Wie holte Vettel seinen Sieg?

Sebastian Vettel hat den Großen Preis von Korea erwartungsgemäß gewonnen, musste diesmal jedoch mehr kämpfen als bei seinem dominanten Sieg in Singapur vor zwei Wochen. Der Red Bull-Pilot überquerte die Ziellinie mit 4,2 Sekunden Vorsprung vor dem Lotus-Duo Kimi Räikkönen und Romain Grosjean. Den ersten Stein auf seinem Erfolgsweg legte er beim Start als er seine Position gegenüber Lewis Hamilton verteidigte und danach einen Abstand auf die Konkurrenz herausfahren konnte. Dank zwei perfekter Boxenstopp, der richtigen Strategie und einem sehr guten Speed fuhr er in Korea zum Start-Ziel-Sieg. Vettel räumte allerdings ein: "Beim Speed hatten wir heute die Nase vorn, aber was die Ausdauer anging, waren die Lotus ein bisschen besser mit den Reifen. Wir haben uns zwar nicht schwer getan, aber Lotus hat es noch etwas besser hinbekommen."

Ein Fahrer-Trio hatte gut lachen, Foto: Red Bull
Ein Fahrer-Trio hatte gut lachen, Foto: Red Bull

Wie kam Räikkönen von 9 auf 2?

Die Antwort ist ganz einfach: Speed gepaart mit Glück. Kimi Räikkönen fiel zwar am Start auf Rang zehn zurück, pilotierte aber seinen Lotus dank langjähriger Erfahrung perfekt durch das Chaos, ausgelöst durch den Dreher von Felipe Massa. Somit lag der Finne nach wenigen Runden hinter Nico Hülkenberg und Fernando Alonso. Ohne Frage hat ihm das Safetycar geholfen, aber wie betonte der Finne selbst: "Wenn wir nicht den Speed gehabt hätten, hätten wir gar nicht erst soweit vor fahren können, um dann vom Safetycar zu profitieren. Manchmal laufen die Dinge für einen und manchmal gegen einen." Den zweiten Platz schnappte sich Räikkönen als er einen Fehler seines Teamkollegen Romain Grosjean eiskalt ausnutzte.

Wie trieb Hülkenberg Hamilton in die Verzweiflung?

Lewis Hamilton konnte die Heckansicht von Nico Hülkenbergs Sauber in Yeongam deutlich länger studieren, als dem Briten lieb war. Rundenlang hing der Mercedes-Pilot hinter dem Deutschen fest und fand einfach keinen Weg vorbei. Hamilton konnte sich an Hülkenberg auf Start- und Ziel zwar immer wieder heransaugen, doch der Sauber-Pilot verfügte zum einen über die viel bessere Traktion, sodass er aus den Kurven eins und zwei auf die lange Gerade deutlich besser herausbeschleunigen konnte, und zum anderen fehlte es dem Mercedes-Boliden insgesamt einfach an Top-Speed. "Unser Auto war im Mittelsektor wirklich stark, aber leider waren wir auf den Geraden nicht schnell genug, um vorne zu bleiben", gestand Hamilton.

Was waren die Folgen von Massas Dreher?

Chaos in Kurve drei und Felipe Massa mittendrin. Der Brasilianer behauptete, er hätte eine Kollision mit Nico Rosberg verhindern wollen und sich dabei gedreht. Die Folgen waren schwer - nicht nur für Massa. Der Ferrari-Mann fiel ans Ende des Feldes zurück, konnte aber unbeschadet weiterfahren. Problematischer waren die Auswirkungen für Adrian Sutil. Der Force-India-Mann beschädigte sich im allgemeinen Durcheinander seinen Frontflügel am Lotus von Kimi Räikkönen und leistete nach seinem Besuch an der Box Massa am Ende des Feldes Gesellschaft.

Der dritte im Bunde war Giedo van der Garde. Er drängte im Chaos der dritten Kurve ein anderes Auto ab und bekam dafür eine Durchfahrtsstrafe aufgebrummt. Am wenigsten litt Fernando Alonso. Zu Beginn war unklar, ob es zu einer kleinen Berührung der Teamkollegen gekommen war. "Das war null Problem und hat in meinem Rennen nichts verändert, da ich ohnehin hinter Nico [Hülkenberg] war", blieb Alonso gelassen. Wie groß die Auswirkungen letztlich auf das Rennen von Massa waren, bleibt offen, viel weiter nach vorne wäre es wohl aber nicht gegangen. "Wir waren nicht konkurrenzfähig und mindestens drei oder vier Teams waren heute schneller als wir", war Massa frustriert.

Was war an Rosbergs Flügel kaputt?

