In den vergangenen beiden Rennen gab es stets zwei Konstante: Sebastian Vettel drehte seine Runden einsam an der Spitze des Feldes und die Marussias die ihren am entgegengesetzten Ende. Dass selbst der Kontakt zu Co-Schlusslicht Caterham abgerissen scheint, ist für Marussia regelrecht ein Schlag ins Gesicht. Nach derzeitigem Befinden wird der Rennstall die Saison punktelos, jedoch als Vorletzter beenden; zu unrealistisch scheint das Bild, einen Caterham in einem Rennen auf Rang 13 oder gar besser zu sehen.

Jules Bianchis mittlerweile unvorstellbares "Traumergebnis" aus dem zweiten Saisonrennen in Malaysia könnte für Marussia demnach sprichwörtlich Gold wert sein, obwohl Caterham sich über die Saison als das definitiv stärkere Team erwiesen hat. Dass nun zumindest für das nächste Stadtrennen etwas Hoffnung keimt, zumindest einmal wieder vor den Erzrivalen zu landen, hat einen guten Grund: Beim Monaco Grand Prix, einer Strecke mit sehr ähnlicher Charakteristik, landete Max Chilton als Vierzehnter über zehn Sekunden vor dem ersten Caterham.

"Die Streckencharakteristik gleicht teilweise stark der von Monaco und ein ähnliches Ergebnis wie dort wäre vor allem nach den zuletzt mäßigen Resultaten super", konstatierte Chilton. Obwohl das Rennen sein erster Auftritt bei Nacht wird, hat der junge Engländer keine großen Sorgen vor einer merklichen Umstellung. "Ich kenne den Kurs aus der Vorsaison, als ich in der GP2 triumphierte", berichtete Chilton. "Zudem war ich auch während des Formel-1-Grand Prix noch vor Ort und konnte mir selbst ein Bild von der Situation machen. Obwohl es rundherum und im Fahrerlager stockdunkel ist, ist die Strecke hell beleuchtet und du merkst als Fahrer keinen Unterschied."

Teamkollege Jules Bianchi kann im Gegensatz zu Chilton nicht auf den Luxus der Streckenkenntnis zurückgreifen. Jedoch war auch er schon vor Ort und sieht ebenfalls keine Probleme mit den Lichtverhältnissen bei Nacht. Die Schwierigkeiten des kommenden Rennwochenendes macht Bianchi anderweitig aus. "Da wir erst Nachts fahren, ist es sehr wichtig, im europäischen Rhythmus zu bleiben", verrät Bianchi. Du stehst quasi nachmittags auf und gehst erst einmal frühstücken, was zunächst sehr komisch ist. Dazu kommen die große Hitze und die extrem hohe Luftfeuchtigkeit."

Das Duell mit Caterham scheint momentan verloren, trotz des "Vorsprungs" in der Tabelle. Soll die Saison nicht im Fiasko enden, muss Marussia in den Überseerennen die Form des ersten Saisondrittels wiederfinden. Dies bestätigt auch Biachi: "Die kommenden Rennen werden verdammt hart für uns, aber wir können die Wende schaffen. Wir werden alles dafür geben, Platz zehn bei den Konstrukteuren zu verteidigen."

Marussia: Singapur Bilanz

Im vergangenen Jahr brachte der Singapur Grand Prix eine der Sternstunden in der Historie des immer noch punktelosen Formel-1-Teams hervor: Timo Glock fuhr auf Rang zwölf, Teamkollege Charles Pic sah als sechzehnter die Zielflagge. Weitere Platzierungen über die Jahre waren der fünfzehnte Platz von Lucas di Grassi im Jahr 2010 sowie der achtzehnte Rang von Jerome D'Ambrosio im Jahr 2011.

Redaktionskommentar

Motorsport-Magazin.com meint : Auf den Hochgeschwindigkeitskursen in Spa und Monza war Marussia nicht F1-tauglich. Sieht man sich den Saisonverlauf an, muss man nüchtern feststellen, dass der 10. Platz vor Caterham höchst ungerecht ist. So erzielte das Team konstant Mittelfeldergebnisse rund um den 15. Platz. Nach dem Europa-Desaster könnten nun allerdings wieder bessere Zeiten auf Marussia zukommen. Die besten Ergebnisse der Saison erzielten die Hinterbänkler mitunter bei den Überseerennen zu Beginn der Saison. Zumindest auf dem engen Stadtkurs in Singapur sollte gegenüber Caterham mal wieder eine Überraschung möglich sein, zumal auf derartigen Strecken durch erschwertes Überholen und Safety-Car-Phasen immer unerwartete Konstellationen entstehen können. (Samy Abdel Aal)