1. Was war mit den Red-Bull-Getrieben los?

Vor dem Rennen, während des Rennens und nach dem Rennen - das Getriebe von Red Bull war in Monza Thema Nummer eins. Einige Stunden vor dem Rennen holte sich die Mannschaft die Erlaubnis der FIA, unter Parc fermé-Bestimmungen Änderungen am Getriebe beider Autos vorzunehmen. Der fünfte, sechste und siebte Gang wurden ausgetauscht, nachdem Beschädigungen festgestellt wurden.

Sebastian Vettel hatte sein Getriebe immer im Hinterkopf, Foto: Sutton
Sebastian Vettel hatte sein Getriebe immer im Hinterkopf, Foto: Sutton

Im Rennen ging die Sorge aber weiter, denn bei Mark Webber sank der Getriebe-Druck ab. Beide Piloten wurden vorsorglich aufgefordert, früher zu schalten. "Dadurch haben wir auf der Geraden etwas Zeit verloren, aber ich habe versucht, das in den Kurven wieder gutzumachen", erklärte Vettel. Der Weltmeister wusste im Rennen nicht, ob die Auswirkungen drastisch sind, war am Ende aber sehr erleichtert, den Boliden gut ins Ziel gebracht zu haben. Nun wird Red Bull die Probleme genau analysieren, um den nächsten Grand Prix in Singapur ohne Getriebe-Sorgenfalten zu erleben.

2. Wieso kam Hülkenberg am Start schlecht weg?

Nico Hülkenberg war die Sensation am Samstag. Völlig überraschend stellte er seinen Sauber auf den dritten Startplatz, direkt hinter die beiden Red Bulls und vor die verdutzten Ferraris um Felipe Massa und Fernando Alonso. Vor dem Rennstart waren die meisten Beobachter davon ausgegangen, dass Hülkenberg durchgereicht werden würde und beim Start sah es genau danach aus. Beide Ferraris ließen Hülkenberg relativ locker stehen. Dann kam er aber in die Gänge und nervte Nico Rosberg, indem er ihn bis zum Rennende nicht mehr vorbei ließ und mit Platz fünf ein starkes Wochenende in Monza abrundete.

"Der Start war leider nicht ganz optimal, ich habe die Räder ein bisschen zu viel durchdrehen lassen und bin deshalb ein bisschen von der Linie abgekommen", klärte Hülkenberg anschließend die Startprobleme auf. Schwer zu sagen, ob ohne den Wheelspin ein noch besseres Ergebnis drin gewesen wäre, doch das war später nur noch Nebensache. Als Motorsport-Magazin.com gerade im Gespräch mit Teamchefin Monisha Kaltenborn war, flog Hülkenberg durch die Tür und seiner Chefin freudig in die Arme.

3. Warum musste Hamilton früher an die Box?

Lewis Hamilton wusste bis zum Rennende nicht, warum er bereits in Runde 13 an die Box beordert wurde. Das konnte er allerdings auch nicht, da sein Funk ausgefallen war, und der Kommandostand lediglich mit Hilfe der guten alten Tafeln mit ihm kommunizieren konnte. Erst nach dem Rennen erfuhr Hamilton, dass er sich einen schleichenden Plattfuß - ausgelöst durch ein kleines Loch - eingehandelt hatte. Aufgrund des frühen Besuchs bei seiner Crew schwenkte Hamilton auf eine Zwei-Stopp-Strategie um und fuhr die letzten beiden Stints auf den Medium-Pneus.

4. Wie wurde Mark Webbers Frontflügel beschädigt?

Es war das Manöver des Rennens - Fernando Alonso hing hinter Mark Webber und wusste: Wenn ich nicht schnell vorbeikomme, dann ist Sebastian Vettel an der Spitze endgültig weg. Dementsprechend vehement ging der Spanier in den Zweikampf und drückte sich in der Schikane mit der Brechstange am Australier vorbei. Kurz danach flogen schon die Teile und die rechte Seite des Frontflügels von Webber bestand nur noch aus dem Grundgerüst.

Im Duell mit Alonso verabschiedeten sich Teile von Webbers Flügel, Foto: Sutton
Im Duell mit Alonso verabschiedeten sich Teile von Webbers Flügel, Foto: Sutton

Bis zum Ende blieb der angeschlagene Flügel aber am RB9 und Teamchef Christian Horner erklärte wieso: "Die Beschädigung hatte sicher einen Einfluss, aber immerhin konnte Mark noch Felipe Massa überholen. Die Beschädigung war also nicht so stark, als dass sie einen Boxenstopp und den Wechsel gerechtfertigt hätte", so der Teamchef.

