Was machte Sebastian Vettel so schnell?

Vettel hatte keinen Grund, sich zu verstecken, Foto: Sutton
Vettel hatte keinen Grund, sich zu verstecken, Foto: Sutton

Sebastian Vettel und Singapur, das passt einfach. Der Red-Bull-Pilot entschied das Nachtrennen zum dritten Mal in Folge für sich und war für die Konkurrenz völlig unerreichbar. Schon in den Freitagstrainings hatte sich abgezeichnet, dass der Weltmeister wohl maximal durch den Defektteufel gestoppt werden kann. "Er fuhr für einen Großteil des heutigen Rennens in einer eigenen Liga", musste auch Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff neidlos anerkennen.

Der Marina Bay Circuit ist dem Red-Bull-Boliden zwar wie auf den Leib geschneidert, doch dass es nicht nur an Adrian Neweys Wunderwaffe lag, demonstrierte Teamkollege Mark Webber, der mit Vettel in keiner Phase mithalten konnte. "Wenn die anderen nach Hause gehen und sich die Eier in den Pool hängen, sind wir noch da, arbeiten am Auto und versuchen, noch mehr herauszuquetschen", lieferte der Heppenheimer mit einem Augenzwinkern einen weiteren Erklärungsansatz dafür, warum die Gegnerschaft derzeit nur das Nachsehen hat.

Wie kam Räikkönen aufs Podium?

Das Wochenende hatte für Kimi Räikkönen schlecht begonnen, doch es nahm ein durchaus gutes Ende. Stand zunächst gar nicht fest, ob der Finne aufgrund von starken Rückenschmerzen überhaupt starten konnte, pilotierte er seinen Lotus im Rennen vom 13. Startplatz bis auf den dritten Rang nach vorne. "Wir haben mit Platz drei das Beste herausgeholt. Mehr wäre nicht drin gewesen", sagte der Iceman anschließend.

Ausschlaggebend für die starke Aufholjagd des Finnen war die angewendete Strategie. Räikkönen startete auf den superweichen Reifen und steuerte bereits in Runde neun die Boxen an, um einen weiteren Satz der weichsten im Sortiment befindlichen Mischung aufziehen zu lassen. Zum zweiten und letzten Mal kam er während der Safety-Car-Phase in Umlauf 25 an die Garage und fuhr die verbliebene Renndauer auf den Medium-Pneus durch. Damit verschaffte sich Räikkönen einen entscheidenden Vorteil gegenüber der Konkurrenz, die teilweise deutlich später stoppte, wie etwa die Mercedes-Piloten.

Wie kam Alonso am Start so weit nach vorne?

Den Grundstein für seinen späteren zweiten Platz legte Fernando Alonso bereits in den ersten Sekunden des Rennens. Nur von Platz sieben gestartet, ließ er seinen Teamkollegen Felipe Massa, Lewis Hamilton, Mark Webber und Romain Grosjean auf den ersten Metern hinter sich. "Ich habe mir die Starts vergangener Rennen hier in Singapur angesehen,. Das hat geholfen, diese vier Autos zu überholen", verriet der spanische Ferrari-Pilot sein Geheimrezept. "Leider konnte ich Rosberg nicht auch noch überholen." Was auf der Strecke nicht gelang, machte Ferrari aber über die Strategie wett, sodass Alonso am Ende vor Rosberg ins Ziel kam.

Warum fiel Mercedes im Rennen zurück?

Rosberg wurde nur Vierter, Foto: Sutton
Rosberg wurde nur Vierter, Foto: Sutton

Nico Rosberg auf Platz vier, Lewis Hamilton Fünfter - so hatte sich Mercedes den Singapur Grand Prix nicht vorgestellt. Am Ende war sich das Lager der Silberpfeile einig: Die Strategie während der Safety-Car-Phase brachte das Duo um ein besseres Resultat. Mercedes entschied, Rosberg und Hamilton während der Neutralisationsphase nicht zum Boxenstopp reinzuholen. So wechselten Rosberg und Hamilton ihre Reifen erst im späteren Rennverlauf und fielen in der Folge aus den Top-10 heraus. Wegen der besseren Reifen konnten sich die beiden immerhin noch einige Positionen nach vorn kämpfen. "Ich bin enttäuscht, das war ein Strategiefehler", ärgerte sich Niki Lauda. "Alonso und Räikkönen waren während des Safety Car zwar zu früh in ihrem Reifenfenster, aber genug, dass sie mit zwei Stopps ins Ziel kamen."