Nico Rosberg erlebte eine gehörige Schrecksekunde. Der Mercedes-Pilot hatte eben seinen Teamkollegen Lewis Hamilton auf der langen Gerade überholt, da sackte sein Frontflügel nach unten, setzte auf dem Asphalt auf und rief heftigen Funkenflug hervor. Ursache für den ungewöhnlichen Defekt war der Bruch einer der beiden Halterungen am Flügel, was noch nie zuvor vorgekommen sei. "Das darf nicht sein, wir müssen jetzt schauen, was man da verstärken kann", stellte Mercedes-Vorstandsvorsitzender Niki Lauda klar.

Warum holte Mercedes Hamilton nicht früher rein?

Mercedes und die Reifen - ein leidiges Thema. Hatten die Silberpfeile die Pneus seit der Überarbeitung seitens Pirelli gut im Griff, sah sich Lewis Hamilton in Korea wieder in längst vergessen geglaubte Zeiten zurückversetzt. Nach 13 Runden im zweiten Stint baute der rechte Vorderreifen des Briten dramatisch ab, was diesen dazu zwang, mehrere Sekunden langsamere Runden als die Konkurrenz zu drehen. "Er brach plötzlich komplett ein", bestätigte Hamilton und hatte den Lösungsvorschlag auch sogleich parat: ein sofortiger Boxenstopp, um den toten Reifen zu wechseln.

Hamilton hätte gerne früher gestoppt, Foto: Sutton
Hamilton hätte gerne früher gestoppt, Foto: Sutton

Mercedes entschied sich jedoch anders und ließ Hamilton zappeln. "Wir mussten eine schwierige Entscheidung treffen: Ein zusätzlicher Stopp in Runde 22 hätte uns zu einer viel langsameren Drei-Stopp-Strategie gezwungen", lieferte Teamchef Ross Brawn die Erklärung für das Vorgehen der Stuttgarter. "Die Alternative war, Lewis mit freier Fahrt draußen zu lassen und zu versuchen, die Zielrunde für unsere Zwei-Stopp-Strategie zu erreichen." Mercedes entschied sich für die zweite Variante, was Hamilton einige schwierige Runden bescherte, in denen er alle Chancen auf das anvisierte Podiumsergebnis verlor.

Warum ging Perez' Reifen kaputt?

Der Reifenschaden von Sergio Perez war eine der spektakulären Szenen beim Großen Preis von Korea. Auf der Gegengerade flog dem McLaren-Piloten plötzlich die Lauffläche des linken Vorderreifens davon. "Die Situation war sehr gefährlich", sagt Perez ohne Umschweife. "Ich bremste am gleichen Punkt wie vorher, ganz normal und holte mir einen Bremsplatten, weil das Rad stehen blieb." Auf der folgenden Geraden explodierte der Reifen förmlich und zerstörte dabei auch den Frontflügel.

Böses Déjà-vu für Perez, Foto: Sutton
Böses Déjà-vu für Perez, Foto: Sutton

Sowohl Sergio Perez als auch Mark Webber und Fernando Alonso übten anschließend wieder Kritik an der Haltbarkeit der Pirelli-Reifen. Für Pirelli-Chef Paul Hembery war die Ursache für den Reifenschaden jedoch klar. "Die Telemetriedaten zeigen, dass es ein massiver Bremsplatten war", erklärt Hembery. "Es war ein riesiges Loch im Reifen. Dagegen können wir nichts machen."

Warum fiel Ricciardo aus?

Zwei Runden vor Schluss stellte Daniel Ricciardo seinen Boliden ab. Der exakte Grund wird erst nach einer genaueren Analyse feststehen, aktuelle geht Toro Rosso von einem Problem mit der Bremse aus. "Ich fuhr auf Kurve drei zu und als ich auf die Bremse stieg, riss es das Auto nach links. Als ich ausstieg, sah ich, dass der vordere, linke Bremsrahmen herunterhing. Er war offensichtlich gebrochen", erzählte Ricciardo, der bereits im Vorjahr in Korea mit einem Bremsproblem zu kämpfen hatte. Bitter: nicht nur Ricciardo scheint das Problem das Rennen gekostet zu haben, sondern auch seinem Teamkollegen Jean-Eric Vergne.

Warum brannte Webbers Red Bull ab?

Re-Start nach der ersten Safetycar-Phase: Mark Webber versuchte gerade eine Lücke zu finden, um auf der Geraden an Daniel Ricciardo mittels KERS vorbeizugehen als ihn ein sich auf der Strecke drehender Adrian Sutil traf. Der Force India-Pilot knallte in Kurve drei in die Seite des RB9, der daraufhin Feuer fing. "Der Kontakt war immens", erzählte Webber im Nachhinein. Im ersten Moment gab der Australier KERS Schuld an dem Ausbruch des Feuers, doch nach einer genaueren Analyse stellte sich heraus, dass durch den Aufprall ein Ölkühler am RB9 geplatzt war. Aus dessen Gehäuse floss Öl direkt auf die heißen Auspuffrohre und löste damit das Flammeninferno aus. "Es ist nicht schön zusehen zu müssen wie das eigene Auto abfackelt", betonte Teamchef Christian Horner.

