Was für ein gemischtes Rennen für die Deutschen: Drei von vier nahmen WM-Punkte aus Japan mit, doch nicht jeder war zufrieden. Die Stimmung im deutschen Camp war nach Suzuka zweigeteilt: Sebastian Vettel musste hart für den Sieg arbeiten, schaffte es aber schlussendlich, während Nico Hülkenberg abermals eine starke Leistung im verbesserten Sauber zeigte. Frust dagegen bei Nico Rosberg und Adrian Sutil: Der eine kämpfte mit den Reifen, der andere mit einer Durchfahrtsstrafe. Motorsport-Magazin.com wirft einen Blick auf das Abschneiden der Deutschen in Suzuka.

Sebastian Vettel

Spiel, Satz, Sieg? Mitnichten, Sebastian Vettel musste hart für seinen Triumph in Suzuka arbeiten. Nach der doppelten Red-Bull-Gurke am Start fand sich Vettel zunächst hinter Grosjean und Webber auf dem dritten Platz wieder. "Ich habe ja gehofft, dass jeder einen schlechten Start hat, aber dann kamen sie von rechts und von links an", gestand Vettel. Außerdem gab es eine Minimalberührung mit Lewis Hamilton, was diesem mittels Reifenschaden zum Verhängnis wurde. "Es tut mir Leid für ihn, die zwei [Grosjean & Hamilton] haben nichts falsch gemacht", sagte er gegenüber Motorsport-Magazin.com und glaubt, dass er im toten Winkel von Hamilton gewesen sei.

Perfekt: Neunter Saisonsieg für Sebastian Vettel, Foto: Sutton
Perfekt: Neunter Saisonsieg für Sebastian Vettel, Foto: Sutton

Zunächst auf Rang drei liegend teilte sich Vettel seine Reifen ein. Während Webber auf drei Stopps gesetzt wurde, fuhr Vettel mit zweien durch. Sein Reifenmanagement sollte sich auszahlen: Er fuhr auf alten Reifen kaum langsamer als Grosjean auf neuen und rang ihn im letzten Stint mit viel frischeren Pneus nieder. "Das war ein bisschen ein Schneeballeffekt, weil man [bei längerem draußen Bleiben] frischere Reifen in einem Stint hat und im nächsten noch frischere Reifen." Ein Arbeitssieg für Vettel, der auch aus einer ungünstigeren Lage heraus gewinnen kann. Nur mit dem WM-Titel hat es noch nicht geklappt, der muss in Indien nachgeholt werden.

Nico Hülkenberg

Immer wenn es spät wird in der Saison wacht Nico Hülkenberg richtig auf. Natürlich ist dies mehr der Performance seines Fahrzeugs geschuldet als seiner eigenen Leistung, doch zieht sich dies mittlerweile als Konstante durch seine drei Formel-1-Saisons. In Suzuka holte er das aus dem Fahrzeug, was drin war, nachdem er in Korea sogar noch mehr als dieses geschafft hatte. Zunächst hing der Sauber-Pilot in einer Gruppe fest, die sich von Rang vier bis Position neun zog. Um aus dem Verkehr auszubrechen, ging Hülkenberg früh an die Box. Das war zunächst die richtige Entscheidung und er lag dank der Durchfahrtsstrafe gegen Rosberg auf der vierten Position.

Nico Hülkenberg musste Fernando Alonso noch passieren lassen, Foto: Sutton
Nico Hülkenberg musste Fernando Alonso noch passieren lassen, Foto: Sutton

Zwei Plätze musste der Emmericher dann aber noch abtreten, als Alonso und Räikkönen ihn überholten. Die Reifen waren aufgrund des frühen Boxenstopps schon zu verschlissen. "Wenn wir das gewusst hätten, wären wir vielleicht zwei Runden später reingekommen", erklärte er. Trotzdem bleibt festzuhalten, dass Sauber seit der Sommerpause der größte Sprung von allen Teams gelungen ist. Hülkenberg behielt auch die Übersicht, als Räikkönen ihn außen herum überholte. Die Punkte mitzunehmen war für ihn wichtiger als seinen Stolz zu verteidigen – eine sehr reife Vorstellung. Er drückte sein Rennen auf ganz eigene Art aus: "Ich musste die ganze Zeit volles Hörnchen fahren".

Nico Rosberg

Er hätte "Best of the rest" hinter den drei Renault-Überfliegern auf dem Podium werden können, doch sein Team hatte etwas dagegen: Nico Rosberg wurde ein Unsafe Release zum Verhängnis, für den er eine Durchfahrtsstrafe bekam. "Da haben wir heute keinen guten Job gemacht. Mir war sofort klar: Das gibt eine Durchfahrtsstrafe", sagte der Mercedes-Pilot, der sich aber mit Kritik am Team zurückhielt. Ganz anders Niki Lauda, der sich Toto Wolff kommende Woche zur Brust nehmen möchte. Denn nicht nur individuelle Fehler, auch der Speed des Autos sorgen für Gesprächsbedarf.

Nico Rosberg wurde von Estaban Gutierrez genervt, Foto: Sutton
Nico Rosberg wurde von Estaban Gutierrez genervt, Foto: Sutton

Bis zur Tatzeit lief eigentlich alles nach Plan: Rosberg profitierte vom Startchaos und sortierte sich auf der vierten Position ein. Mit den drei Spitzenreitern konnte er nicht mithalten, doch die Gruppe dahinter hatte der 28-Jährige locker im Griff. Nach der Durchfahrtsstrafe zeigte er einige sehenswerte Überholmanöver, blieb am Ende jedoch an Esteban Gutierrez hängen. "Es war nervig, dass ich nicht an ihm vorbeigekommen bin, aber wie wir wissen, hat Sauber eine super Traktion", sagte er. So blieben am Ende der achte Rang und wenigstens ein paar WM-Punkte. Doch das ist nicht der Anspruch von Rosberg und Mercedes.

Adrian Sutil

Der Alptraum geht weiter: Auch in Suzuka ging Adrian Sutil ohne WM-Punkte nach Hause. Force India ist nicht mehr in der Lage, aus eigener Kraft zu punkten. Den Schuldigen haben die Inder schnell gefunden: Die Reifen, die seit dem Wechsel auf die 2012er-Konstruktion nicht mehr mit dem VJM06 harmonieren. Sutil fand daher deutliche Worte: "Insgesamt hält sich der Spaß, Formel 1 zu fahren, mit diesen Reifen in Grenzen. Sie bieten überhaupt keinen Grip und nach drei Runden verliert man alles - so stelle ich mir die Formel 1 nicht vor", polterte er im Interview mit Motorsport-Magazin.com.

Nichts läuft zusammen: Force India ist nur noch auf Williams-Niveau, Foto: Sutton
Nichts läuft zusammen: Force India ist nur noch auf Williams-Niveau, Foto: Sutton

Im Rennen blieb er nach den Problemen am Samstag blass. Von ganz hinten gestartet, machte der 30-Jährige beim Start noch einmal kurz auf sich aufmerksam, als er die vier Nachzügler auf einen Streich wegputzte und sich so dem Crash in der ersten Kurven entzog. Danach wurde das Rennen zäh: Im Kampf mit den Williams-Piloten konnte er sich schlussendlich durchsetzen, doch mit Platz 14 lagen Punkte in weiter Ferne. Immerhin lieferte er sich mit Sergio Perez, der durch einen Reifenschaden zurückgefallen war, das knappste Finish des Rennens: Sutil behielt die Nase um 0,118 Sekunden vorn.