S wie Start

Der Start ist im königlichen Park von Monza eine besonders knifflige Sache, da am Ende der Start-Ziel-Geraden eine enge Schikane auf die Piloten wartet. Dort kann es vor allem im Mittelfeld zu erheblichem Teileverlust kommen. Wohl dem, der die Pole Position innehat. Doch selbst Sebastian Vettel ist sich seiner Sache nicht sicher. "Viele Dinge können uns stoppen, etwa der Start. Es ist ein weiter Weg zur ersten Kurve. Ich hoffe, dass wir gut wegkommen und einen guten Rhythmus finden", meinte er gegenüber Motorsport-Magazin.com.

Fernando Alonso ist schon froh, wenn er einen Red Bull von hinten sieht., Foto: Sutton
Fernando Alonso ist schon froh, wenn er einen Red Bull von hinten sieht., Foto: Sutton

Vor allem die beiden Ferrari-Piloten werden alles daran setzen, dem WM-Führenden schnellstmöglich näher zu kommen. "Wir sind sehr nah an den Red Bulls dran und ich bin sicher, dass wir sie mit einem guten Start unter Druck setzen können", sagte Ferrari-Chef Luca di Montezemolo. Zwischen Felipe Massa, Fernando Alonso und den Red-Bull-Piloten befindet sich allerdings noch Nico Hülkenberg, den Vettel als Puffer zu schätzen weiß. "Ich hoffe für ihn, dass er seine Position halten kann und nicht zu weit zurückfällt."

S wie Startaufstellung

Sebastian Vettel startet nach 2008 und 2011 zum dritten Mal in Monza von der Pole Position. Teamkollege Mark Webber ging dagegen noch nie so aussichtsreich in den Italien GP wie am Sonntag mit Startplatz zwei. Die große Überraschung folgt in Person von Nico Hülkenberg auf Rang drei. "Ich konnte es fast nicht glauben", gestand Sauber-Teamchefin Monisha Kaltenborn gegenüber Motorsport-Magazin.com. "Man schaut dann noch einmal hin und fragt sich, ob das wirklich sein kann."

Auch Fernando Alonso freute sich über ein Aha-Erlebnis. "Es ist das erste Mal seit langer Zeit, dass ich einen Red-Bull-Heckflügel in der Startaufstellung sehen kann", meinte er. Direkt vor sich sehen kann er einen Red-Bull-Heckflügel allerdings nicht, denn Hülkenberg und Felipe Massa vor ihm versperren dem Fünftplatzierten ein wenig die Sicht. Als Sechster geht Nico Rosberg vor Daniel Ricciardo ins Rennen. Dieser wiederum weiß die beiden McLaren-Piloten Sergio Perez und Jenson Button hinter sich. Die Top-10 komplettiert Jean-Eric Vergne.

Auf den Plätzen elf bis 13 finden sich die Enttäuschten des Qualifyings - Kimi Räikkönen, Lewis Hamilton und Romain Grosjean - wieder. Hinter ihnen hatte sich eigentlich Adrian Sutil qualifiziert, doch der Gräfelfinger wurde um drei Positionen nach hinten versetzt, da er Hamilton auf seiner schnellen Runde blockierte.

S wie Strategie

Laut Pirelli ist in der Theorie eine Ein-Stopp-Strategie am schnellsten, bei einem schnellen Auto könnte aber auch eine Zwei-Stopp-Taktik funktionieren. Die Ein-Stopp-Strategie würde bei einem Start auf den Medium-Reifen so aussehen, dass in Runde 25 auf den harten Reifen gewechselt würde. Bei einem Start auf den harten Reifen wäre der erste Stint etwas länger, der Wechsel auf die Medium-Pneus würde in Runde 28 erfolgen. Wenn sich ein Team für eine Zwei-Stopp-Strategie entscheiden sollte, könnte es laut Pirelli den Fahrer auf den Mediums ins Rennen schicken und ihm in Runde 22 einen weiteren Satz der weicheren Reifen montieren. Ab Runde 41 wäre der Pilot dann auf den harten Walzen unterwegs.

Kimi Räikkönen hat die Qual der Wahl., Foto: Sutton
Kimi Räikkönen hat die Qual der Wahl., Foto: Sutton

Da sich die Piloten in den Top-10 alle auf dem Medium qualifiziert haben, werden sie auch auf diesem ins Rennen gehen müssen. Kimi Räikkönen und Lewis Hamilton gehören dagegen zu denjenigen, die die Wahl haben und mit einer geschickten Strategie versuchen werden, Boden gutzumachen. "Aufgrund des Rundenzeitenunterschieds von etwa einer halben Sekunde haben die Teams viel Spielraum, ihre Strategie anzupassen, um Positionen gutzumachen, auch wenn Monza auch zahlreiche Überholmöglichkeiten auf der Strecke bietet", analysierte Pirelli-Motorsportchef Paul Hembery. "Das Rennen im letzten Jahr hat gezeigt, welchen Unterschied die Strategie machen kann, da Sergio Perez im Sauber als Zweiter ins Ziel kam, nachdem er als 13. gestartet war."

S wie Setup

Angesichts der Möglichkeit von Schauern am Rennsonntag stellte sich in puncto Setup die Frage, ob die Teams auf eine reine Trockenabstimmung setzen oder einen Kompromiss eingehen. "Mein letzter Stand war, dass der Regen nach dem Rennen einsetzen sollte. Ich glaube, auf diese Spekulationen darf man sich nicht zu sehr einlassen", meinte Sauber-Teamchefin Monisha Kaltenborn im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com. "Natürlich wird das irgendwo mitberücksichtigt, aber ich glaube, das ist so ziemlich der letzte Faktor."

