"Jetzt kann Lewis noch Weltmeister werden!" Johnny Herbert kann die Freude über die Pole seines Landsmanns Lewis Hamilton kaum verbergen. Der Mercedes-Neuzugang erzielte soeben auf dem Nürburgring die sechste Silberpfeil-Pole des Jahres. Herbert ist im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com richtig euphorisiert, den nächsten britischen Champion herbeizureden. Doch nur einen Tag darauf ersticken die Reifenprobleme von Mercedes das Feuer.
Auf und ab. So verläuft die Formkurve der Silbernen in dieser Saison. Zwei Wochen nach der Nürburgring-Pole steht Hamilton in Ungarn erneut auf der Pole. Diesmal ist Herbert vorsichtiger. "Ich glaube nicht, dass er gewinnen kann." Prompt liegt er falsch. Der W04 wirft in dieser Saison einige Fragezeichen auf. "Das Auto ist vom reinen Speed her eigentlich schneller als der Red Bull", glaubt Motorsport-Magazin.com-Experte Christian Daner. Acht Pole Positions in elf Rennen, zuletzt vier von Hamilton in Folge, sprechen eine deutliche Sprache. "Dass das Auto die Reifen härter rannimmt, sollte das Team irgendwann einmal in den Griff bekommen."
Titel noch nicht ganz verloren
In Belgien funktionierte der Silberpfeil nicht ganz so gut, wie von vielen für die schnellen Strecken wie Spa und Monza erwartet wurde. "Es ist aber besser, ein schnelles Auto zu haben, das einige Probleme besitzt, als ein langsames Auto zu haben", betont Herbert. "Es verschiebt sich auch von Strecke zu Strecke. Manchmal ist es okay, manchmal wie am Nürburgring nicht. Es ist nicht konstant."
Dennoch: Mit drei Siegen und acht Poles ist Mercedes als Zweiter in der Konstrukteurs-Wertung das meistverbesserte Team der Saison. "Es war großartig, wie dieses Team sich nach vorne entwickelt hat", lobt Danner. "Sie sollten eine Chance haben, um die WM zu fahren und gegen Red Bull zu kämpfen", glaubt Herbert. "Mercedes ist überall schnell auf einer Runde. Möglicherweise liegen die kommenden Strecken Mercedes alle auch im Rennen. Das erfahren wir aber erst, wenn wir dort sind. Es ist noch nicht vorbei."
Mercedes: Großer Favorit 2014?
Nach Vettels Sieg in Belgien stehen die Chancen für die erfolgreiche Titelverteidigung in der Fahrer-WM zwar bestens, doch eine kleine Hoffnung können sich die Silbernen noch in der Konstrukteurs-WM machen. Größere Erwartungen verbinden viele Experten jedoch mit der nächsten Saison, dem Beginn der neuen Turbo-Ära in der Formel 1. Obwohl es noch keinerlei Vergleich gibt, gilt der Mercedes-Motor als potentiell bester V6-Motor. "Vielleicht haben sie den besten Motor und das beste ERS", mutmaßt Herbert. "Aber wenn man ein schlechtes Auto hat, gewinnt man trotzdem nicht."
Noch liegt viel Arbeit vor allen Teams. "Es werden sicher die gleichen Teams vorne dabei sein, aber es könnte Überraschungen geben", verrät Herbert Motorsport-Magazin.com. "Die Zuverlässigkeit wird wichtig, der Benzinverbrauch, viele Aspekte werden entscheidend sein." Auch Superhirn Adrian Newey kann einmal ein Fehler unterlaufen. "Red Bull hat viele KERS-Probleme, das Packaging wird sehr wichtig sein", so Herbert. "Vor zwei Jahren hatten sie viele Probleme an beiden Autos, ich glaube, das lag am Packaging."
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