. Niemand weiß natürlich, ob Sauber 2014 erneut so stark unterwegs ist, aber gleichzeitig weiß auch niemand, wie sich die Leistungskurve der anderen Teams entwickelt. Bleibt also die alte Regel: Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah.

Bei Sauber gibt es Licht und Schatten, Foto: Sutton
Bei Sauber gibt es Licht und Schatten, Foto: Sutton

Gleichzeitig hätte er bei Sauber etwas sehr wichtiges: Konstanz. Seit seinem Einstieg in die Formel 1 2010 war der Deutsche bei Williams, Force India und Sauber. Drei Teams in vier Jahren sind definitiv genug. Kaum hatte sich Hülkenberg an ein Auto, seine Ingenieure und Mechaniker gewöhnt, hieß es schon wieder Abschied nehmen. Deshalb sollte er nun auf ein weiteres Jahr bei Sauber setzen und hoffen, dass die russischen Gelder den nötigen Aufschwung bringen.

Contra: In der aktuellen Saison brauchten die Sauber-Ingenieure lange, um das Auto zu verstehen und nach und nach immer mehr herauszuholen. Erst nach der Sommerpause konnte Hülkenberg in den Rennen satt punkten. Im kommenden Jahr wird es für ein kleines Privatteam eher noch schwieriger sein, von Anfang an bei der Musik zu sein, denn es gibt noch viele Unwägbarkeiten. Wenn Sauber kein Design-Coup gelingt, droht Hülkenberg eine Durststrecke.

Wird Sergey Sirotkin die Bedrohung für Nico Hülkenberg?, Foto: Sauber
Wird Sergey Sirotkin die Bedrohung für Nico Hülkenberg?, Foto: Sauber

Zudem könnte bei Sauber in der kommenden Saison schlicht kein Platz für Hülkenberg sein. Auch wenn Esteban Gutierrez einen - um es milde auszudrücken - schleppenden Start in seine Rookie-Saison hatte, so wird Sauber einen Teufel tun und den Mexikaner samt seiner Sponsorenmillionen über Bord werfen. Und dann steht natürlich noch Sergey Sirotkin mit dem russischen Sponsorenpaket im Rücken in den Startlöchern. Sauber ist vor allem angesichts der neuen, teuren Motoren 2014 auf Geld angewiesen, das Hülkenberg in nicht so ansehnlichen Summen wie Gutierrez und Sirotkin in die Waagschale werfen kann.

Lotus

Pro: Neues Team, neues Glück. Wenn Hülkenberg eines Tages gegen Fernando Alonso, Lewis Hamilton oder Sebastian Vettel kämpfen will - mit gleichwertigem oder sogar besserem Material -, bleibt nur der Wechsel zu Lotus. Die Mannschaft ist momentan die dritte - vielleicht sogar zweite - Kraft in der Formel 1 und kann Rennen gewinnen. Diese Hoffnung hält sich bei Hülkenbergs anderen Optionen doch eher in Grenzen.

Das Argument, Lotus könnte irgendwann das Geld ausgehen und Hülkenberg steht auf der Straße oder bekommt kein Gehalt mehr, wird ihn wohl kaum schocken. Schließlich ist der Deutsche von Sauber allerhand gewöhnt und zudem hat Lotus immer noch den potenziellen Infinitiy-Racing-Deal in der Hinterhand. Außerdem könnte Hülkenberg sich vermutlich auch ohne Bezahlung mit Hilfe seiner Sponsoren durchschlagen. "Das kommt immer auf den Lebensstil an", meinte er unlängst in einem Interview. Und wie heißt es immer: Wer nicht wagt, der nicht gewinnt!

Würde Romain Grosjean die Nummer eins bei Lotus werden?, Foto: Sutton
Würde Romain Grosjean die Nummer eins bei Lotus werden?, Foto: Sutton

Contra: Was die Konkurrenzfähigkeit angeht, muss sich Hülkenberg vielleicht keine allzu großen Sorgen machen, doch wie sieht es mit dem Fortbestand des Teams aus? Gerard Lopez, bei dem das Team die größten Schulden hat, erklärte offen, dass die Formel 1 für ihn nicht das Leben ist. Wenn er will, kann er den Laden jederzeit dicht machen. Ob die Arbeitsatmosphäre in einem Team, über dem das Damoklesschwert schwebt, angenehm ist, ist fraglich.

Zudem würde Hülkenberg in der kommenden Saison aller Voraussicht nach neben Romain Grosjean fahren, der zwar oftmals massiv in der Kritik stand, spätestens mit seinem starken Auftritt beim Japan GP jedoch die Zweifler verstummen ließ. Grosjean weiß Teamchef Eric Boullier im Rücken, was Hülkenberg das Leben auf der anderen Seite der Garage nicht gerade leicht machen würde.

Force India

Pro: Hülkenberg und Force India - das hat schon einmal gut gepasst. Unvergessen der Brasilien GP 2012, als Hülkenberg rundenlang an der Spitze lag und sich einen engen Zweikampf mit Lewis Hamilton lieferte - mit schlechtem Ausgang zwar für den Deutschen, denn er musste eine Durchfahrtsstrafe absolvieren und beendete das Rennen "nur" als Fünfter. 2012 war jedoch seine bislang erfolgreichste Saison. Warum also sollte Hülkenberg nicht zu Force India zurückkehren?

2012 sammelte Nico Hülkenberg im Force India in Brasilien 30 seiner insgesamt 38 Führungsrunden in der Formel 1, Foto: Sutton
2012 sammelte Nico Hülkenberg im Force India in Brasilien 30 seiner insgesamt 38 Führungsrunden in der Formel 1, Foto: Sutton

Das Team hat in dieser Saison viel über die Reifen gelernt und das Auto ist konkurrenzfähig. Oftmals verhinderte Pech ein gutes Ergebnis. Der Pleitegeier war zudem schon länger nicht am Himmel zu sehen, Teamchef Vijay Mallya scheint - etwa im Gegensatz zu Gerard Lopez - für die Formel 1 zu leben. Nicht vergessen sollte man auch, dass Hülkenberg das Team sehr gut kennt und die Eingewöhnungsphase daher kurz ausfallen würde. Die Weichen für eine erfolgreiche Saison 2014 sind also gestellt.

Contra: Wieder dorthin zurück, wo er vor einem Jahr mit fliegenden Fahnen das vermeintlich sinkende Schiff verließ? Sicher nicht. Was sollte Hülkenberg wieder zurück zu Force India treiben? Die Mannschaft kämpft von Rennen zu Rennen mehr und fällt dennoch immer weiter zurück. Die Hoffnung hält sich in Grenzen, dass Force India 2014 auf einmal um Podestplätze mitkämpfen kann. Also wäre eine Rückkehr vermutlich gleichbedeutend mit einem Rückschritt.

Zwar müsste sich der Deutsche nicht an neue Teammitglieder gewöhnen, aber er bekäme erneut ein komplett neues Auto vor die Nase gestellt - und wer weiß wann. Hülkenberg hat keinen Hehl daraus gemacht, schnell eine Entscheidung auf dem Tisch haben zu wollen. Traditionell ist Force India dafür das falsche Team. Erst nachdem ein Teil der Testfahrten 2013 schon beendet waren, verkündeten die Inder die Verpflichtung von Adrian Sutil. Ähnliche Wartespielchen könnten auch Hülkenberg blühen, wenngleich auch Force India daran gelegen sein dürfte, für 2014 schnell Klarheit zu schaffen.