Durch das Aufrücken von Daniel Ricciardo ist bei Toro Rosso für 2014 ein Cockpit freigeworden. Als aussichtsreicher Kandidat galt Antonio Felix da Costa, doch Helmut Marko will sich Zeit lassen mit der Entscheidung. Bei allen möglichen Kandidaten gibt es etwas auszusetzen, vor allem beim Alter; der Red-Bull-Fahrerguru will sich zusammen mit Teamchef Franz Tost mehr Zeit nehmen. Von den möglichen Nachfolgekandidaten erteilt er Felipe Nasr eine Absage. Seinen Aussagen nach ist weiter da Costa in der Favoritenposition, doch will er in den verbleibenden Rennen mehr Leistung sehen. Die anderen Kandidaten sind Carlos Sainz Jr. und Daniil Kvyat.

Felipe Nasr wird es definitiv nicht, Foto: GP2 Series
Felipe Nasr wird es definitiv nicht, Foto: GP2 Series

Das Szenario war gar nicht mal unrealistisch, den GP2-Piloten Felipe Nasr mit Hilfe einiger Millionen von der Banco do Brasil und Sky Brasil in das Red-Bull-Nachwuchsteam zu bringen und ihn quasi nachträglich ins Förderprogramm aufzunehmen. Doch Marko winkt gegenüber brasilianischen Medien ab: "Nein. Ich kenne ihn. Obwohl er seit einiger in der Meisterschaft unterwegs ist, hat er noch kein Rennen gewonnen." In der Meisterschaft liegt er momentan auf Rang vier, hat sich diese Ausgangssituation jedoch durch eine ganze Reihe zweiter bis vierter Plätze gesichert.

Doch was ist eigentlich mit Antonio Felix da Costa, der eigentlich der Favorit auf das Cockpit sein sollte? Marko wirft kritisch ein: "Costa hat mich letztes Jahr bei seinem Debüt in der Renault World Series sehr beeindruckt, als er mehrere Rennen gewann. Aber dieses Jahr läuft es nicht so gut." In der Tat hatte da Costa 2012 beeindruckt und in den letzten sechs Rennen sogar die Titelkandidaten in den Schatten gestellt. Dieses Jahr aber lief alles andere als gut; zuletzt vermeldete sein Team, dass man ein technisches Problem an seinem Fahrzeug, das sich schon durch die gesamte Saison gezogen hatte, beheben konnte. Eines ist klar: Da Costa muss sich jetzt steigern.

Falls da Costa scheitert: Rückkehr von Buemi?

Nach da Costa wäre Carlos Sainz Jr. ein möglicher Kandidat. Der 19-jährige GP3-Pilot gilt jedoch als ungestüm. STR-Teamchef Franz Tost wirft ein: "Er ist talentiert, aber junge Fahrer brauchen Zeit. Formel-1-Fahrer sollten wenigstens 20 oder 21 Jahre alt sein. Aber es gibt weitere wichtige Faktoren." Und er warf einen weiteren Namen ins Feld: "Wir haben einige Piloten mit außergewöhnlichem Talent. Einer von denen ist Carlos Sainz Jr., aber wir haben auch noch Daniil Kvyat." Doch der Meisterschaftszweite der GP3 ist ebenfalls erst 19. Darüber hinaus ist die GP3 nicht als direktes Sprungbrett für die Formel 1 vorgesehen.

Sebastien Buemi: Der letzte Notnagel?, Foto: Sutton
Sebastien Buemi: Der letzte Notnagel?, Foto: Sutton

Deshalb sollte da Costa weiter die besten Chancen haben. Doch Marko und Tost wollen zuvor Leistung sehen. "Da Costa hat noch sechs Rennen", so Tost. "Lassen wir die Fahrer ihre Saison zu Ende fahren. Dann werden wir sehen, ob wir einen von ihnen nehmen oder uns anders entscheiden." Wer diese weiteren Optionen sind, ließ er offen. Die weiteren derzeitigen Förderkandidaten, Tom Blomqvist, Callan O'Keeffe und Beitske Visser sind definitiv nicht Formel-1-reif und auch keine 20 Jahre alt. Da Tost klarmachte, dass der nächste Toro-Rosso-Pilot definitiv aus Red-Bull-Kreisen käme, wäre nur noch eine Rückkehr von Sebastien Buemi denkbar, der bei RBR auf der Reservebank sitzt.

Doch Wunschkandidat ist eindeutig da Costa. "Wir haben jede Menge Zeit, uns zu entscheiden und müssen uns nicht in den nächsten zwei oder drei Wochen festlegen", sagte Tost der Nachrichtenagentur EFE. "Wir haben Zeit bis zum Start der Saison." Was der neue Toro-Rosso-Pilot mitbringen soll? Er solle erstens aus dem Red-Bull-Förderprogramm stammen und zweitens nicht nur das Potenzial zum Formel-1-Fahrer haben, sondern um Siege und Titel kämpfen.