Sebastian Vettel kam nach seinem Singapur-Sieg kaum noch aus dem Strahlen heraus und nahm auch die Buh-Rufe einiger Fans während der Podiumszeremonie mit Gelassenheit. "Vielleicht fahren die mit dem Bus von Rennen zu Rennen", scherzte der amtierende Weltmeister - und hatte allen Grund, glücklich zu sein: Dritter Singapur-Sieg in Folge, WM-Führung auf 60 Punkte ausgebaut und Rivale Fernando Alonso in der ewigen Siegerliste überholt. Vettel feierte am Sonntag seinen 33. Formel-1-Erfolg, der Spanier bleibt bei 32 Siegen. Den Schnapszahl-Triumph feierte Vettel in überragender Manier - mit knapp 33 Sekunden Vorsprung auf den zweitplatzierten Alonso überquerte er die Ziellinie.

33. F1-Sieg für Vettel, Foto: Sutton
33. F1-Sieg für Vettel, Foto: Sutton

"Zum Schluss hin konnte ich das Rennen kontrollieren", so Vettel. "Ich war auf frischeren Option-Reifen unterwegs, der Rest auf alten Primes. Das Auto war unglaublich und ich habe es genossen, es hier um den Kurs zu fahren." Vettel tütete den Sieg quasi ab der zweiten Runde ein, als er die Konkurrenz mit seinen Rundenzeiten in den Schatten stellte und dem zunächst zweitplatzierten Nico Rosberg Sekunde um Sekunde distanzierte. Eine Safety-Car-Phase zur Rennmitte ließ den herausgefahrenen Vorsprung zwar schrumpfen, doch zwei Runden nach dem Re-Start hatte Vettel schon wieder drei Sekunden Vorsprung.

"Der Start war etwas haarig", räumte Vettel ein. "Nico erwischte den Beginn besser, während ich nicht richtig weg kam. Zum Glück stach er ein bisschen zu weit rein und ich konnte meinen Platz in der zweiten Kurve zurückgewinnen." Nach der Macht-Demonstration des Heppenheimers gab es Applaus von allen Seiten - sogar von Seiten der Konkurrenz, namentlich Niki Lauda. "Diese Leistung war unglaublich", zog der Mercedes-Vorstandsvorsitzende seine Kappe. "Sebastian fuhr ab der ersten Runde Kreise um die anderen. Er und das Team sind im Moment unschlagbar."

Einen Schulterklopfer bekam Vettel auch von Christian Horner, der von einem der eindrucksvollsten Siege sprach, die Vettel je in der Formel 1 errungen habe. "Es ist schwierig, bei diesen Temperaturen alles richtig hinzubekommen, aber Seb hat kühlen Kopf bewahrt", so Red Bulls Teamchef. "Wie er den Abstand nach der Safety-Car-Phase ausgebaut hat - das war beeindruckend. Wir haben ihn von der Leine gelassen und gesagt, dass er laufen lassen soll. Dann war er zwei Sekunden schneller als der Rest."

Bei noch sechs ausstehenden Rennen kann sich Vettel so langsam auf die Meisterfeier vorbereiten. Sollte er weiter Rennen gewinnen und Verfolger Alonso stets Zweiter werden, könnte Vettel den Titel bereits beim Indien Grand Prix - also in drei Rennen - vorzeitig einsacken. Doch davon wollte Vettel wie üblich nichts wissen - von Rennen zu Rennen schauen, lautet weiter die Devise. "Ich schaue nicht so viel auf die Weltmeisterschaft", sagte er. "Solche Tage wieder dieser machen einfach Spaß, wenn man den Moment genießen kann. Es ist kein Zufall, dass so etwas passiert, sondern die harte Arbeit, die schon ab Freitag beginnt."