Der Korea GP zählte in seiner ersten Hälfte nicht unbedingt zu den spannendsten Rennen der bisherigen Saison. Alle Teams setzten zu Beginn auf eine Zwei-Stopp-Strategie, weil Analysen einen Vorteil von rund acht Sekunden auf die Renndistanz berechnet hatten. Als einziger Pilot setzte Daniel Ricciardo schon im ersten Stint auf die Medium-Reifen. Als Bernd Mayländer innerhalb weniger Runden gleich zweimal mit seinem Safety-Car ausrücken musste, wirkte sich aber die erste Rennhälfte noch gravierend auf das Rennergebnis aus.

Bei den Top-Leuten war es Lewis Hamilton, der in Runde neun zum ersten Mal die Box ansteuerte. Die Intension dahinter war, mit einem früheren Boxenstopp Romain Grosjean zu überholen. Doch Lotus coverte Hamilton und holte den Franzosen eine Runde später ebenfalls an die Box, die alte Rangordnung blieb bestehen, wenn auch nur knapp. Genau aus diesem Grund fuhr Sebastian Vettel schnell einen Vorsprung von drei bis fünf Sekunden heraus und verwaltete diesen in den folgenden Runden.

Covern und Undercutten

Somit wollte der Heppenheimer sicherstellen, dass er nicht vom Zweitplatzieren Grosjean undercuttet wird. Das bedeutet, dass Grosjean eine Runde früher an die Box kommt und in dieser einen Runde auf frischen Reifen so viel Zeit auf den führenden Vettel gutmacht, dass er nach dem Stopp des Weltmeisters die Führung übernimmt. Doch ein Vorsprung im Bereich von drei von fünf Sekunden soll genau das verhindern und bietet eine sichere Basis dafür, dass Red Bull eine Runde lang Zeit hat, um auf die Strategie des Hinterherfahrenden zu reagieren.

Der Plan ging auf: Vettel stoppte in Runde elf, also genau eine Runde nach Romain Grosjean und konnte die Führung behaupten. In der ersten Runde der Boxenstopps änderte sich bei den Positionen nicht viel. Lediglich Daniel Ricciardo, der erst deutlich später, nämlich in Runde 18 zum ersten Mal seine Pit-Crew aufsuchte, verzerrte das Bild etwas. Nach überragendem Start lag der Australier auf Rang sieben - vor Kimi Räikkönen. Weil beide auf unterschiedlichen Strategien fuhren, musste Räikkönen auf der Strecke an ihm vorbeigehen, was ihm in Runde vier gelang.

Nachdem sich Räikkönen am Ende seines zweiten Stints von Mark Webber überholen lassen musste, stellte Lotus die Strategie des Finnen um. In Runde 25 kam Räikkönen bereits zu seinem zweiten Stopp, Lotus plante mit einem dritten Besuch. Weil Mercedes aber bei Lewis Hamilton an einer Zwei-Stopp-Strategie festhielt, coverte der Brite Räikkönen nicht. Trotz stark abbauender Reifen musste der Brite noch einige Runden auf seinem zweiten Satz Reifen fahren, um nicht im letzten Stint in Probleme zu geraten.

Mercedes holte Lewis Hamilton zu spät an die Box, Foto: Sutton
Mercedes holte Lewis Hamilton zu spät an die Box, Foto: Sutton

Dabei verlor Hamilton zeitweise mehr als drei Sekunden pro Runde und konnte wegen eines Missgeschicks an Rosbergs Mercedes erst eine Runde später als geplant zum Reifenwechsel kommen. Der Profiteur hieß Kimi Räikkönen, der an Rosberg und Räikkönen vorbeiging. Nach dem Finnen zogen auch Nico Hülkenberg und Fernando Alonso ihre Stopps vor, verloren allerdings ihre Positionen an den Lotus-Piloten. An der Spitze ließen sich Vettel und Grosjean nicht davon beirren. Erst als in Runde 31 das Safety-Car zum Einsatz kam, stoppten die beiden Spitzenreiter.

Vor dem Safety-Car hatte Räikkönen noch über 55 Sekunden Rückstand auf die Spitze, dieser Rückstand wurde dadurch allerdings vollkommen egalisiert und er fand sich erstmals auf Rang drei wieder. Doch nicht nur die Neutralisierung des Rennens kam ihm entgegen - später konnte er noch Teamkollege Grosjean überholen -, auch die Tatsache, dass er hinter dem Safety-Car seine deutlich älteren Reifen schonen konnte, hatte eine massive Auswirkung: Ein dritter Stopp wurde somit hinfällig. Doch auch Sebastian Vettel profitierte vom Ausrücken Bernd Mayländers.

Der Heppenheimer fuhr im mittleren Stint 20 Runden mit den Medium-Reifen, die am Ende völlig abgenutzt waren. Für den letzten Stint stand dem Weltmeister allerdings nur noch ein gebrauchter Satz Mediums zu Verfügung, wie der UBS-Strategie-Report verrät. Dem entsprechend hätte Vettel wohl große Probleme zum Ende des Rennens hin bekommen, hätte er seine Reifen nicht zehn Runden lang hinter dem Safety-Car schonen können. Der Einfluss des Safety-Cars darf also in diesem Rennen nicht unterschätzt werden: Auf der einen Seite wurde das Rennen neutralisiert, zum anderen profitierten Piloten, die mit ihren Reifen haushalten mussten oder sogar noch einen zusätzlichen Stopp hätten einlegen müssen. Kimi Räikkönen profitierte in beiden Fällen, weshalb dem Finnen auch ein nicht perfektes Rennwochenende zu Rang zwei reichte.