Der Freitag in Japan stand ganz im Zeichen der zahlreichen Abflüge. Mit Kimi Räikkönen erwischte es auch einen prominenten Namen, Fernando Alonso kam noch mit einem blauen Auge davon. Doch die Fans bekamen in Suzuka nicht nur viele Zwischenfälle geboten, sie sahen vor allem auch regen Fahrbetrieb. Am Nachmittag konzentrierten sich die Teams wie gewohnt auf die Longruns, Motorsport-Magazin.com hat einen genaueren Blick darauf geworfen und analysiert die Freitagsform der Favoriten.

Red Bull

Red Bull scheint fest entschlossen, alles dafür zu tun, damit Sebastian Vettel bereits in Suzuka seinen vierten WM-Titel fixiert. Gewinnt Vettel, während Fernando Alonso nicht besser als Neunter wird, knallen schon in Japan die Sektkorken. Der Heppenheimer setzte am Freitag in 1:33.852 Minuten die Bestzeit und platzierte sich damit unmittelbar vor seinem Teamkollegen Mark Webber, der die gute Vorstellung der Mannschaft aus Milton Keynes abrundete. Dementsprechend zufrieden war auch Red-Bull-Motorsport-Berater Dr. Helmut Marko im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com. "Unsere beiden Autos sind für die Pole Position gut", gab der Österreicher selbstsicher zu Protokoll.

Doch nicht nur auf eine Runde ist der RB9 schnell. Im zweiten Freien Training fuhr Sebastian Vettel einen Longrun über zwölf Runden. Bei der Auswertung der repräsentativen Runden zeigt sich, dass der Red Bull auch im Dauerlauf eine Macht ist. Abgesehen von zwei kleinen Peaks, die durch kleinere Fahrfehler, Verkehr oder gelbe Flaggen verursacht werden können - sind die Rundenzeiten Vettels auf einem konstant schnellen Niveau. Mit leichter werdendem Auto konnte der Heppenheimer seine Rundenzeiten sogar zum Ende des Stints hin verbessern.

Die Entwicklung der Rundenzeiten der Top-Favoriten, Foto: adrivo Sportpresse GmbH
Die Entwicklung der Rundenzeiten der Top-Favoriten, Foto: adrivo Sportpresse GmbH

Mercedes

Red Bulls erste Verfolger dürften - zumindest im Qualifying - wieder einmal aus dem Hause Mercedes kommen. Gab im ersten Training noch Lewis Hamilton mit der Bestzeit den Ton an, war in der zweiten Session Nico Rosberg als Dritter der beste Vertreter der Stuttgarter. "Sowohl auf eine Runde als auch bei den Longruns waren wir extrem schnell, aber entscheidend wird wie immer sein, wie wir vor allem im Rennen mit den Reifen umgehen", frohlockte der Wiesbadener und schielte mit einem Auge auf den Platz an der Sonne: "Ich hoffe, wir können Red Bull ärgern."

In der Tat: Auch die Analyse von Motorsport-Magazin.com verrät, dass die Longruns der Silberpfeile ganz ordentlich sind. Der Mercedes-Pilot drehte am Nachmittag 15 Runden am Stück, abzüglich Out- und Inlap kamen somit 13 repräsentative Runden zustande. Doch während Vettels Zeiten im tiefen 1:39er Bereich lagen und zum Ende hin sogar leicht schneller wurden, begann Rosberg mit hohen 1:39er Zeiten und beendete seinen Stint im Bereich von niedrigen 1:40ern. Das ist zwar nur eine moderate Zunahme, dem direkten Vergleich mit Vettel kann das aber nicht standhalten.

Lotus

Kimi Räikkönens Abflug ins Kiesbett überschattete Lotus' Auftakt in Suzuka. Damit waren die schlechten Nachrichten aber bereits erschöpft, denn sowohl der Iceman als auch Romain Grosjean klassierten sich unmittelbar hinter Red Bull sowie Mercedes und befanden sich durchaus in Schlagdistanz zur Spitze. "Das Auto fühlte sich sehr gut, auch wenn es sicher noch Raum für Verbesserungen gibt. Ich bin aber mit den Fortschritten, die wir erzielt haben, sehr glücklich", erklärte Räikkönen, dessen Stärken bekanntlich eher im Rennen als im Qualifying liegen.

Die potenziell geglätteten Ausgleichskurven der Longruns, Foto: adrivo Sportpresse GmbH
Die potenziell geglätteten Ausgleichskurven der Longruns, Foto: adrivo Sportpresse GmbH

In Korea war Lotus das Team der Stunde. Kurze Zeit sah es sogar so aus, als könnte Romain Grosjean Sebastian Vettel unter Druck setzten, der Lotus war im Longrun das schnellste Auto, was sich schon am Freitag abzeichnete. Weil Kimi Räikkönen sein Training schon früh beenden musste, bleiben lediglich Referenzwerte von Romain Grosjean. Der Franzose begann mit hohen 1:40er Zeiten und beendete seinen Dauerlauf im hohen 1:41er Bereich. Unter den Top-4 waren das die klar schlechtesten Zeiten. Allerdings bleiben Spritmengen und das absolute Alter der Reifen eine Unbekannte.

Ferrari

Fernando Alonso musste nach Rang zehn und 1,2 Sekunden auf Sebastian Vettel ernüchtert konstatieren: "Wir sind nicht so konkurrenzfähig, wie wir das gerne hätten." Bestürzt zeigte sich der Spanier darüber, dass nicht nur die unmittelbare Konkurrenz schneller als Ferrari war, sondern auch Gegner, mit denen die Scuderia für gewöhnlich nicht zu kämpfen hat. "Wir haben Ricciardo, wir haben die McLarens - wir haben heute Leute vor uns, die normalerweise hinter uns sind", wurde Alonso deutlich.

Rennpace, die hatte Fernando Alonso nach dem Korea GP gefordert. Zur eigentlichen Stärke zurückkehren, hieß es. Wie Nico Rosberg lieferte auch Alonso 13 repräsentative Runden. Allerdings hatte sich der Asturier seinen Reifensatz bei einem Dreher leicht ramponiert. Zwar sei der Schaden nicht groß gewesen, die ein oder andere Zehntelsekunde soll aber noch drinnen sein, so der Ferrari-Pilot. Im Dauerlauf begann Alonso fast auf Rosberg-Niveau, verlor aber gegen Ende des Stints zunehmend auf den Mercedes-Piloten.