Wie groß ist die Herausforderung in puncto Logistik, was die zweite Saisonhälfte in Übersee betrifft?
Beat Zehnder: Eigentlich spielt es keine Rolle, ob man vier oder sieben Rennen in Übersee am Stück macht, der Ablauf ist immer derselbe. Man hat eine Hauptfracht, die in unserem Fall von Hinwil nach Mailand gebracht und von DHL übernommen wird, und wir treffen sie vor Ort wieder.

DHL kümmert sich also um die Lieferung bis vor die Box?
Beat Zehnder: Wir reisen mit acht Containern, die wir dann vor der Box auf der Start- und Zielgeraden wieder treffen, laden aus und richten ein. In der Regel sind die Container am Dienstagabend leer, dann werden sie von der Organisation weggestellt und am Sonntag nach dem Rennen wieder hierhergestellt und wir beginnen mit dem packen. Die Hauptfracht geht weiter von Singapur nach Korea.

Warum dauert das Aufbauen länger als das Einpacken?
Beat Zehnder: Das hat damit zu tun, dass wir eine Gruppe von Leuten haben, die früher an die Strecke kommt - es sind weniger Leute als beim Abbau, die hier zur Verfügung stehen. In der Regel sind zwölf Leute vor Ort, dazu fünf Leute für Catering, also insgesamt 17 Leute. Bis alles fertig eingerichtet ist, dauert es etwa eineinhalb Tage. Beim Abbau haben wir natürlich die ganze Mannschaft hier. Wir bauen aber nicht nur die Luftfracht auf, sondern haben auch noch einen Seefrachtcontainer mit dem Inventar für Büro, Catering und Küche... alles, was man so braucht. Seefracht ist leider ein bisschen langsamer. Die Faustregel lautet 45 Tage von Hafen zu Hafen.

Das heißt, ihr müsst zu jedem Rennen eine eigene Lieferung schicken?
Beat Zehnder: Wir haben fünf Sets Seefracht. Das Set von Singapur geht nach Brasilien. Das Set, das in Korea ist, kam von Montreal und geht dann nach Hause. Wir haben zudem noch ein Set, das von zuhause in die USA geht.

Beim Abbau greifen alle mit an? Auch die Fahrer und Ingenieure?
Beat Zehnder: Alle bis auf die Fahrer, aber die sind nicht dazu angestellt. Die Ingenieure haben natürlich auch eine Aufgabe und packen ihr Büro selbst zusammen, damit es etwas zügiger geht. Die Tische und Stühle werde zusammengeklappt und alles in spezielle Verpackungsrahmen gelegt, sodass das ganze Gebinde nur mehr in den Container kommt. Jeder muss mithelfen.

Mit der Zeit sammelt man vermutlich Erfahrung, welche Möbelgrößen ideal sind...
Beat Zehnder: Wir kennen die Größen. Es gibt in unserem Fall zwei vernünftige Tischgrößen. Entweder 1,60 m Länge für zwei Leute oder Einzeltische, die etwas kürzer sind, für die Teamchefin und andere Leute. Das sind Erfahrungswerte, die wir in den letzten zwanzig Jahren eingeholt haben.

Wie wird so ein Container eingeräumt?
Beat Zehnder: Es gibt Kisten, Paletten und Rahmen, die wir in die Container geben. Es gibt eine Ladeliste für alles. Es packen logischerweise auch dieselben Leute immer dieselben Kisten zusammen, damit das schnell vorwärts geht und nichts vergessen wird. Zusammenräumen dauert sechs bis acht Stunden, wenn es regnet ein bisschen länger. Es kommt auch darauf an, wie die Möglichkeiten sind, dass man alle Container hinstellen darf. An manchen Strecken darf man nur zwei nebeneinander stellen, das verzögert das Ganze auch etwas. Die Problematik beginnt, wenn wir neue Teile haben, die aus der Schweiz nachgeschickt werden. Dann gibt es Teile, die zur Kontrolle zurück in die Schweiz müssen, weil sie vielleicht beschädigt wurden und ersetzt werden müssen. Es gibt also einen stetigen Austausch von Einzelkisten zwischen der Schweiz und der jeweiligen Destination.

Diese Einzelkisten werden mit normaler Luftfracht geflogen?
Beat Zehnder: In Singapur haben wir ein wunderschönes Angebot, hier fliegen die Singapur Airlines und die Swiss nach Zürich, wir haben also täglich zwei Flüge. Wichtig ist, dass man je nach Destination und Zahl der Flüge vorplant und schon Frachtraum ankündigt. Man sagt also, es ist möglich, dass am Sonntagabend eine Kiste mit 2x2x2 m kommt und so und so schwer ist, damit die Fluggesellschaft vorbereitet ist. Nicht, dass die Kiste vier Tage am Flughafen hängen bleibt, wenn wir ein Chassis haben, das kaputtgefahren wurde und nach Hause muss.

