Der nächste Abschnitt unserer Serie "Die Hintergründe der Formel 1" widmet sich aus aktuellem Anlass der Geschichte des Grand Prix von Österreich. Wir richten das Hauptaugenmerk dabei allerdings nicht auf die sportlichen Ergebnisse und das Geschehen auf der Rennstrecke, sondern nicht zuletzt auf den finanziellen und politischen Hintergrund, und die Gründe, warum ein Formel-1-Comeback lange Zeit als unmöglich galt.

Jochen Rindt bei seinem ersten Auftritt bei einem Formel-1-WM-Lauf: 1964 auf dem Zeltweger Flugplatz., Foto: Sutton
Jochen Rindt bei seinem ersten Auftritt bei einem Formel-1-WM-Lauf: 1964 auf dem Zeltweger Flugplatz., Foto: Sutton

Richten wir den Blick zunächst 50 Jahre in die Vergangenheit: Nach den Großen Preisen für Formel 1-Wagen 1961, 1963 und 1964 auf der Landebahn des Zeltweger Militärflugplatzes war für alle Beteiligten klar, dass eine permanente Rennstrecke nötig war, um die Formel 1 wieder ins Land zu locken. Aufgrund guter Kontakte der Österreicher zu wichtigen Stellen in der FIA waren die Teams zwar 1964 für insgesamt 1,5 Millionen Schilling zum ersten österreichischen Rennen mit WM-Status erschienen, doch der Streckenbelag hatte viele zur Aufgabe durch Defekt gezwungen, was die 40.000 angereisten Zuschauer und natürlich die Teams verärgerte.

Als bedingt durch Jochen Rindts Erfolge das Interesse am Motorsport in Österreich immer größer wurde, entwickelte man sowohl in Sichtweite des Militärflugplatzes Zeltweg als auch in Salzburg Pläne für den Bau einer permanenten Rennstrecke. Es war klar, dass das ersehnte Ziel, die Formel 1, nur an einer der beiden Rennstrecken Station machen würde, wodurch sich ein unerbittlicher Kampf zwischen dem STMSC (Steirischer Motorsportclub) in Knittelfeld und dem ÖASC (Österreichischer Automobilsportclub) in Salzburg anbahnte. Die Salzburger schlugen den Steirern 1968 sogar vor, das Projekt zu beenden und boten an, die bisher entstandenen Kosten zu übernehmen, nur um die Konkurrenz zu beseitigen.

Der berühmte Doppeldecker-Bus von Zeltweg. Dieses Fahrzeug war die einzige Anschaffung für den WM-Lauf 1964., Foto: Sutton
Der berühmte Doppeldecker-Bus von Zeltweg. Dieses Fahrzeug war die einzige Anschaffung für den WM-Lauf 1964., Foto: Sutton

Schließlich konnten sich die Steirer mit Unterstützung von Landeshauptmann Krainer die Rechte an der Austragung eines F1-GP für 10 Jahre ab 1970 sichern und damit den Wettlauf gewinnen. Am 27. Juli 1969 eröffnete Krainer den Österreichring, den sich die Steiermärkische Landesregierung 24 Mio. Schilling (umgerechnet: € 1,75 Mio., damalige Gegenwert von 762 VW Käfer) kosten ließ, die Kosten pro Grand Prix betrugen zusätzlich 285.000 Dollar.

Am 16. August 1970 pilgerten weit über 100.000 Motorsportfans zum Ring, um Jochen Rindt zu sehen, die kühnsten Erwartungen der Veranstalter waren übertroffen. Auch viele Besucher aus dem Ausland, vorwiegend Italien, waren vor Ort.

Durch immer mehr nötige Umbauten und neue Sicherheitsvorschriften wurde die Formel 1 jedoch im Laufe der nächsten Jahre jedoch bald zum Fass ohne Boden. Auch die Pacht- anstatt Kaufverträge mit den Grundstückseignern erwiesen sich als finanzieller Nachteil.

Mark Donohue war 1975 das erste von zwei Todesopfern am Österreichring, Foto: Sutton
Mark Donohue war 1975 das erste von zwei Todesopfern am Österreichring, Foto: Sutton

1974 kamen erstmals 150.000 Zuschauer, 1975 hatte der Höhenflug leider ein tragisches Ende: Mark Donohue verunglückte zusammen mit einem Streckenposten tödlich, weitere Sicherheitsmaßnahmen wurden notwendig, eine Schikane eingebaut. Im Folgejahr zog Ferrari wegen Laudas Feuerunfall seine Wagen zurück und es kamen nur 50.000 Zuschauer, wodurch empfindliche Verluste drohten. 1978 kam der Kurs erstmals in die Missgunst der Teams, nachdem Regen zu einem Unfall mit Millionenschaden geführt hatte.

Im nächsten Beitrag: Das Ende der Formel 1 am Österreichring und die Gründe, warum man in Bernie Ecclestones Ungnade gefallen war. Gleich morgen und nur auf Motorsport-magazin.com.