Zwei Punkte in Spa - die waren aber wirklich hart erkämpft. Deshalb war ich zwar einerseits schon zufrieden mit dem Ergebnis, andererseits hat man nach so einem Rennen immer ein bisschen das Gefühl, für so viel Einsatz vielleicht sogar ein bisschen mehr verdient zu haben. Ich habe mich nach einem nicht ganz so tollen Start, bei dem die Räder ein bisschen durchgedreht sind und ich einen Platz verloren habe, von Rang 13 dann doch in die Punkte vorgekämpft und glaube wirklich, in diesem Rennen das absolut Maximale heraus geholt zu haben, aus mir und aus dem Auto.

Sutil kämpfte sich nach vorne, Foto: Sutton
Sutil kämpfte sich nach vorne, Foto: Sutton

Mehr ging einfach nicht. Speziell nach dem ersten Boxenstopp war unsere Pace nicht so schlecht. Ich konnte ein paar schöne Überholmanöver durchziehen. Dabei muss man ab und zu mal auch ein bisschen Risiko eingehen, aber immer nur kalkuliert und kontrolliert, und das war der entscheidende Punkt für den Erfolg. Die Situation, in der Pastor Maldonado meinen Teamkollegen abgeschossen hat, war für mich ein bisschen kritisch. Einige Leute haben das mit dem Risikomanagement halt nicht so wirklich drauf und lernen nicht unbedingt aus früheren Fehlern.

Ich hatte Glück, dass ich da ohne Schaden durchgekommen bin, Pastor hat ja noch meinen linken Hinterreifen erwischt. Ich war mir erst nicht sicher, ob der noch in Ordnung ist. Was die ganze Aktion von ihm sollte, weiß ich nicht. Für mich war sie jedenfalls ziemlich dumm. Wenn man ganz außen ist und drei Autos weiter innen, und dann will man da plötzlich an die Box fahren, dann kann das einfach nicht gehen. Manchmal muss man einfach ein bisschen früher denken - beinahe hätte er so drei Autos eliminiert. Und dann bekommt er für so was nur eine Stop-and Go-Strafe, die für ihn in diesem Rennen sowieso keinen Unterschied mehr gemacht hat.

Okay, die Strafen sind nicht mein Business, aber ein bisschen eigenartig finde ich es trotzdem. Was wir in Spa feststellen mussten, ist, dass McLaren uns – zumindest mit Jenson – jetzt doch wieder überholt hat. Wobei wir diesmal wirklich keine Reifenprobleme hatten, der Punkt ist ein anderer. Durch die neuen Vorgaben von Pirelli, was Reifendrücke und Sturz angeht, können wir unser Setup-Potenzial nicht mehr so ausnützen wie früher. Wir könnten, ohne mit den Reifen ein Sicherheitsrisiko einzugehen, andere Werte fahren, die uns eine bessere Performance bringen würden, aber wir dürfen es halt nicht mehr.

Am Anfang der Saison hatten wir fast nie Balance-Probleme,weil wir den größeren Spielraum ausnützen konnten - jetzt kämpfen wir schon damit. Das sind immer wieder kleine Sachen, da mal Über-, da mal Untersteuern, aber es wirkt sich dann eben doch entscheidend aus. Ich denke, eine halbe Sekunde schneller pro Runde wäre in Spa drin gewesen, wenn wir mit dem Setup so gedurft wie wir gewolt hätten. Was ich am Samstag auch wieder gesehen habe: Das Problem, dass wir unser Auto dieses Jahr im Regen nicht richtig zum Gehen bringen, kriegen wir einfach nicht weg. Ansatzweise war das auch schon 2011 so, seit dem Wechsel zu Pirelli.

Mit deren Regenreifen kommen wir einfach nicht so gut klar wie früher mit denen von Bridgestone, mit denen wir einen echten Vorteil hatten. Wir haben da auf den Hinterreifen einfach zu wenig Grip. Im übrigen hat bei uns am Samstag im Qualifying auch das Timing einfach nicht gestimmt. Wir waren zwei Minuten zu früh draußen. Da hat jemand nicht richtig auf die Uhr geschaut - so etwas darf in der Formel 1 einfach nicht passieren. Zehn oder 20 Sekunden, das kann mal passieren, aber zwei Minuten? Deswegen war ich auch ein bisschen sauer, denn ich weiß, dass wir es eigentlich besser können und wir hätten eben locker mit beiden Autos in Q3 sein können.

Sutil bleibt optimistisch, Foto: Sutton
Sutil bleibt optimistisch, Foto: Sutton

Das hätte einfach besser ausgesehen, auch wenn ich nicht glaube, dass dann im Rennen viel mehr dabei heraus gekommen wäre. Paul ist von Platz fünf gestartet und den hatte ich vor seinem Ausfall auf der Strecke schon wieder überholt. Die Leute vor uns waren einfach zu stark an dem Tag, wir können im Moment nicht schneller. Trotzdem habe ich den Kampf um Platz fünf in der Konstrukteurs-WM gegen McLaren noch nicht aufgegeben. Erstens bin ich grundsätzlich immer Optimist, zweitens haben wir den Vorteil, dass wir zwei starke Fahrer im Team haben, während Perez im Vergleich zu Button doch öfters mal ein bisschen mehr Probleme hat.

Und drittens glaube ich, dass es durchaus gehen müsste, das mechanische Setup des Autos auch mit den neuen Beschränkungen wieder besser hinzubekommen. Wenn es auf dem alten, gewohnten Weg nicht mehr geht, muss man eben einen neuen suchen, irgendwelche Umwege. Es gibt immer Möglichkeiten, man muss sie nur finden. Natürlich wären auch Updates hilfreich, da wird es freilich keine mehr geben, aber ich bin sicher, wir können auch unser vorhandenes Paket noch deutlich weiter optimieren. Es kommen noch einige Strecken, die uns liegen sollten, auch Fahrerstrecken wie Singapur und Suzuka, die ich sehr gern mag, wo man einiges herausholen kann, dann können Wettereinflüsse dazu kommen. Man muss nur seinen Kopf zusammen halten, um auch mit einem vielleicht nicht so optimalen Auto in die Punkte zu fahren.