Es verkommt langsam zur Tradition in der Formel 1: Sebastian Vettel gewinnt ein Rennen, reckt den Siegerpokal auf dem Podium in die Höhe - und sieht sich einem gellenden Pfeifkonzert seitens einiger Fans ausgesetzt. Bei seinem Triumph in Spa-Francorchamps waren die Buh-Rufe erstmals deutlich zu vernehmen, beim Sieg in Monza nicht zu überhören und auch in Singapur gefiel einigen Anwesenden offenbar nicht, dass der Red-Bull-Pilot von Sieg zu Sieg und in Richtung Titel Nummer vier eilt. Schon in Italien - also Ferrari-Land - hatte Vettel das Pfeifkonzert mit einem Schulterzucken hingenommen, die gleiche Akzeptanz gab es auch für die Reaktionen nach seinem dritten Singapur-Sieg.

"Das ist nicht schön, aber wenn man sich auf den Tribünen umsieht, sind die meisten Fans in Rot gekleidet", spielte er auf die Ferrari-Übermacht der Formel-1-Fans an. "Ferrari besitzt eine sehr starke Fangemeinde und hat eine lange Tradition in der Formel 1. Sie sind schon länger da und erfolgreicher als jedes andere Team. Sie werden emotional, wenn sie nicht gewinnen und mögen es nicht, wenn jemand anders siegt." Schwere Zeiten also für die Tifosi, die seit acht Rennen auf einen Sieg der Scuderia warten. Zuletzt war Fernando Alonso bei seinem Heimspiel in Spanien erfolgreich. Dass die WM-Chancen des Ferrari-Stars bei einem aktuellen Rückstand von 60 Punkten immer geringer werden, schmeckt den Roten natürlich auch nicht.

"So lange sie buhen, machen wir einen guten Job", sagte Vettel mit einem Grinsen und meinte, dass die Buh-Fans vielleicht mit dem Bus von Rennen zu Rennen reisen. "Ich denke, dass sie auf Tour und reich genug sind, um zu einer Menge Rennen zu reisen... Ich habe aber auch deutsche Flaggen entlang der Strecke gesehen. Die Parade- und auch die Auslaufrunde waren wirklich nett, da haben uns viele Leute zugejubelt."