Aufregender als gewöhnlich verliefen die ersten 300 Meter beim Großen Preis von Japan. Die Positionen wurden durcheinandergewürfelt, weil beide Red-Bull-Piloten einen schlechten Start erwischten. Grosjean stach in Führung und Hamilton beschädigt sich den Reifen. Doch wie kam es dazu? In einem sind sich alle einig: Es war eine unglückliche Kollision und niemandem kann dafür die Schuld gegeben werden. Eine genaue Analyse zeigt aber, dass der Ausgangspunkt für die geringfügige Kollision zwischen Hamilton und Vettel Mark Webber gewesen ist. Eine ähnliche Situation löste den Crash am Ende des Feldes aus.

Analyse: Webber rutscht, Raum wird eng

Beim genauen Hinschauen offenbart sich Folgendes: Beide Red Bull kommen schlecht vom Fleck, wodurch die zweite Startreihe bereits nach etwa 100 Metern auf Höhe der Hinterachse ist. Vier Fahrzeuge rasen in Richtung Turn 1, doch die Strecke ist eigentlich breit genug. Der eigentliche Auslöser spielt sich in dem Moment ab, als Hamilton Vettel bereits zur Hälfte hinter sich gelassen hat und auf halber Fahrzeughöhe mit Webber ist: Zu einem ungewöhnlich späten Zeitpunkt bekommt Mark Webber plötzlich Wheelspin auf der Hinterachse. Das Fahrzeug bricht ihm dadurch nach rechts aus und versetzt um etwa einen Meter nach rechts. Dadurch wird der Raum eng.

Hamilton wird durch den strauchelnden Webber genötigt, ebenfalls nach rechts auszuweichen. Dadurch gerät er in die Linie von Sebastian Vettel. Dieser kann aber nicht nach rechts ausweichen, weil sich dort Romain Grosjean befindet. Vettel muss klein beigeben und sortiert sich hinter Grosjean auf P4 ein, doch zu dem Zeitpunkt war die Kollision bereits geschehen: Hamilton hat minimal den Flügel von Vettel berührt, was seinen Reifen aufgeschlitzt hat. Unterm Strich lässt sich kein wirklich Schuldiger ausmachen, doch die Frage ist, warum Webbers Auto plötzlich dermaßen ausgebrochen ist.

Das sagen die Beteiligten

Der große Gewinner des Starts war Romain Grosjean, der sich entsprechend freute: "Was für ein Start heute! Das war super, so an den Red Bull vorbeizufliegen, das wird eine meiner besten Erinnerungen des Jahres werden!" Der Franzose bekam von dem Drama nichts mit, da er einfach auf der Innenbahn an allen vorbeiflog. Er konnte, als er Vettel einmal überholt hatte, einen sauberen Strich geradeaus fahren, was ihm die Führung einbrachte. Insgesamt ist es bemerkenswert, dass er von der schmutzigen Linie einen so sauberen Start hinbekommen hat.

Lewis Hamilton musste infolge des Reifenschadens aufgeben, Foto: Sutton
Lewis Hamilton musste infolge des Reifenschadens aufgeben, Foto: Sutton

Sebastian Vettel ist zwar kein Vorwurf bei der Kollision zu machen, doch drückte er gegenüber Motorsport-Magazin.com trotzdem sein Bedauern aus: "Wirklich schade für Hamilton, die zwei [Grosjean & Hamilton] haben gar nichts falsch gemacht. Ich versuchte natürlich, auszuweichen und bin dann wahrscheinlich im toten Winkel gewesen." Mit Schuld war aber auch, dass er so schlecht wegkam. Das war für ihn eine große Überraschung: "Der Start war natürlich eine Überraschung, weil er so schlecht war. Ich dachte erst, alle wären schlecht weggekommen, aber dann flogen sie doch links und rechts an uns vorbei."

Lewis Hamilton bekam die Situation aus erster Hand mit: "Mein Start war fantastisch, besser als der beider Red Bull-Fahrer - das war wahrscheinlich das erste Mal in diesem Jahr so. Mark fuhr nach rechts, also musste auch ich herüberziehen. Dadurch wurde Sebastian zwischen mir und Romain Grosjean eingeklemmt." Webber selbst hat sich zum Start noch nicht geäußert. Warum an seinem Bolide plötzlich so extrem die Hinterräder durchdrehten, wird vermutlich ein Geheimnis bleiben.

Crash am Ende des Feldes: Keine Strafen

Der Caterham von Giedo van der Garde nach der Kollision, Foto: Sutton
Der Caterham von Giedo van der Garde nach der Kollision, Foto: Sutton

In der ersten Kurve kollidierten außerdem Jules Bianchi und Giedo van der Garde. Auch Max Chilton war in den Vorfall verwickelt, kam aber ohne Blessuren davon. Alle Beteiligten wurden in die Rennleitung beordert, gingen jedoch straffrei aus. In der Erklärung der Stewards heißt es: ""Die Stewards glauben, dass weder der Fahrer des Wagens 21 noch des Wagens 22 für den Unfall komplett- oder hauptverantwortlich war."

Jules Bianchi konnte nicht viel sagen: "Als ich nach dem Start in die erste Kurve eingelenkt habe, hat van der Garde meinen Heckflügel berührt und mich ins Kiesbett geschickt. Mehr kann ich eigentlich gar nicht dazu sagen." Der Niederländer verwies auf eine ähnliche Situation wie an der Spitze des Feldes: "Mein Start war okay, aber in der Einfahrt von Kurve eins wurde ich zwischen den beiden Marussia-Autos eingequetscht und konnte nicht mehr ausweichen." Durch den Kontakt löste sich der Frontflügel und der Caterham schoss ohne Anpressdruck auf der Vorderachse geradeaus in die Mauer. "Es war ein ziemlich heftiger Einschlag, aber ich bin in Ordnung", so van der Garde.