Bei Red Bull könnten in zwei Wochen in Indien die Sektkorken gleich aus zweierlei Gründen knallen. Nicht nur Sebastian Vettel hat auf dem Buddh International Circuit die Möglichkeit, seinen vierten WM-Titel in Serie einzufahren, auch die britisch-österreichische Mannschaft kann sich in der Hersteller-Wertung erneut die Krone aufzusetzen. Während der Fahrertitel in der Öffentlichkeit deutlich höheres Ansehen genießt, ist die Konstrukteurs-WM für die Teams mindestens genauso wichtig, wird anhand dieser Rangliste doch die Verteilung der Preisgelder festgelegt.

"Wenn du zwei Eisen im Feuer hast, kann das richtig viel Geld in der Konstrukteurs-WM bedeuten", strich Marc Surer bei Motorsport-Magazin.com die Wichtigkeit hervor. "Das ist der Hauptsponsor für diese Topteams, wenn man die Meisterschaft gewinnt, bekommt man ungefähr 100 Millionen. So einen großen Sponsor kann man gar nicht finden."

Hinter Red Bull ist ein heftiger Kampf um den ebenfalls lukrativen zweiten Rang entbrannt. Ferrari, Mercedes und Lotus liegen vier Grands Prix vor dem Saisonende binnen 33 Punkten, sodass der Ausgang völlig offen ist. Während die Scuderia über den gesamten Saisonverlauf kontinuierlich punktete, leisteten sich Mercedes und Lotus die eine oder andere Schwächephase.

Die Entwicklung in der Konstrukteurs-WM, Foto: adrivo Sportpresse
Die Entwicklung in der Konstrukteurs-WM, Foto: adrivo Sportpresse

Mercedes startete aufgrund des enormen Reifenverschleißes schwach in die Saison und kam erst ab den strittigen Pirelli-Testfahrten so richtig auf Touren, was auch aus dem Diagramm hervorgeht. Unmittelbar nach den geheimen Tests in Barcelona gewann Nico Rosberg den Klassiker von Monaco und leitete damit den Silberpfeil-Aufschwung ein. Seit dem Großen Preis von Italien will es für die Stuttgarter jedoch nicht mehr so recht laufen, die aus den letzten beiden Rennen in Korea und Japan nur magere zwanzig Zähler holten.

Mercedes zittert

Trotz der schwächelnden Performance ist man im Hause Mercedes einigermaßen zuversichtlich gestimmt, die Vize-Weltmeisterschaft schlussendlich doch zu erreichen. "Ich glaube weiterhin daran, dass wir das Potential besitzen, um die Saison auf dem zweiten Platz in der Konstrukteurs-Weltmeisterschaft zu beenden", betonte Teamchef Ross Brawn. Deutlicher pessimistischer klingen hingegen Niki Laudas Worte: "Das macht etwa 18 Millionen Dollar aus", rechnete der Vorstandsvorsitzender vor und fügte an: "Mir geht es aber weniger um das Geld, sondern um die Performance. Es gibt dauernd Meetings, die zu einer Verbesserung führen sollen, aber wir bekommen es einfach nicht hin."

Auch Motorsportchef Toto Wolff hat die Zeichen der Zeit erkannt. "Wir sind als Team und mit der Kraft des Konzerns im Rücken so aufgestellt, dass sich unsere Leistung an Red Bull und nicht an Lotus orientieren muss", stellte der Österreicher mit Blick auf die versammelte Gegnerschaft klar. "Die Teamwertung ist für uns sehr wichtig. Jetzt geht es um die Wurst."

Lotus im Aufschwung

Lotus wittert Morgenluft, Foto: Sutton
Lotus wittert Morgenluft, Foto: Sutton

Ganz anders sieht die Lage bei Lotus aus. Die Mannschaft aus Enstone startete zwar vielversprechend ins Jahr, leistete sich in weiterer Folge aber zwei kapitale Durchhänger: In Monaco und Kanada holte das Team insgesamt gerade einmal drei Punkte und nach den starken Rennen am Nürburgring und in Budapest folgte unmittelbar nach der Sommerpause in Spa und Monza mit acht Pünktchen ein weiterer Tiefschlag. Seither läuft es bei Kimi Räikkönen und Romain Grosjean aber wieder wie am Schnürchen, sodass der Abstand zu Ferrari und Mercedes sukzessive verringert werden konnte.

"Wir haben nicht die Pace, um Red Bull zu schlagen, aber wir haben ihnen gezeigt, dass wir dennoch recht beachtlich sind und haben auch gegenüber Mercedes und Ferrari unterstrichen, dass wir in den letzten vier Rennen ein starker Anwärter sind", erklärte Lotus-Teamchef Eric Boullier. Gerade für den Rennstall mit dem traditionsschwangeren Namen wäre aufgrund der wirtschaftlich undurchsichtigen Lage - mit den Investoren von Infinity Racing konnte noch immer keine Einigung erzielt werden - das Erreichen des zweiten Platz im wahrsten Sinne des Wortes Gold wert.