Auch Daniel Ricciardo machte sich nicht allzu viele Gedanken über ein mögliches Regenrennen. "Es ist mehr eine Trocken-Abstimmung, aber wir sollten damit auch im Regen klarkommen", versicherte er gegenüber Motorsport-Magazin.com. Ganz andere Sorgen hatte Nico Rosberg, der das dritte Freie Training am Samstagmorgen aufgrund eines Hydraulikproblems fast vollständig verpasste. Daher musste er mit dem Setup vom Freitag ins Qualifying gehen. Zwar hätte er Lewis Hamiltons Setup übernehmen können, doch lehnte er dies aufgrund mangelnder Testmöglichkeiten ab. "Mir ist es wichtig, meinen eigenen Weg zu finden und das Setup, welches mir am besten liegt. Ich kann nicht mit etwas ins Qualifying gehen, was ich nicht getestet habe", verdeutlichte er.

S wie Speed

In der Top-Speed-Tabelle liegt vor dem Rennsonntag Bald-Red-Bull-Pilot Daniel Ricciardo an der Spitze. Auf der Start-Ziel-Gerade standen bei ihm etwa 212 Meter vor der ersten Kurve 340,4 km/h auf dem Display. "Wenn man sich die Sektorzeiten ansieht, dann muss man kein Einstein sein, um herauszufinden, dass wir mit recht wenig Abtrieb fahren", erklärte er. Teamkollege Jean-Eric Vergne war ähnlich schnell, er musste sich allerdings hinter Sauber-Pilot Esteban Gutierrez mit Rang drei begnügen. Erstaunlich schnell waren auch die beiden Marussia-Piloten Max Chilton und Jules Bianchi unterwegs. Polesetter Sebastian Vettel findet sich dagegen erst auf Rang 15 der Top-Speed-Tabelle wieder.

Doch inwieweit wird die pure Geschwindigkeit auf den Geraden im Rennen von Nutzen sein? Ricciardo meinte, dass sie sehr hilfreich dabei sein wird, anzugreifen oder seine Position zu verteidigen. Die Kehrseite der Medaille sind wenig konkurrenzfähige Zeiten im Streckenabschnitt mit den Lesmo-Kurven und ein Auto, das nicht gerade einfach zu fahren ist, was sowohl er als auch Vergne mit Ausritten ins Kiesbett unter Beweis stellten. "Wir können uns nicht beschweren, da wir beide es in Q3 geschafft haben. Ein schnelles Auto ist nie einfach zu fahren und wir haben während der Session ein paar Fehler gemacht", gestand er. "Aber wenn wir Benzin einfüllen, verlangsamt sich alles und es ist nicht mehr auf Messers Schneide. Auf einem Longrun sollte es also leichter zu handhaben sein."

S wie Strecke

Lange Geraden und enge Schikanen prägen den Hochgeschwindigkeitskurs im königlichen Park von Monza. Das bedeutet, dass die Piloten eine Runde immer wieder mit Beschleunigen auf Top-Speed und starkem Abbremsen verbringen. Der Vollgasanteil liegt im Autodromo Nazionale di Monza bei mehr als 75 Prozent und die Fahrer erreichen Spitzengeschwindigkeiten von mehr als 340 km/h.

Um auf den Geraden so schnell wie möglich zu sein und sich eine gute Ausgangslage für Überholmanöver zu schaffen, fahren die Piloten mit wenig Abtrieb. Allerdings wirkt sich eine zu aggressive Herangehensweise beim Setup in den Schikanen mit hohem Zeitverlust negativ aus. Zudem ist ein "leichtes" Auto mit wenig Flügel vor allem mit wenig Benzin an Bord nicht einfach zu handhaben. Zahlreiche Ausflüge ins Kiesbett haben das an diesem Wochenende bereits verdeutlicht.

Bleibt es trocken und sonnig?, Foto: Sutton
Bleibt es trocken und sonnig?, Foto: Sutton

Die besten Überholmöglichkeiten bieten sich am Ende der ersten DRS-Zone, der Start-Ziel-Geraden, vor der Schikane sowie nach den Lesmo-Kurven, in denen sich ein weiterer DRS-Messpunkt befindet. Wer am Ende der Start-Ziel-Geraden jedoch den Bremspunkt verpasst, läuft Gefahr, sich beim Abkürzen durch die Schikane an den hohen Kerbs den Unterboden zu beschädigen. Zudem droht im Rennen eine Strafe, sollte sich der Pilot durch das Abkürzen einen Vorteil verschafft haben.

S wie Sonntagswetter

Am Samstag erstrahlte der königliche Park von Monza im Sonnenschein, doch dass dies auch am Rennsonntag der Fall sein wird, ist alles andere als gesichert. Zwar dürften die Temperaturen südlich der Alpen erneut spätsommerliche Werte erreichen, was jedoch nicht die Niederschlagswahrscheinlichkeit reduziert, ganz im Gegenteil. In ganz Oberitalien werden am Sonntag Regenfälle erwartet, die einzige Frage, die sich allerdings stellt, ist, ob der Himmel noch während des Rennens oder erst nach dem Fallen der Zielflagge seine Schleusen öffnet.

Während Sebastian Vettel wohl ein ruhiges Rennen auf trockener Piste bevorzugen würde - auch wenn er seinen ersten Sieg vor fünf Jahren in Monza bei Regen feierte -, wünscht sich so manch ein Konkurrent, für den es im Qualifying nicht nach Wunsch lief, Nass von oben. "Es besteht die Möglichkeit, dass es regnet und wir wissen, dass unser Auto im Nassen sehr schnell ist", meinte etwa Nico Rosberg. Dem konnte sein Teamchef, Ross Brawn, nur zustimmen: "Die Vorhersagen sehen etwas Regen. Hoffen wir, dass er kommt!"