Dank Schweizer Investoren ist Sauber gerettet. Longbow Finance S.A übernimmt das Unternehmen samt Rennstall und beendet damit eine lange Zeit mit finanziellen Problemen. Für Gründer Peter Sauber der ideale Zeitpunkt, um die Zügel anderen zu überlassen. "Ich bin sehr glücklich, dass sich meine mutige Investition, die vor sechs Jahren mit dem Rückkauf der Firma das Ziel hatte, den Standort Hinwil und den Formel-1-Startplatz zu erhalten, schlussendlich als richtig erwiesen hat", sagt er. Das Team wird weiterhin seinen Namen tragen.

Der C9 schrieb in Le Mans Geschichte, Foto: Sutton
Der C9 schrieb in Le Mans Geschichte, Foto: Sutton

Der Zürcher kann wahrhaftig auf eine bewegte Karriere zurückblicken. Nur kurze Zeit betrieb Sauber selbst aktiven Motorsport und gewann 1969 mit dem selbstentworfenen C1 (das C in den Namen aller seiner Boliden steht für Peter Saubers Frau Christiane) die Schweizer Sportwagenmeisterschaft. Bald konzentrierte sich der gelernte Elektromonteur lieber darauf, das Fahren anderen zu überlassen und eröffnete 1970 in Hinwil die bis heute bestehende Rennwagenschmiede, den Firmensitz von Sauber Motorsport.

Der Schritt auf die große Bühne

Noch lange, bevor sich Sauber in die Formel 1 wagte, feierte das Team auf dem Sportwagensektor große Erfolge. Ab 1982 nahm man an der Gruppe C der Sportwagen-Weltmeisterschaft teil, gewann 1989 und 1990 mit Jean-Louis Schlesser am Steuer sowohl in der Fahrer- als auch Hersteller-Wertung den Titel und obsiegte mit dem C9 sogar beim 24-Stunden-Klassiker von Le Mans. Jochen Mass, Manuel Reuter sowie Stanley Dickens zeichneten damals für den historischen Triumph an der Sarthe verantwortlich.

Karl Wendlinger startete 1993 mit Sauber in das Abenteuer Formel 1, Foto: Sutton
Karl Wendlinger startete 1993 mit Sauber in das Abenteuer Formel 1, Foto: Sutton

1993 war es dann schließlich soweit und Sauber betrat die große Bühne der Formel 1. Karl Wendlinger und JJ Lehto bildeten die erste Fahrerpaarung, die in ihrer Debütsaison den respektablen siebten Rang in der Konstrukteurs-Wertung erreichte. Von Anfang zählte es zu Peter Saubers besonderen Fähigkeiten, ein gutes Auge für talentierte Piloten zu haben. Gehörten einst unter anderem Michael Schumacher und Heinz-Harald Frentzen zum Nachwuchskader des Schweizers, nahm er später Kimi Räikkönen und Felipe Massa unter seine Fittiche.

Der Iceman und sein Förderer, Foto: Sutton
Der Iceman und sein Förderer, Foto: Sutton

Untrennlich verbunden mit der Geschichte Saubers in der Formel 1 ist die langjährige Zusammenarbeit mit Ferrari. Von 1997 bis 2005 setzte man auf Triebwerke aus Maranello, die den Sponsornamen Petronas trugen und nicht zuletzt die Basis für den größten Erfolg des Teams, den vierten Rang in der Konstrukteurs-Wertung der Saison 2001, darstellten. Auch heute noch werden die Sauber-Boliden von Aggregaten aus dem Hause Ferrari befeuert.

Einmal BMW und zurück

2006 war das vorläufige Ende von Sauber als Privatmannschaft gekommen. BMW übernahm 80 Prozent der Anteile des Rennstalls und änderte den Namen in BMW Sauber F1 Team. Während die operative Leitung von München aus erfolgte, blieb der Standort Hinwil erhalten und auch Peter Sauber trat weiterhin in Erscheinung, jedoch primär als Berarter und Repräsentant für Partner sowie Sponsoren.

2010: Sauber kehrt als eigenständiges Team zurück, Foto: Sutton
2010: Sauber kehrt als eigenständiges Team zurück, Foto: Sutton

Als BMW 2009 beschloss, der Formel 1 den Rücken zu kehren und sich der Verkauf des Rennstalls an eine Investmentgruppe zerschlug, trat Peter Sauber wieder auf den Plan und erwarb sein einstiges Team zurück. Sauber erhielt den durch den Rückzug Toyotas freigewordenen Startplatz für die Saison 2010, musste jedoch in Hinwil zahlreiche Stellen abbauen, um den finanziellen Kraftakt stemmen zu können.

Staffelübergabe an Monisha Kaltenborn, Foto: Sutton
Staffelübergabe an Monisha Kaltenborn, Foto: Sutton

Seither gibt es wieder eine echte Schweizer Nationalmannschaft in der Formel 1, die aufgrund des Rundstreckenrennenverbots jedoch ohne ein Heimrennen auskommen muss. Peter Sauber kehrte als Teamchef an die Boxenmauer zurück und bewies bei der Verpflichtung junger Piloten abermals ein geschicktes Händchen, wie die Podiumsplätze von Kamui Kobayashi und Sergio Perez in den folgenden Jahren zeigen sollten. Diese Fähigkeit beschränkte sich jedoch nicht nur auf den Fahrersektor, sondern auch die nunmehrige Teamchefin Monisha Kaltenborn baute der Zürcher langsam auf und übergab der Wienerin im Herbst 2012 als erster Frau die Leitung eines F1-Teams.

Jetzt, nachdem die wirtschaftlichen Turbulenzen überwunden sind, kann der Schweizer des Jahres 2005 wieder in den Hintergrund treten und mit etwas mehr Distanz verfolgen, wie es mit seinem Lebenswerk weitergeht. Mit viel Charisma und eidgenössischem Charme bereichert die Mannschaft aus Hinwil, die manchmal an ein kleines gallisches Dorf erinnert, die Formel 1 seit mittlerweile zwei Dekaden und es gibt wohl niemanden im so hektischen Zirkus, der die sympathische Truppe missen möchte. In diesem Sinne: Hopp Schwiiz und Alles Gute, Peter Sauber!