Wenn die Formel-1-Piloten an Suzuka denken, dann schlägt das Rennfahrerherz um einiges höher. "Rennfahrer lieben Herausforderungen, und davon hat diese Strecke reichlich zu bieten", schwärmt Nico Hülkenberg. Suzuka zählt daher zu den Klassikern im Formel-1-Kalender, denn auf dem japanischen Kurs fand schon so manch denkwürdiges Rennen statt, das in die Geschichtsbücher der Formel 1 eingegangen ist.

Der Kurs bietet für jeden Piloten etwas. Ob langsame Kurven, schnelle Kurven, eine enge Haarnadel und lange Vollgasstücke. Die Schwierigkeit besteht also in den Gegensätzen - einige langsame Kurven kombiniert mit sehr schnellen und dann noch die Gefahr des Wetters. Damit gehört die Strecke auf jeden Fall zu den anspruchsvollsten, die die Formel 1 zu bieten hat.

Sektor 1

Ein herausragendes Merkmal gleich im ersten Sektor ist die rund 1,2 Kilometer lange Start-Ziel-Gerade, auf welcher die Piloten über 13 Sekunden Vollgas geben. Die Boliden rasen mit knapp 300 Stundenkilometern auf die erste von sechs Rechtskurven zu und bremsen hart bis auf 110 Stundenkilometern herunter. Erstes Ziel hier: die Nase vorne zu halten. Im vierten Gang geht es den Berg hinauf und es folgt eine Spezialität der Strecke: die Esses.

Mit circa 245 Stundenkilometern erfolgt die Einfahrt in die Esses, die einzig schnelle Kurvenpassage der Strecke. Fünf schnelle Kurven mit einem ständigen Richtungswechsel. Hier kommt es darauf an, dass die Piloten auf der Ideallinie bleiben und im richtigen Rhythmus die Kurven durchfahren. Schon der kleinste Fehler bringt den Fahrer aus dem Rennfluss. "Die Esses-Kurven nach dem Start sind wunderschön, weil du die Performance deines Formel-1-Autos und den Grip dort sehr gut spüren kannst", sagte Adrian Sutil, der ein riesiger Fan der Strecke ist.

Sektor 2

Die Fahrer schlängeln sich durch die Dunlop-Kurve weiter den Berg hinauf. In Turn acht und neun fällt die Strecke ein wenig und es folgen zwei mittelschnelle Rechtskurven. Beim Ausgang der Kurve neun ist Vorsicht geboten, denn die Piloten fahren hart über die Kerbs. Mit Vollgas geht es in Richtung langsamste Kurve der Strecke. Im zweiten Gang wird die enge Haarnadelskurve passiert, welche kaum Platz für Überholmanöver bietet.

Nach der Haarnadelkurve müssen die Piloten früh auf das Gaspedal, um so schnell wie möglich hochzubeschleunigen. Der Streckenverlauf geht nun in einem leichten Rechtsbogen weiter die Serpentinen hinauf, welche selbst bei trockenen Bedingungen sehr rutschig sind. "In einigen Kurven kann man Vollgas - oder zumindest fast Vollgas - geben, aber in anderen muss man vorsichtig die Balance zwischen Bremsen und Gas geben finden, um den Speed bestmöglich mitzunehmen", erklärte Lotus-Pilot Kimi Räikkönen. Die Kurven 13 und 14 - auch Spoon genannt - sind eine sehr schwierige Linkskurve, die im vierten Gang und mit 180 Stundenkilometern durchfahren werden. Und die Berg- und Talfahrt geht unermüdlich weiter.

Sektor 3

Der letzte Sektor hat es in sich. Mit viel Schwung aus Spoon sausen Vettel & Co im siebten Gang auf dem längsten Vollgasabschnitt der Strecke entlang, welches wiederrum zum Überholen einläd. Mit 310 Stundenkilometern durchfahren die Piloten dann die ultraschnelle Linkskurve 130R - der Fuß bleibt dort weiterhin auf dem Gas und die Fliehkräfte werden bis zum Anschlag ausgereizt. Die legendäre Kurve stellt für die Piloten vor allem mit vollem Tank eine Herausforderung dar und belastet die Reifen extrem.

Am Ende geht es noch einmal bergauf, hin zur wichtigen rechts-links-rechts Schikane. Nach dem harten Anbremsen ist es dort wichtig, den Scheitelpunkt richtig einzuschätzen. "Suzuka ist ein sehr anspruchsvoller Kurs, bei dem es in jeder Kurve auf eine präzise Fahrweise und eine genaue Wahl der Einlenkpunkte ankommt", weiß Lewis Hamilton. Haben die Piloten diese Schikanenkombination gemeistert, müssen sie genügend Geschwindigkeit für die lange Start-Ziel-Gerade mitnehmen, um nicht die Beute der Gegner zu werden.

Harte Bedingungen für die Reifen

In Japan bringt Pirelli die beiden härtesten Reifenmischungen, Foto: Sutton
In Japan bringt Pirelli die beiden härtesten Reifenmischungen, Foto: Sutton

Für Spannung ist auch in Suzuka wieder gesorgt, denn die Reifen werden wieder viel Einfluss auf das Renngeschehen haben. Da der Asphalt relativ rau ist und hohen g-Kräfte erreicht werden, fordert das die Pneus bis auf das Äußerste. Vor allem die erste Rundenhälfte reizt die Reifen sehr. Die vielen schnellen Kurven erhitzen das schwarze Gummi und sorgen für einen hohen Verschleiß. Erst die lange Gerade lässt die Reifen ein wenig abkühlen. Die Herausforderung der Piloten besteht also wieder einmal darin, die Reifen so lange wie möglich am Leben zu halten und so den geplanten Boxenstopp länger hinauszuschieben, als die Gegner.