Singapur gilt gemeinhin als das härteste Rennen des Jahres. Die Temperaturen sind hoch, die Luft schwül und der Grand Prix dauert stets an die zwei Stunden. Doch nicht nur auf die Piloten kommen ganz besondere Herausforderungen zu, auch die Reifen müssen ihren Dienst unter Stressbedingungen verrichten. Pirelli entschied sich dazu, die mittlere und superweiche Mischung nach Singapur zu bringen, was bedeutet, dass die Zeitunterschiede zwischen den beiden Typen enorm ausgeprägt sind, da mit der Spezifikation Soft eine Mischung übersprungen wurde.

Bereits in den Freitagstrainings zeigte sich, dass die Unterschiede zwischen den beiden Pneus erwartungsgemäß groß ausfielen. Während Sebastian Vettel in der zweiten Session in 1:44.249 Minuten auf neuen superweichen Walzen die beste Zeit des Tages markierte, erzielte Lewis Hamilton im ersten Training in 1:47.055 Minuten den Bestwert auf Medium-Pneus, welche allerdings bereits gebraucht waren.

"Es besteht aktuell ein deutlicher Performance-Unterschied zwischen den beiden Mischungen von fast zwei Sekunden pro Runde", sagte Pirelli-Motorsportdirektor Paul Hembery. Geht es nach Jenson Button, ist die Differenz jedoch noch erheblich markanter. "Ich habe von den Primes auf die Options drei Sekunden gefunden", gab der McLaren-Pilot zu Protokoll. Diese großen Unterschiede machen es naturgemäß ziemlich schwierig, eine Abtimmung zu finden, die es ermöglicht, im Rennen mit beiden Mischungen ansprechende Rundenzeiten zu fahren. "Es wird knifflig, sich für den Rest des Wochenende für ein Setup zu entscheiden", so Button.

Auch bei Nacht dreht sich alles um die Gummis, Foto: Sutton
Auch bei Nacht dreht sich alles um die Gummis, Foto: Sutton

Angesichts der zeitlichen Differenz werden die Taktiker auf den Plan gerufen, die bereits an erfolgsversprechenden Plänen tüfteln, um die Konkurrenz womöglich auf strategische Art und Weise abzuhängen. "Ich glaube, die beiden Reifenmischungen laden zu unterschiedlichen Strategien ein, denn der Unterschied ist wirklich sehr, sehr groß", erklärte Adrian Sutil im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com. "Es wird spannend, im Qualifying die unterschiedlichen Strategien zu sehen - und natürlich am Sonntag im Rennen. Am Samstag geht es meist mit den Medium-Reifen noch ein bisschen besser, wenn der Grip auf der Strecke besser wird."

Pirelli geht grundsätzlich von zwei Boxenstopps aus, aber das hängt stark davon ab, wie sich das Rennen entwickelt, und ob die vorgegebene Zahl der Runden tatsächlich gefahren werden kann, was im Vorjahr nicht der Fall war. "Eigentlich würde ich sagen, dass hier eine Zweistopp-Strategie sinnvoll ist", überlegte Sutil, fügte jedoch an: "Vielleicht kann man nur einen Stopp riskieren, falls es ein Safety Car gibt."

Um nach den erwarteten zwei Stunden Rennzeit auch tatsächlich gut abzuschneiden, ist neben dem Finden der richtigen Strategie auch die Behandlung der Reifen per se entscheidend. Die Pneus neigen in Singapur stark zum Überhitzen, was der Charakteristik des Straßenkurses zuzuschreiben ist. "Der Belag ist sehr scharf... die kleinen Steine im Asphalt haben scharfe Kanten und das belastet die Reifen stark", führte Nico Rosberg aus. Zudem verfügt der Marina Bay Circuit über kaum lange Geraden, sodass sich das schwarze Gold nie abkühlen kann, was den Verschleiß weiter in die Höhe treibt.