5. Warum schied Sutil kurz vor Schluss aus?

Rang 13 war sicher nicht das, was sich Adrian Sutil beim Großen Preis von Italien erhofft hatte. Eine Runde vor dem Ende aber noch auszuscheiden, war das negative Sahnehäubchen eines ohnehin schwierigen Wochenendes. Der Force-India-Pilot musste seinen Boliden abstellen, weil die Bremse Probleme bereitete. "Wenn das Pedal immer länger wird, ist es ein komisches Gefühl, wenn man mit 330 km/h auf eine Kurve zukommt. Daher war der Stopp eine reine Vorsichtsmaßnahme", erklärte Sutil im Interview mit Motorsport-Magazin.com. Bereits das gesamte Wochenende kämpfte die Mannschaft mit den Bremsen. "Es ist schade, denn das war ein Wochenende voller Arbeit, die nicht belohnt wurde."

6. Warum kam McLaren im Rennen nicht voran?

Jenson Button startete von Platz neun und kam als Zehnter an, Sergio Perez fiel vom achten Startplatz auf P12 zurück. Der Chrompfeil war in Monza nicht einmal schlecht, doch ein gravierendes Problem ließ kein besseres Ergebnis zu: Das Getriebe der beiden Autos war viel zu kurz übersetzt, auf den Geraden hatten Button und Perez völlig das Nachsehen. In Zahlen ausgedrückt: Buttons Topspeed lag bei 331,8 km/h, Esteban Gutierrez erreichte auf den Geraden 341,1 Sachen. "Da haben wir einen Fehler gemacht", redete der Brite nicht lange um den heißen Brei herum. "Wir lagen mit der Übersetzung falsch.

Auch Kollege Perez kämpfte auf dem Highspeed-Kurs mit stumpfen Waffen. Nach einem verunglückten Boxenstopp fand er sich nicht nur plötzlich hinter Button wieder und steckte voll im Verkehr fest, sondern musste auch noch kampflos mitansehen, wie Kimi Räikkönen und Lewis Hamilton ihr einfach stehen ließen. "Das war wirklich enttäuschend und nicht das, was wir verdient hatten", ärgerte sich der junge Mexikaner über sein unbewaffnetes Auto.

7. Warum fuhr Räikkönen auf Perez auf?

Normalerweise gehört Kimi Räikkönen zu den Reifenflüsterern in der Formel 1, doch in Monza musste der Finne zweimal an der Box vorbeischauen - allerdings unbeabsichtigt, denn schon in Runde eins humpelte er unplanmäßig mit seinem Lotus in Richtung Boxengasse. Was war passiert? Räikkönen kollidierte in der ersten Bremszone mit Sergio Perez, fuhr sich den Frontflügel ab und musste einen unplanmäßigen Boxenstopp einlegen. Der Mexikaner bekam die Kurve ebenfalls nicht mehr und düste mitten durch die Schikane.

"Ich hatte einen guten Start, aber dann hat ein McLaren in meine Linie reingezogen. Dadurch war der Abtrieb weg und ich bin in ihn reingerutscht", klärte Räikkönen kurz angebunden auf. Somit war sein Rennen schon in der ersten Runde beendet, die Aufholjagd vom letzten auf den elften Platz - von dem er auch gestartet war - machte die Angelegenheit nicht besser. Ein verkorkstes Wochenende für den Eismann, der sich zumindest innerlich schon am Freitag auf einen schwierigen Monza-Ausflug vorbereitet hatte. Genauso kam es dann auch.

8. Warum fiel di Resta aus?

Paul di Resta als Dreirad, Foto: Sutton
Paul di Resta als Dreirad, Foto: Sutton

Die Ampel geht aus, das Auto fährt los, das Rennen ist beendet. So sieht die Zusammenfassung des Großen Preises von Italien aus Sicht von Paul di Resta aus. Gerade einmal eine halbe Runde kam der Schotte in seinem Force India, bevor er als Dreirad ausrollte. Doch was war passiert? Di Resta hing hinter seinen Vordermännern, als diese plötzlich bremsten. Links vor ihm ein Auto, rechts vor ihm ein Auto und keine Chance, einer Kollision zu entgehen. Der Schotte verbremste sich, traf mit seinem linken Vorderrad das Hinterrad von Romain Grosjean und die Aufhängung war Geschichte.

9. Warum rollte Jean-Eric Vergne aus?

14 Runden lief alles optimal. Jean-Eric Vergne lag in den Punkten und machte sich bereits daran, seine Reifen für die Einstopp-Strategie zu schonen. Selbst Jenson Button im Heck schien keine Bedrohung zu sein - sein Toro Rosso selbst aber schon. Der Franzose spürte, dass etwas nicht in Ordnung war und parkte seinen Boliden am Streckenrand. Er selbst ging zunächst von einem Motorschaden aus, später stellte sich allerdings heraus, dass ein Problem mit der Übersetzung am frühen Aus schuld war.