Wo kam das Feuerwehrauto plötzlich her?

Einsatz für die Feuerwehr, Foto: Sutton
Einsatz für die Feuerwehr, Foto: Sutton

In Runde 37 sorgte ein Feuerwehrauto, das plötzlich auf die Strecke einbog, für kurzzeitige Verwirrung. Renndirektor Charlie Whiting schickte das Fahrzeug los, um den Brand an Mark Webbers Auto zu löschen. Auf den TV-Bildern sah es recht gefährlich aus, als das Feuerwehrauto auf der Rennstrecke unterwegs war, während Vettel und Co. augenscheinlich im Renn-Speed angeschossen kamen. Doch so brenzlig war die Situation gar nicht, obwohl das richtige Safety Car zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht unterwegs war. Der Grund: Alle Fahrer wurden schon vorher durch gelbe Flaggen und die Safety-Car-Anzeige auf ihren Lenkrädern vor möglicher Gefahr gewarnt. Vettel konnte als Führender rechtzeitig vom Gas gehen und auch die Verfolger erkannten das Löschfahrzeug rechtzeitig.

In der Folge sorgte Bernd Mayländer für klare Verhältnisse auf der Strecke. Motorsport-Magazin.com unterhielt sich mit dem langjährigen Fahrer des Safety Car über den Vorfall. "Ich habe es genauso gesehen wie jeder andere im Fernsehen", erklärte er. "In diesem Moment war klar, dass wir auch raus mussten. Es war eine schwierige Situation und ich denke, dass darüber sicher noch geredet werden wird. Vielleicht ist etwas überreagiert worden. Zum Glück ist alles gut gegangen."

Warum ging Webber drei Mal an die Box?

Wie bei seinem Teamkollegen und späteren Korea-Sieger Sebastian Vettel war auch Mark Webber auf einer Zwei-Stopp-Strategie unterwegs. Aufgrund seiner Strafversetzung war der Red Bull-Pilot gezwungen durch das Feld zu pflügen, was ihm bis zur Runde 32 sehr gut gelang. Doch dann platzte Sergio Pérez der rechte Vorderreifen und löste damit eine Safetycar Phase aus. "Bis zu diesem Zeitpunkt war ich ganz zufrieden mit meiner Platzierung. Ich hatte mich recht gut wieder nach vorne gekämpft, doch dann fuhr ich mir einen Plattfuß ein", erzählte Webber. Der Red Bull-Pilot sammelte unglücklicherweise herumliegende Reifenteile des McLaren auf, die schließlich zum Plattfuß führten. Webber musste zum Reifenwechseln an die Box - zu früh, um mit diesem Satz das Rennen beenden zu können.

Warum fiel di Resta aus?

Der fünfte Ausfall des Schotten in Folge war erneut ein Fahrfehler. Paul di Resta klagte über einen nervösen und schwierig zu fahrenden Force India. Das hätte letztlich verursacht, dass ihm in Kurve zwölf ein Fehler unterlaufen sei. Der Schotte kam etwas zu weit über die Kerbs und beschädigte sich bei seinem Abflug das Heck des Boliden. Zwar wären Punkte ohnehin schwierig geworden, doch es gab von Di Resta ein großes Sorry in Richtung Team. "Ich muss meine Hände nach oben nehmen und mich beim Team entschuldigen", zeigte er sich kleinlaut.

Wer erhielt alles Strafen?

Der Große Preis von Korea war wieder einmal ein typisches Formel-1-Rennen: es hagelte nur so an Strafen. Schon während des Rennes bekamen Adrian Sutil und Giedo van der Garde eine Durchfahrtsstrafe aufgebrummt. Der Force-India-Pilot war zu schnell in der Boxengasse, Van der Garde hatte Jules Bianchi abgedrängt. Und auch nach dem Rennen war noch lange keine Ruhe. Jules Bianchi und Charles Pic waren unter gelben Flaggen zu schnell unterwegs und erhielten dafür jeweils ihre dritte Verwarnung der laufenden Saison. Laut den FIA-Richtlinien hat dies automatisch eine Rückversetzung um zehn Positionen in der Startaufstellung zum Japan GP zur Folge.

Giedo van der Garde und Max Chilton waren hinter dem Safety-Car zu schnell unterwegs und erhielten dafür ebenfalls eine Verwarnung. Da es jedoch nicht die Dritte war, bleibt der Vorfall zunächst ohne Folgen. Die Untersuchungen nach den Zwischenfällen von Di Resta/Perez, Massa/Perez und Sutil/Webber ergaben keine weitere Bestrafungen.