Max Mosley stand 16 Jahre lang an der Spitze der FIA und verfolgt auch nach seinem Abschied die Entwicklung der Formel 1. Dass viele der kleineren Teams mehr denn je ums Überleben kämpfen, überrascht ihn nicht. "Ich bedauere das sehr und zwar umso mehr, weil sich diese Problemsituation schon vor Jahren abgezeichnet hat. Da nicht eingegriffen wurde, war es aus meiner Sicht unvermeidlich, dass es so weit kommen würde", stellte er gegenüber der Welt am Sonntag klar.

Mosley war ein Verfechter der Kostendeckelung, seine Vorschläge stießen bei den Teams jedoch auf wenig Zustimmung. Stattdessen hätten die Teams nur eine unverbindliche Absichtserklärung getroffen. "Nur eine Art Lippenbekenntnis", wie Mosley meint. "Es blieb praktisch wirkungslos, auch weil mein Nachfolger Jean Todt nie ein Freund der Kostenbremse war. Die FIA hat sich folgerichtig nicht mehr richtig um das Problem der Kostenkontrolle gekümmert. Jetzt hat die Formel 1 ein großes Problem." Mosleys Lösung: "Es muss endlich eine wirksame Kostenbremse eingeführt werden."

Für den Briten ist es bereits fünf vor zwölf: "Es geht um das Überleben der Formel 1. Wenn nichts passiert, wird die Formel 1 schrumpfen." Er fürchtet, dass die kleinen Teams aus der Königsklasse gedrängt werden, weil sie sich immer schwerer tun, Geldgeber zu finden. "Sie sind gezwungen aufzugeben. Es ist allerhöchste Zeit für ein Umdenken."

Ohne Ecclestone sähe es düster aus

Als Kernpunkt des Problems macht er jedoch nicht Bernie Ecclestone aus, der entscheidet, wie viel der kommerziellen Einnahmen an die Teams geht. Denn Mosley ist davon überzeugt, dass die großen Teams, wenn sie mehr Geld erhielten, nur noch mehr ausgeben würden. Er spricht sich für eine verbindliche Ausgabengrenze für alle Teams aus. Die Formel 1 würde dadurch nicht an Substanz verlieren, betonte er, sie würde nur fairer werden. "Ich glaube deshalb nicht, dass Ecclestones Geldpolitik der Kernpunkt des Problems ist."

Ecclestone habe die kommerzielle Seite der Formel 1 seit Jahren mit großem Erfolg gemanagt. "Er bringt die Strecken, die Veranstalter, die TV-Anstalten, mit anderen Worten: Er hält die Formel 1 kommerziell am Leben. Es ist sicher nicht seine Schuld, wenn die Teams über ihre Verhältnisse leben. Im Gegenteil: Ohne ihn sähe es düster aus. Von ihm profitieren alle", stellte er klar. "Ohne Ecclestone ginge es der Formel 1 noch schlechter."

Einige im Paddock sind da anderer Meinung, denn vor allem nach der Anklage gegen den Formel-1-Zampano wegen Bestechung von Gerhard Gribkowsky mehren sich die kritischen Stimmen. Mosley glaubt an die Unschuld Ecclestones, denn er sieht keinen Grund, warum dieser bestochen haben sollte. "Überlegen Sie doch mal: Wie konnte ausgerechnet er Interesse daran haben, dass das Geschäft so billig wie möglich verkauft wird, obwohl seine eigene Familie noch beträchtliche Anteile an den Vermarktungsrechten besaß?", gibt er zu bedenken. "Hinzu kommt: Es gab nach meinen Informationen nur einen einzigen Käufer für die kommerziellen Rechte. Warum gab es da etwas zu bestechen?"

Mosley unterstrich, dass Ecclestone keinen Grund hatte, den Verkauf zugunsten von CVC zu beeinflussen, da er nicht um seine Position fürchten musste. Denn nur die FIA könnte Ecclestone ab- und einen Nachfolger einsetzen. "Die FIA hat in dieser Personalfrage das letzte Wort. Also auch im Fall von Bernie Ecclestone."

Constantin Medien werden Mosleys Aussagen nicht gefallen, denn das Unternehmen kämpft vor Gericht um eine Entschädigung wegen entgangener Gewinne. Constantin bot nach eigenen Angaben ebenfalls um die Formel-1-Rechte, erhielt jedoch trotz eines höheren Angebots als CVC - dem späteren Käufer - nicht den Zuschlag. Deshalb fordert das Unternehmen 129 Millionen Euro, die die durch das Geschäft entgangenen Gewinne aufwiegen sollen. Am 28. Oktober soll der Prozess in London beginnen. Einsicht in die Verkaufsunterlagen hat Constantin Medien bereits erhalten.