Laut Lauda wäre es aus Mercedes-Sicht besser gewesen, zumindest Rosberg zum Reifenwechsel an die Box zu beordern. "Um Platz zwei oder drei zu retten", so Lauda. "Das war ein klarer Strategiefehler. Darüber müssen wir sprechen, das darf nicht wieder passieren." Teamchef Ross Brawn, der für die Entscheidung geradestehen muss, schilderte die Lage aus seiner Sicht: "Es war eine schwierige Entscheidung, aber wir hielten es wie Red Bull, die auch draußen geblieben sind, um gegen Ende einen kürzeren Stint zu fahren."

Warum sah Mark Webber nicht das Ziel?

Während Sebastian Vettel der strahlende Sieger war, hatte Mark Webber wieder einmal das Pech an den Schuhen kleben. Der Australier wollte sich gerade daran machen, Kimi Räikkönen den dritten Platz abzujagen, da wurde sein Bolide immer langsamer und rollte in der letzten Runde sogar aus. "Wir haben 12 Runden vor Schluss gemerkt, dass das Auto Wasserdruck verliert. Das Wasser lief aus und wir wussten sofort, dass es nur eine Frage der Zeit ist bis der Motor überhitzen würde", lieferte Teamchef Christian Horner die Erklärung.

Warum regte sich Nico Hülkenberg so auf?

Nico Hülkenberg war während und nach dem Rennen auf die Stewards alles andere als gut zu sprechen. Der Sauber-Pilot hatte sich einen Zweikampf mit Sergio Perez geliefert, im Zuge dessen es zu einer Berührung kam und er über die weiße Linie am Streckenrand gedrängt wurde. Die Regelhüter nahmen dies zum Anlass, dem Deutschen die Order zu geben, Perez wieder vorbeizulassen, was im Sauber-Lager für viel Kopfschütteln sorgte.

"Das ist ein bisschen enttäuschend. Ich war zwischen Maldonado und Perez, komme auf den Kerb, der leider hoch ist, und das Auto wurde sofort rüber gezogen. Man hat gar keine Chance und ist Passagier", berichtete Hülkenberg bei Motorsport-Magazin.com. Auch Teammanager Beat Zehnder war erbost: "Es ist absolut eine Fehlentscheidung. Punkt. Das gibt es nicht", schäumte der Schweizer. "Wenn du die Kurve zu Ende gefahren wärst, wäre Perez in dich hineingeknallt und beide wären draußen gewesen."

Warum fiel Grosjean aus?

Kein gutes Wochenende für Grosjean, Foto: Sutton
Kein gutes Wochenende für Grosjean, Foto: Sutton

Romain Grosjean war der große Pechvogel in Singapur. Der Lotus-Pilot lag lange Zeit auf Podiumskurs, doch sein nagelneuer Motor machte ihm plötzlich einen Strich durch die Rechnung und er musste seinen E21-Boliden in der 37. Runde vorzeitig abstellen. Als Ausfallgrund gab das Team ein Problem mit dem pneumatischen System seines Aggregats an, der Motor erhielt nicht mehr ausreichend Luftdruck.

"Das Rennen lief ziemlich gut und ich denke, dass der zweite oder dritte Platz ein realistisches Ziel war", ärgerte sich Grosjean über den technischen K.o. "Wir hatten eine gute Strategie, indem wir während der Safety-Car-Phase einen Boxenstopp einlegten, und hätten gut abschneiden sollen - aber leider hatte mein Motor heute einen anderen Plan. Wir verloren Luftdruck und das Team wollte dieses Problem mit einem zusätzlichen Boxenstopp in den Griff bekommen, doch das funktionierte nicht. Also mussten wir vorzeitig aufgeben, was natürlich nie das ist, was du gern haben möchtest."

Warum schied Daniel Ricciardo aus?

Daniel Ricciardo sorgte für die einzige Safety-Car-Phase des Rennens. Der Australier krachte in Kurve 18 in die Streckenbegrenzung und nahm für den Crash die Schuld auf sich. "Der Unfall war mein Fehler", gab er offen zu. "Das ist eine heikle Kurve mit wenig Auslaufzone und ich habe den Scheitelpunkt nicht erwischt. Ich bremste ein bisschen härter, die Räder blockierten und ich landete in der Wand."

Warum ist Paul di Resta ausgefallen?

Es will und will nicht laufen bei Paul di Resta. Zum dritten Mal in Folge setzte der Schotte seinen Force India in die Wand. Doch warum er sieben Runden vor Schluss in Singapur sichere Punkte in der Streckenbegrenzung liegen ließ, weiß Di Resta selbst nicht wirklich. "Ich nahm die Kurve wie in der Runde zuvor und das Auto ging geradeaus und stoppte nicht", so der ratlose Schotte zu seinem Crash in Kurve sieben. Nun untersucht Force India, ob ein technischer Defekt das Problem gewesen sein kann.