Während den Zeiten von Michael Schumacher fuhr Mercedes im Niemandsland der Tabelle. Nach dem Abgang des Rekord-Weltmeisters und der Verpflichtung von Lewis Hamilton ging es schlagartig aufwärts. Sieben Pole Positions und drei Siege hat das Duo Nico Rosberg/Hamilton bislang vorzuweisen, in der Konstrukteurs-WM belegt Mercedes den dritten Platz knapp hinter Ferrari. Nun lautet die Frage: Wie wäre es den Silberpfeilen wohl ergangen, wenn Schumacher geblieben wäre? Niki Lauda ist überzeugt: Es hätte sich nicht viel geändert.

"Du brauchst nach einer gewissen Zeit für das ganze Team eine neue Motivation, eine Umstellung", begründete Lauda gegenüber der Welt seine Ansichten. "Mit einem neuen Mann kommt eine frische Motivation. Die Verpflichtung eines Top-Fahrers lässt alle mit Ehrfurcht aufschauen." Damit wollte der Aufsichtsratsvorsitzende von Mercedes die Schuld für die ausbleibenden Ergebnisse allerdings nicht bei Schumacher selbst suchen: "Der Michael hatte nur das Problem, dass dieses Auto damals nicht funktionierte. Michael ist am Auto gescheitert, nicht an sich."

Trotzdem begründet Lauda mit Hamiltons Verpflichtung einiges am Aufschwung des Werksteams. Im Nachhinein sei das Duo die wichtigste Vorentscheidung für den Kurswechsel bei Mercedes gewesen, war Lauda überzeugt. Wesentlich für den Erfolg sei auch die Umbesetzung der internen Teamstruktur gewesen. Mercedes hatte in den vergangenen Monaten zahlreiches Personal der Konkurrenz abgeworben, darunter Paddy Lowe und Geoff Willis. "Ross Brawn hatte schon 2012 erkannt, dass bei Mercedes überall gute Leute fehlen", sagte Lauda. "Mercedes hatte sich damals diesem RRA-System angepasst, also diesem Kostenreduzierungsprogramm. Das aber wurde von McLaren, Red Bull und Ferrari aus verschiedenen Gründen nicht eingehalten."

Mit diesem Kurs habe das Team aus alten Fehlern gelernt und für 2013 vom ersten Tag an ein Auto hingestellt, das besser funktionierte als der alte Silberpfeil. Lauda: "Dieser Prozess hat aber weder etwas mit mir noch mit jemand anderem zu tun. Ich hatte nur von Anfang an gesagt: Vergesst dieses RRA-System. Wir brauchen stattdessen neue, bessere Leute, wenn wir Red Bull schlagen wollen." Ganz glatt sei die Umstrukturierung allerdings nicht verlaufen, bei Teamchef Ross Brawn habe es nach der Lowe-Verpflichtung Einbrüche gegeben. "Aber die haben wir geklärt", versicherte Lauda.