Nach dem Rennen in Singapur sind die Fragen, wie Sebastian Vettel so überlegen sein kann, immer lauter geworden. Wie siehst Du das - ist es in erster Linie das Auto oder der Fahrer?
Felipe Massa: Es gibt da immer viele Leute, die gerne Dinge erzählen, die weit weg sind von der Realität. Die sagen dann eben, es ist das Auto... Aber das Auto allein gewinnt keine Rennen. Man braucht auch immer den entsprechenden Fahrer dazu. Sebastian macht unheimlich tolle Arbeit, er verdient es wirklich, dass man dafür vor ihm den Hut zieht. Unabhängig davon, ob er nun das beste Auto hat oder nicht. Ich glaube schon, dass er das hat, wenn man das so im Vergleich zu den anderen Teams sieht, gerade beim letzten Rennen. Allerdings ist da ja auch der Unterschied zu seinem Teamkollegen - und ich möchte doch sehr bezweifeln, dass der ein anderes Auto hat. Das zeigt eben, dass man vor seiner persönlichen Arbeit auch sehr viel Respekt haben muss. Auf dem Weg zum vierten WM-Titel zu sein, das ist sicher auch ein Verdienst des Teams, aber mindestens genauso sein persönlicher.

Wie siehst Du die Pfiffe gegen ihn bei den letzten Siegerehrungen? Gehört so etwas heute einfach dazu, wenn man dauernd gewinnt? Muss man da einfach damit leben?
Felipe Massa: Eigentlich nicht - das sollte auch nicht so sein. Aber es kommt vielleicht schon daher, dass die Leute es nicht mögen, wenn immer der gleiche gewinnt, dass es sie langweilt. Es gab ja auch die Zeit, da konnte es keiner mehr ertragen, dass Schumacher dauernd gewonnen hat. Das ist die einzige Erklärung, die ich habe. Denn er selbst ist doch ein klasse Typ, hat auch nie wirklich irgendwelche Polemik ausgelöst - es gibt also nicht den geringsten Grund, ihn auszupfeifen.

Wie sieht es mit deinen Verhandlungen für nächstes Jahr aus - wann erwartest Du, das sich was tut?
Felipe Massa: Natürlich erwartet man immer, seine Zukunft zu sichern - aber es ist nicht das Allerwichtigste, dass das schnell passiert, sondern das Wichtigste ist, den richtigen Weg zu finden, ein konkurrenzfähiges Auto zu bekommen. Ich habe einige Optionen, ich rede mit mehr als zwei Teams. Ich hoffe, dass es möglich ist, ein gutes Auto zu bekommen - ich glaube auch, dass das passieren wird.

Wer führt eigentlich die Verhandlungen, nur dein Manager Nicolas Todt oder auch du selbst?
Felipe Massa: Wir beide, ich bin da schon auch beteiligt, spreche mit den Teams, für die ich gern fahren würde. Und was das Kommerzielle angeht: Mein Manager ist ja kein Brasilianer, deshalb bin, was die brasilianische Seite angeht, vielleicht sogar ich der Wichtigere. Ich habe viele Kontakte, kenne viele Leute. Wir arbeiten zusammen, um für nächstes Jahr das bestmögliche Auto zu bekommen.

Ist es schwierig, in so einer Situation, wenn man nicht genau weiß, wie es weiter geht, die Motivation zu behalten?
Felipe Massa: Nein, überhaupt nicht, ich bin voll motiviert. Das, was uns allen doch am meisten Spaß macht, ist das Fahren. Das ist das, was ich tue, seit ich acht Jahre alt bin: in einem Kart, in einem Auto sitzen, was auch immer. Ich hoffe, von jetzt bis zum Saisonende noch einmal gute Arbeit abliefern zu können. Auch für die Historie, die ich mit Ferrari habe.