Das Qualifying in Spa war laut dem UBS Strategy Report in vielerlei Hinsicht unterhaltsamer als das Rennen. Die Bedingungen in Q1 waren zunächst feucht, auf gegen Ende abtrocknender Strecke pokerten die kleineren Teams Caterham und Marussia, indem sie auf Trockenreifen wechselten. Schließlich hatten sie nichts zu verlieren. Für drei der vier Fahrer zahlte sich der Poker aus, denn sie zogen in Q2 ein, wohingegen beide Williams- und beide Toro-Rosso-Piloten nach Q1 die Segel streichen mussten.

Im Qualifying schien Paul di Resta eine Sensation zu gelingen., Foto: Sutton
Im Qualifying schien Paul di Resta eine Sensation zu gelingen., Foto: Sutton

Deutlich wichtigere strategische Entscheidungen fielen jedoch bei den Top-Teams in Q3, als es zu regnen begann. Force India hielt Paul di Resta in der Box, bis sie sicher waren, dass die Strecke nass sein wird. So konnte er auf den richtigen Reifen eine schnelle Rundenzeit setzen, während die anderen Piloten die Box ansteuern mussten, um ihre Trockenreifen loszuwerden. Auch wenn es eine Zeit lang so aussah, als könnte der Schotte mit der Pole Position für eine Sensation sorgen, kämpften letztendlich die üblichen Verdächtigen um den Platz an der Sonne. Denn der Regen ließ nach und auf den Intermediates war di Restas Zeit schlagbar. Er selbst stand an der Box und musste zusehen, wie Lewis Hamilton die Pole holte.

Force Indias Fehler in diesem Fall war, di Resta nicht noch weitere Runden drehen zu lassen, auch wenn sie nicht ahnen konnten, dass der Regen nachlässt. Denn bei nassen Bedingungen ist der Nachteil einer höheren Benzinladung für mehrere Runden nicht so groß wie im Trockenen, und es zahlt sich aus, auf der Strecke zu bleiben, um von jeder Besserung der Bedingungen zu profitieren, was Mercedes und Red Bull taten. Felipe Massa war in dieser Hinsicht ein strategisches Negativbeispiel. Er hatte für seine eine schnelle Runde zwar freie Fahrt, jedoch war er nicht auf der Strecke, als sie abtrocknete und rutschte daher auf Rang zehn ab.

Exquisites Timing

Red Bull und Mercedes machten bei Hamilton und Vettel dagegen alles richtig. Sie gingen wenige Sekunden vor Ablauf der Zeit auf ihre letzte Runde und fuhren so Platz eins und zwei ein. Auch wenn Glück bei wechselhaften Bedingungen eine Rolle spielt, so zahlt es sich aus, bis zum Ende der Session auf der Strecke zu bleiben, um der Situation - wie auch immer sie aussehen mag - Herr zu werden. "Glück? Möglicherweise, aber nach meiner Erfahrung neigen die besseren Leute dazu, in einer Position zu sein, Kapital daraus zu schlagen", erklärte der ehemalige Williams-Technikchef Mark Gillan. "Das Timing war hier exquisit."

Mark Webber fuhr einen überraschend kurzen mittleren Stint., Foto: Sutton
Mark Webber fuhr einen überraschend kurzen mittleren Stint., Foto: Sutton

Vor dem Rennen deutete sich an, dass der Unterschied zwischen einer Ein- und einer Zwei-Stopp-Strategie nur etwa eine Sekunde betragen wird. Auch der Abbau der Medium- und der harten Reifen zeigte keine deutlichen Unterschiede auf. Jedoch war klar, dass der Medium pro Runde etwa 0,8 Sekunden schneller ist. Aufgrund des nassen Qualifyings war die Reifenwahl frei und die meisten Fahrer beschlossen, auf dem Medium zu starten. Einzig Daniel Ricciardo ging von Rang 19 auf harten Reifen ins Rennen. Als er in Runde 16 an die Box kam, hatte er sich bereits auf Rang 13 nach vorne geschoben. Den Rest des Rennens fuhr er auf den Mediums und arbeitete sich so auf Rang zehn vor.

Jenson Button hatte eine Ein-Stopp-Strategie, die ihm im vergangenen Jahr zum Sieg verhalf, geplant. Jedoch stellte sich der Abbau der Reifen als höher heraus als erwartet und er musste zehn Runden vor Schluss seinen dritten Rang aufgeben und seiner Crew noch einen Besuch abstatten. So kam er auf der Position, auf der er gestartet war - Rang sechs - ins Ziel.

Während bei Button die Strategie nicht aufging, konnte sich Fernando Alonso mit taktischem Geschick und einem starken Start von Platz neun auf Rang zwei nach vorne schieben. Dahingegen fiel Mark Webber einmal mehr beim Start zurück und Red Bull schwamm beim ersten Boxenstopp gegen den Strom, als sie ihn auf harten Reifen wieder auf die Strecke schickten. Er stoppte eine Runde vor Vettel, der auf den Mediumreifen wechselte. Überraschenderweise fuhr Webber einen ebenso langen Stint wie Vettel - 16 Runden - und nutzte die Reifen damit nicht für einen längeren mittleren Stint, was ihm die Möglichkeit eröffnet hätte, in den letzten Runden auf frischen Mediumreifen Boden gutzumachen. Zudem waren seine Rundenzeiten fast eine Sekunde langsamer als die seines Teamkollegen.