Wieder einmal brennt es am Nürburgring: Die Insolvenzverwalter bekamen von der Regierung des Landes Rheinland-Pfalz den Auftrag, einen Käufer für den Nürburgring zu suchen. "Es gibt weder eine Entscheidung der EU im Beihilfeverfahren, die dieses verlangt, noch sonst einen Grund, der einen Verkauf erzwingen würde, und schon gar nicht in dieser überhasteten Art und Weise", meint der Verein "Ja zum Nürburgring", der sich um die historische Sportstätte und die Region große Sorgen macht.

Den Insolvenzverwaltern würde es nur darum gehen, möglichst schnell den meistbietenden Käufer zu finden, die Konsequenzen eines Verkaufs an einen "falschen" Interessenten, würden sie außer Acht lassen. Lediglich die schnelle Abwicklung sowie die Provisionen würden die Insolvenzverwalter antreiben, so der Vorwurf des Vereins "Ja zum Nürburgring". Um ihr Ziel zu erreichen, würden sie auch nicht davor zurückschrecken, die Situation "über alle Maße schönzureden."

Symptomatisch für die Lage am Ring, Foto: adrivo Sportpresse GmbH
Symptomatisch für die Lage am Ring, Foto: adrivo Sportpresse GmbH

Der Verein, unter dem Vorsitz von Otto Flimm, warnt vor allem vor drei speziellen Käufertypen:

  • Ein Käufer, der die Verhältnisse kennt und nach dem Kauf freie Bahn zur Gewinnmaximierung bekommt

Die derzeitigen Pächter zahlreicher Gebäude des "neuen" Nürburgrings sind dem Verein ein Dorn im Auge. Sie würden versuchen, ihre eigenen Gewinne zu maximieren und dabei die Sportstätte ausbeuten. Bei einem solchen Käufer könnten derartige Geschäftspraktiken perfektioniert werden.

  • Ein Käufer, der die Verhältnisse am Nürburgring nicht kennt und durch die Darstellung der Insolvenzverwalter zum Kauf verleitet wird

In diesem Szenario wird der Nürburgring von einem Käufer übernommen, der die Situation in der Region missversteht, sich von den Ausführungen der Insolvenzverwalter blenden lässt. "Kauft er den Ring, so wird er hinterher mit der harten Wirklichkeit konfrontiert. Die Folge kann nur sein, dass er versucht, über die funktionierende Rennstrecke Gelder zu erwirtschaften, um sein Investment zu retten", heißt es im Schreiben.

  • Ein Käufer, der den Nürburgring als berühmte Immobilie ansieht

Der Nürburgring ist mehr als eine Immobile, da ist der der Verein sicher. Ob das auch ein möglicher Käufer so sieht, darüber ist man sich nicht sicher. Dieser Käufertyp sei nur an einem gewinnbringenden Weiterverkauf interessiert und könnte damit großen Schaden anrichten.

Während die Fans den Motorsport lieben und sogar Esteban Gutierrez belagern..., Foto: adrivo Sportpresse GmbH
Während die Fans den Motorsport lieben und sogar Esteban Gutierrez belagern..., Foto: adrivo Sportpresse GmbH

Doch der Verein ist sich auch bewusst, dass es noch eine Vielzahl weiterer Käufertypen gibt, die den Nürburgring und die Region "ebenfalls existentiell bedrohen könnten." Um klarzustellen, für welche Ziele der Verein einsteht, wurden diese kurz zusammengefasst.

  • Der Nürburgring ist eine Stätte des Breitensports

Ähnlich wie ein Bolzplatz soll auch der Nürburgring einer breiten Masse zugänglich sein. Jedoch herrscht großes Interesse an der Rennstrecke, ein Betreiber solle für ausgewogene Kosten sorgen, dass weder Veranstalter, noch Betreiber unter Kostendruck leiden.

  • Die Touristenfahrten müssen erhalten bleiben

Auch nach dem Verkauf soll es Besuchern des Nürburgrings möglich sein, mit dem eigenen PKW Runden auf der legendären Nordschleife zu drehen.

  • Motorsportfremde Aktivitäten müssen sich im freien Wettbewerb beweisen

Der Nürburgring wurde als Stätte des Motorsports geschaffen, das soll auch in Zukunft so bleiben. "Hotels und Gaststätten müssen von der Rennstrecke getrennt werden. Es darf weder Koppelgeschäfte noch Quersubventionierungen geben", heißt es.

  • Der Nürburgring darf nicht in Konkurrenz zum lokalen Unternehmertum der Region stehen

Der Nürburgring wurde 1927 nicht zufällig in der Eifel erbaut. Durch den Bau der Rennstrecke erhoffte man sich eine wirtschaftliche Stärkung der strukturschwachen Region. Das ist dem Projekt auch über weite Strecken gelungen. "Das darf sich durch einen Verkauf nicht ins Gegenteil umkehren", fordert der Verein.

  • Das Monopol Nürburgring darf nicht missbraucht werden

"Die Rennstrecke hat aufgrund ihrer Einzigartigkeit und der besonderen Verpflichtung der Region gegenüber eine Monopolstellung. Dies wurde sogar in einem Urteil bestätigt", schreibt der Verein. Dieses Monopol dürfe nicht dazu missbraucht werden, finanziellen Profit einzufahren.

...bleibt das Eifeldorf Grüne Hölle leer, Foto: adrivo Sportpresse GmbH
...bleibt das Eifeldorf Grüne Hölle leer, Foto: adrivo Sportpresse GmbH

Um beim Verkauf mitsprechen zu können, rief der Verein "Ja zum Nürburgring" den "Förderkreis Nürburgring" ins Leben. Dieser sammelt Geld, um möglicherweise sogar selbst als Käufer auftreten zu können. Auch eine Unterstützung eines dem Vereinen genehmen Interessenten ist möglich, ebenso der Erwerb von Sonderrechten, um einen Bewerber unterstützen zu können.

Und "Ja zum Nürburgring" schlägt noch eine weitere mögliche Lösung vor. Das Land Rheinland-Pfalz soll selbst als Käufer auftreten und sich den Nürburgring quasi selbst abkaufen. "Auf diese Weise hätten alle gewonnen: das EU-Beihilfeverfahren würde gegenstandslos werden, die Insolvenz wäre ordnungsgemäß abgewickelt worden, das Land behielte seinen wertvollen Besitz und damit die Region die dringend benötigte Strukturmaßnahme, und selbst der Motorsport bliebe nicht auf der Strecke. Und vor allem: der Steuerzahler müsste nichts dafür bezahlen", erklärt Otto Flimm. "Es wäre der Königsweg in dieser verfahrenen Situation. Der Nürburgring darf nicht in die Hände von profitgierigen Investoren fallen, die der Region und dem Motorsport nur schaden werden", appelliert er noch einmal.