Aufbau an der Strecke, Foto: Sutton
Aufbau an der Strecke, Foto: Sutton

Gibt es bei Ländern wie China oder Indien Probleme mit dem Zoll?
Beat Zehnder: Die einzige Destination, wo es wirklich kompliziert ist, ist Indien, denn dort gibt es so ausgeprägte Zollbestimmungen. Wenn man am Montag in der Rennwoche eine Kiste nach Indien schickt, bin ich nicht sicher, ob man sie am Sonntag schon hat. Und dasselbe ist mit dem Zurückschicken, das dauert viel zu lange. Deswegen haben wir Nachlieferungen nach Indien ausgeschlossen. Wenn ein Notfall eintritt, haben wir Leute mit Visa ausgestattet, die gar nicht für das Rennen geplant sind, aber etwas im Handgepäck transportieren können. Das macht das Ganze schon komplizierter. Wir schicken alle Teile, die wir in Indien einbauen würden, schon nach Suzuka, nehmen sie mit nach Abu Dhabi und schicken sie von dort zurück in die Schweiz. Das ist unbefriedigend, weil es mehr Aufwand ist, der für uns nicht sein müsste.

Bist du daher froh, dass der Indien GP wegfällt?
Beat Zehnder: Mir ist jeder Grand Prix recht. Jeder hat seine eigenen Reize.

Wie groß ist die Belastung aufgrund der Zeitverschiebung bei der Überseetournee?
Beat Zehnder: Man muss den Jetlag verarbeiten. Es gibt Leute, die können das besser und manchen geht es schlechter. Ich habe bei mir das Gefühl, dass es mit zunehmendem Alter immer schlimmer wird. Man gewöhnt sich also nicht daran, sondern es wird auch nach zehn Jahren immer schlimmer. Es gibt natürlich Empfehlungen, wie man sich auf den Jetlag gut vorbereitet beziehungsweise eine Reise angeht, wenn man über verschiedene Zeitzonen fliegt. Man sollte im Flugzeug viel Flüssigkeit und wenig Alkohol zu sich nehmen und so weiter. Neben der Zeitzonenverschiebung ist auch der Klimawechsel ein Problem. Wenn man von sehr feuchten in sehr trockene Gebiete und wieder zurückfliegt, wird das Immunsystem einfach anfälliger. Deswegen ist es auch wichtig, dass man sich mit genügend Vitaminen versorgt, mehrheitlich über Früchte.

Kannst du dich an Pannen erinnern?
Beat Zehnder: Früher hat es öfter Pannen gegeben, denn wir haben die Luftfracht nicht in Containern, sondern in einzelnen Boxen verschickt und es ist öfter vorgekommen, dass ein Gabelstaplerfahrer am Flughafen eine Kiste aufgeschlitzt hat und diverse Teile beschädigt wurden. Auch bei einem Auto wurde von einem Gabelstapler schon einmal die Seite eingedrückt.

Wer haftet für so etwas?
Beat Zehnder: Das Team. Es ist ärgerlich, wenn man ein Auto schon defekt an die Rennstrecke bekommt und es erst reparieren muss. Auch die Teilesituation ist so geplant, dass man am Ende des Jahres nicht mehr haufenweise Reserveteile hat.

Welche kuriosen Erinnerungen hast du sonst noch?
Beat Zehnder: Einmal ist ein Satz Auspuffe zu Hause liegen geblieben, der nach China musste. Wir hatten niemand mit einem chinesischen Visum, dessen Ausstellung in der Schweiz fünf Tage dauert, und ich habe dann über meine Frau, die gerade einen Konzertabend in Peking organisiert hat, den Auspuff nach Peking fliegen lassen und habe dann organisiert, dass er weiter nach Shanghai geflogen wird. Aber sonst wird eigentlich nichts zu Hause vergessen, weil wir immer die gleichen Leute haben, die sich darum kümmern.

Sind die Abläufe besser, seit DHL den Transport übernommen hat?
Beat Zehnder: Die Organisation von Bernie hilft definitiv. Bernie ermöglicht es uns, mit einem Minimum an Papieren zu reisen. Wir haben einen Stapel Papiere, in denen deklariert ist, was sich in jeder Kiste befindet. Mit dem kommen wir überall über die Grenze. Das wird von DHL oder Cargo abgewickelt. Wir haben damit nichts zu tun - ohne den Herrn Ecclestone wäre das gar nicht möglich. Sonst würde die Zollabwicklung Tage und nicht nur Stunden in Anspruch nehmen. Beim Auspacken werden die Kisten stichprobenartig kontrolliert, der Zoll ist also vor Ort bei uns. Die Abwicklung ist schon sensationell.