Sebastian Vettel sicherte sich beim Großen Preis von Italien erwartungsgemäß seinen sechsten Saisonsieg und zieht an der Spitze der Weltmeisterschaft weiter einsam seine Kreise. Galt der Highspeed-Kurs von Monza früher als Nemesis von Red Bull, widerlegte Vettel dies mit einem souveränen Sieg bei Ferraris Heimrennen. Bei der Siegerehrung auf dem Podium konnte Vettel gut verschmerzen, dass die Tifosi nicht allzu glücklich über seinen Triumph waren und dies mit einem Pfeifkonzert quittierten. "Man hört schon einen Unterschied, ob du hier im roten Rennoverall gewinnst oder nicht", kommentierte Vettel die Reaktionen des Publikums mit einem breiten Grinsen im Gesicht. "Aber das ist bei den Fans hier schon von Kindesbeinen an drin: Wenn Rot gewinnt, ist alles gut - wenn nicht, wird gepfiffen."

Nach dem ersten Stint fuhr Vettel sein eigenes Rennen und hatte keinen Druck durch Verfolger Fernando Alonso, der auf Platz zwei landete. Beim Start kam es allerdings zu einer kniffligen Situation, als Vettel - fast schon ungewohnt - auf dem Weg in die enge Kurve eins Probleme bekam. Auf dem Weg in Turn 1 bremste er sehr spät, um vor Teamkollege Mark Webber zu bleiben, fing sich dabei jedoch einen leichten Bremsplatten ein. "Dadurch hatte ich viele Vibrationen und es war unheimlich schwierig", so Vettel. "Wir waren besorgt, ob der Reifen lange genug halten würde, um unsere Strategie durchziehen zu können." Der Reifen hielt und ab dem 2. Stint auf den härteren Reifen konnte Vettel seinen Vorsprung ausbauen. Vettel: "Auf den härteren Reifen war es dann ruhiger, auch, weil die Vibrationen ausblieben."

Gegen Rennende wurde es noch einmal richtig spannend, als das Team bei Mark Webbers Auto Getriebeprobleme feststellte - das hatte sich schon morgens angekündigt, als Red Bull die Getriebesiegel an beiden RB9-Boliden brach - regelkonform und ohne eine Strafe nach sich zu ziehen. Natürlich bestand nach der Webber-Information auch bei Vettel die Gefahr, dass sein Getriebe streiken könnte. Vorteil: Sein Vorsprung auf Alonso war groß genug, damit er die letzten Runden schonend über die Bühne bringen konnte. "Zum Schluss ging der Herzschlag noch einmal höher, als ich das erfahren hatte", berichtete Vettel seine Eindrücke aus dem Cockpit. "Ich bin dann schonender gefahren und da wir einen Puffer nach hinten hatten, war das kein Problem."

Also schaltete Vettel die Gänge früher hoch und nahm dafür ein Speed-Defizit auf den Geraden in Kauf. "Aber in den Kurven konnten wir unser Programm trotzdem durchziehen", so Vettel. "Ich habe noch darauf geachtet, nicht zu hart über die Kerbs zu fahren." Die Bilanz nach dem letzten Rennen auf europäischem Boden fiel durchweg gut aus. Vettel strahlte: "Wir hatten hier ein Rennwochenende, das wir so nicht vorhersehen konnten. Deshalb haben wir sehr viel Anlass, zufrieden zu sein." In der WM führt der Heppenheimer sieben Rennen vor Schluss mit 53 Punkten Vorsprung auf Alonso. Nun geht es auf die große Asia-Reise, wo Red Bull traditionell stark ist und Vettel in der vergangenen Saison den Weg zu seinem dritten Titel ebnete.