60 Punkte. So groß ist Fernando Alonsos Rückstand in der Weltmeisterschaft auf den Führenden Sebastian Vettel. Die Chancen des Spaniers auf den ersten Titel mit Ferrari schwinden von Rennen zu Rennen, doch Alonso hat sich noch nicht komplett aufgegeben. Unterstützung gab es in Singapur von Stefano Domenicali. "Wir können nur versuchen, Zweiter zu bleiben und falls sich eine Gelegenheit ergibt, diese zu nutzen", so der Ferrari-Teamchef. "Wenn Vettel keine Probleme bekommt, wird es sehr schwierig, um die Weltmeisterschaft zu kämpfen - aber man weiß ja nie..." Etwas Mut machte dem Ferrari-Tross Mark Webbers Ausfall am Sonntag wegen eines technischen Problems in den Schlussrunden. Der Red Bull ist nicht unverwüstlich, doch auf dem Stadtkurs erwischte es aus Ferrari-Sicht den falschen Bullen.

"Was Mark in der letzten Runde passiert ist, kann auch Sebastian geschehen", so Domenicali. "Und wenn das ein oder zwei Mal vorkommt, dann sind wir dran. Man darf niemals nie sagen. Es ist sehr schwierig, aber wir werden es versuchen." Um Alonso in der WM-Schlacht zu unterstützen, hat Maranello die Arbeit am aktuellen F138-Boliden noch nicht komplett eingestellt. Weitere Teile sollen der Roten Göttin mehr Speed verleihen - den braucht es auch, denn selbst Domenicali räumte ein, dass Red Bulls RB9 das bessere Auto sei. Der Italiener: "Zu diesem Zeitpunkt ist klar, dass Vettel und Red Bull das bessere Paket haben. Aber wir wollen versuchen, das an die Strecke zu liefern, was wir noch in der Pipeline haben." Eine Wahnsinnssteigerung über Nacht erwartet jedoch niemand mehr.

Domenicali kündigte an, dass 99 Prozent aller Energie von nun auf 2014 gerichtet sein werden. "Vor der Sommerpause haben wir uns für eine Leistungssteigerung in Singapur, einer Strecke mit Charakteristiken, die unserem Auto überhaupt nicht liegen, stark ins Zeug gelegt", sagte er. "Stattdessen haben wir sogar noch mehr Boden verloren, auch wenn sich der F138 in gewisser Weise verbessert hat, ansonsten hätte Fernando in der zweiten Rennhälfte in puncto Reifenmanagement nicht das tun können, was er getan hat."

Domenicali machte die Einführung der überarbeiteten Pirelli-Reifen zur Saisonmitte mitverantwortlich für den Abfall der eigenen Leistung. "Es ist Tatsache, dass die Änderung die allgemeine Performance aller Autos durcheinander gewürfelt hat", meinte Domenicali. "Die Performance, die wir zu Beginn hatten, ist nicht mehr da."

Zwar wolle Ferrari versuchen, in den verbleibenden Rennen - wohl auch im Hinblick auf 2014 - am Reifenmanagement zu arbeiten, doch hier erwartete er sich keine allzu großen Sprünge: "Es gibt nichts sehr Großes, was wir da machen können." Auch Alonso gestattete sich nach seinem zweiten Platz in Singapur einen Seitenhieb in Richtung Pirelli: Die Reifenänderungen seien der Zeitpunkt für Ferrari gewesen, der Weltmeisterschaft 'bye bye' zu sagen.