Der Formel-1-Zirkus ist viele, lange und weite Reisen gewohnt. Im kommenden Jahr könnte den Teams jedoch die längste Saison der Geschichte ins Haus stehen. Am Donnerstag zirkulierte ein erster Kalenderentwurf im Fahrerlager und der hatte es in sich: 21 Grand Prix waren darin verzeichnet, so viele wie noch.

"Gestern war von 21 Rennen die Rede, heute Vormittag waren es 22 und wenn wir das nächste Mal darüber sprechen, sind es vielleicht schon 23", gibt sich McLaren-Teamchef Martin Whitmarsh humorvoll. Dabei hat er Recht: Derzeit handelt es sich noch nicht einmal um einen provisorischen Rennkalender der FIA, dieser dürfte erst Ende September bei der nächsten Sitzung des Weltrats besprochen werden.

"Wir sollen abwarten, wie der Kalender wirklich aussehen wird und dann können wir darüber reden", hält Sauber-Teamchefin Monisha Kaltenborn im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com den Ball flach. "Es ist die Aufgabe des kommerziellen Rechteinhabers, den Kalender festzulegen. Wir sollten ihn dabei unterstützen, denn er schaut ja auch, dass es für uns nicht zu schwierig wird. Wir sollten erst abwarten, wie der definitive Kalender aussieht und dann können wir darüber reden."

Auch Whitmarsh lobt die Arbeit von Bernie Ecclestone, der die Formel 1 in neue Märkte wie Russland, aber auch zurück in alte Gebiete wie die USA und Mexiko führt. "Bernie hat ein starkes Programm zusammengestellt", so Whitmarsh. "Noch sind viele Spekulationen dabei. Die meisten Rennen finden an tollen Orten statt und wir wollen dabei sein, aber für das Team sind so viele Rennen natürlich sehr hart. Es muss definitiv irgendwo ein Limit geben."

Mehr Rennen, mehr Arbeit für die Mechaniker, Foto: Red Bull
Mehr Rennen, mehr Arbeit für die Mechaniker, Foto: Red Bull

Diese Obergrenze könnte im kommenden Jahr schnell überschritten werden. Denn neben einer möglicherweise erhöhten Rennanzahl kehren auch Testfahrten während der Saison zurück. "Dabei müssen wir vorsichtig sein", mahnt Mercedes-Teamboss Ross Brawn. "Die Formel 1 muss gemeinsam eine Lösung finden. Wir wollen keine Rückkehr zu Testautos und eigenen Testteams. Das wäre ein enormer Kostenanstieg." Einen solchen können sich viele Teams aber schlichtweg nicht leisten.

Exkurs: Woher stammt der Begriff Formel-1-Zirkus?

Habt ihr euch auch schon einmal gefragt, warum die Formel 1 seit jeher als Zirkus und Bernie Ecclestone als Zirkusdirektor bezeichnet werden? Richtig, weil die Formel 1 viel in der Welt herumreist. Das ist aber nur die halbe Wahrheit. Eines der größten Probleme in der Anfangszeit der Königsklasse waren der Zoll und eine rasche Abhandlung des selbigen - ein Problem, das auch heute noch bei Rennen wie etwa in Indien besteht.

Um dem Zoll ein Schnippchen zu schlagen und die Formalitäten zu vereinfachen, griffen die Macher in frühen F1-Tagen auf eine List der Zirkus-Branche zurück. Diese hatte Ende der 1800er Jahre und Anfang der 1900er spezielle Arrangements, um mit all den exotischen Tieren ohne größere Probleme durch den Zoll zu kommen. Davon profitierten auch die Formel-1-Macher, die spezielle Abkommen mit den Zollbehörden schlossen und sagten: "Wir sind wie ein Zirkus, nur mit Autos anstatt Tieren!"