Über den Punkt in Singapur habe ich mich sehr gefreut, denn es sah zeitweise wirklich nicht so aus, als sollten wir da große Chancen haben. Aber am Ende hat der Versuch, mit einer anderen Strategie zu fahren - auf den Medium-Reifen zu starten, von denen wir wussten, dass sie bei uns nicht besonders funktionieren würden - und dann den Rest des Rennens auf Soft zu fahren, einigermaßen funktioniert. Sicher war auch ein bisschen Glück des Tüchtigen dabei, mit dem Ausfall von Mark Webber kurz vor Schluss - aber das muss man halt auch mal haben, gerade jetzt in einer Phase, wo es bei uns nicht so optimal läuft.

In dieser Zeit der Saison ist es ja so, dass sich nicht nur auf, sondern auch neben der Strecke immer ziemlich viel abspielt - ich sage nur, Cockpits für die nächste Saison. Man bekommt da als Fahrer schon einiges mit, aber man kann nicht alles durchschauen - dafür hat man einen Manager. Man kann sich nicht selbst um alles kümmern, dazu hat man einfach zu viel zu tun. Wenn man sich um alles selbst kümmern würde, dann würde die Leistung auf der Strecke darunter leiden - und die ist am Ende doch das Wichtigste.

Deshalb braucht man schon fähige Leute, die einem in verschiedenen Bereichen Arbeit abnehmen. Trotzdem ist es wichtig, immer auf dem neuesten Stand zu sein, um am Ende auch selbst die Initiative ergreifen zu können, sagen zu können, da will ich hin, das möchte ich machen, gibt es da eine Möglichkeit? Und dann muss man weiter schauen... Es sollte auf jeden Fall nicht so sein, dass man nur den Manager vorschickt und sagt, mach mal einen Vertrag und ich komme dann. Ich glaube, die Teams wollen schon sehen, dass der Fahrer auch wirklich will, seine Ziele hat. Das ist ein Zusammenspiel von vielem.

Blick auf die neuen Motoren

Adrian Sutil freut sich auf die neue Motoren-Ära, Foto: Sutton
Adrian Sutil freut sich auf die neue Motoren-Ära, Foto: Sutton

Auch was andere Entwicklungen für die Zukunft angeht, sollte man als Fahrer schon auf dem Laufenden bleiben. Ich habe mich zum Beispiel schon relativ gründlich über die Motoren für 2014 informiert, allerdings noch nicht konkret mit den Änderungen im Regelwerk. Das ist alles so umfangreich, das kostet so viel Zeit, sich da wirklich rein zu vertiefen. Ich lasse mir da lieber die wichtigsten Dinge sagen, um darüber Bescheid zu wissen. Wichtig ist immer, die neuen Sachen zu verstehen, um darauf wirklich vorbereitet zu sein.

Ich glaube, dass das neue Reglement die Formel 1 ein bisschen weiter in Richtung Langstreckensport verändern wird. Sprit sparen, Reifen schonen, das kommt dann jetzt alles zusammen. Die Formel 1 entwickelt sich weiter. Das ist auch gut, denn immer das Gleiche wäre ja auch irgendwann ein bisschen langweilig. Ich freue mich darauf, denn die Veränderungen bringen auch Chancen, gerade für kleinere Teams.

Natürlich besteht andererseits auch die Möglichkeit, dass die kleineren Teams das nicht so hinbekommen, aber wenn man es hinkriegt, und sei es auch nur für ein Rennen, dann hat man auch als kleines Team mal die Chance, vielleicht sogar ein Rennen zu gewinnen. Und das bedeutet natürlich sehr viele Punkte und ist auch interessant und sicherlich besser, als wenn immer nur die gleichen großen Teams vorne sind und die Kleinen immer weniger mithalten können. Außerdem gibt es gerade am Anfang sicher viele Ausfälle, bestimmt bleibt auch mal der eine oder andere ohne Sprit stehen. Das heißt, wenn man ohne Probleme durchfahren kann, hat man schon gute Chancen, einige Punkte zu holen.

Das ist etwas, wovon auch Force India profitieren könnte, auch durch die Mercedes-Partnerschaft. Ich denke, Mercedes wird nächstes Jahr ein starkes Paket haben - deshalb gehe ich davon aus, dass Force India auch nächstes Jahr eine gute Adresse sein wird. Ich könnte mir durchaus vorstellen, noch ein Jahr hier zu fahren, ich bin ja schon so lange da, gehöre schon fast zur Familie.

Will gegen die Besten antreten

Sutil fürchtet keinen Teamkollegen, Foto: Sutton
Sutil fürchtet keinen Teamkollegen, Foto: Sutton

Wer dann mein Teamkollege wäre, wäre mir egal. Grundsätzlich fahre ich am liebsten gegen die Besten, messe mich sehr gerne mit der absoluten Spitze, also soll es ruhig der stärkst mögliche Fahrer sein - wobei man sich da immer schwer festlegen kann, wer von denen, die in Frage kommen, der Beste wäre. Ich denke, Nico Hülkenberg ist stark, das wäre ein interessantes deutsch-deutsches Duell, da würde ich schon gerne mal sehen, wer die Nase vorne hat. Aber auch mal gegen Felipe Massa wäre interessant. Der war so lange bei Ferrari, und man weiß, wenn er gute Tage hat, dann ist er auch in der Lage, auf Fernando Alonso Druck zu machen.

Man will ja selbst immer wissen, wo stehe ich genau? Und das ist in der Formel 1 schwer zu wissen, weil man ja so vom Material abhängig ist. Außerdem lernt man auch sehr viel, wenn ein Top-Fahrer aus einem Top-Team ins eigene kommt - die arbeiten zum Teil noch einmal ein bisschen anders. Ich habe damals sehr viel von Giancarlo Fisichella gelernt, das war ein sehr wichtiges Jahr. Es hat ein bisschen gedauert, aber am Ende konnte ich mich dann doch durchsetzen...

Zum Schluss noch ein kurzer Blick auf Korea in einer Woche: Das ist natürlich ein ziemlicher Kontrast zu Singapur, schnelle, lange Geraden, schnelle Kurven, ein paar Spitzkehren, sehr interessant. Ich freue mich schon sehr auf dieses Rennen, auch wenn es dort bisher nicht so besonders für mich lief. Deswegen hätte ich diesmal besonders gern ein gutes Resultat. Was besonders ist - gerade nach Singapur: Das Rennen dort findet ein bisschen in der Einsamkeit statt, man muss von Seoul aus sehr weit fahren, aber was daran gut ist: Man kann sich da mal auf den Rennsport konzentrieren, hat nicht viel Ablenkung - und das tut auch manchmal gut!